Emmanuel Macron – Europas Anführer
Der französische Präsident, der mit Frankreich wie alle seine Vorgänger im Schatten von Deutschland stand, als dieses noch die vor allem im Ausland so beliebte Angela Merkel an seiner Spitze hatte, nutzt die Gunst der Stunde, das zu ändern. Olaf Scholz ist neu im Amt und ziemlich sprachlos. Frankreich hat mit dem Jahreswechsel in der Europäischen Union den Ratsvorsitz übernommen.
Emmanuel Macron betätigt sich mit der EU im Rücken in der Ukraine-Krise quasi als Chefdiplomat, einer Rolle, in der sich französische Präsidenten schon immer zu gefallen wussten. Er reiste zunächst nach Moskau, wo er sechs Stunden, nach eigenem Bekunden vielversprechend, mit Wladimir Putin verhandelte, dann in die Ukraine, um dort auch Präsident Wolodymyr Selenskyj für seine diplomatische Offensive, bei der jede Seite Abstriche machen muss, zu gewinnen. Gemeinsam wird Macron dann mit dem US-Rückkehrer Scholz die Ergebnisse dieses Verhandlungs-Marathons in Berlin präsentieren. Am Ende wird es Macron gelungen sein, den Konflikt, der im Ernstfall nur Verlierer kennt, etwas zu deeskalieren und Europa auf weltpolitischer Bühne sichtbar zu machen. Macron hat dabei nicht ganz uneigennützig gehandelt. Er will auch im heimischen Wahlkampf punkten. Dort liefert er sich zurzeit einen erbitterten Schlagabtausch mit seinen politischen Gegnern. Der Auftakt der französischen Präsidentschaftswahlen ist mit dem ersten Urnengang bereits am 10. April.
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