Autos und Politik – Lesson Learned
2009 gab der Staat in zwei Schritten für 5 Mrd. Euro Anreize für den Autokauf. Energie- und Umwelteffekte hielten sich abseits einer durchaus willkommenen Flottenmodernisierung in Grenzen, denn die „Abwrackprämie“ beschränkte sich anders als diesmal nicht auf E-Autos.
Zudem führte die Förderung zu Vorzieheffekten, die in der Zulassungsstatistik schnell verpufften. Auch dankte die deutsche Autoindustrie es der Politik nicht, tat zunächst wenig für die Entwicklung neuer umweltfreundlicher Antriebstechnologien, sonnte sich vielmehr in immer höheren weltweiten Absatzzahlen vor allem in China und schockte Politik und Autofahrer mit einem bis heute auf ihr lastenden Dieselskandal. Die Voraussetzungen für ein erneutes nahezu unkonditioniertes Milliardengeschenk waren damit schlecht. Vor allem mit ihrer lange fehlenden Einsicht und dem oft arroganten Auftreten ihrer Anführer hat sich die Autoindustrie im Berliner Politikbetrieb keine Freunde gemacht und war zunehmend in eine Rolle gerutscht, die eigentlich seit der Finanzkrise den „bad banks“ vorbehalten war.
Die Kritik der Branche am jetzt genehmigten staatlichen Geld nur für E-Autos hält sich gleichwohl in Grenzen. Es entlastet die Hersteller, die mit gewaltigen Summen Versäumtes nachholen müssen. Entsprechend positiv reagieren auch die Kurse gelisteter Autohersteller und deren Zulieferer mit Wochengewinnen von mehr als 10%. Die ausnahmsweise überaus intelligente Förderung geht das Antriebsthema zudem ganzheitlich an, indem neben die Innovationsprämie für Elektrofahrzeuge auch eine Förderung der Ladesäuleninfrastruktur tritt, denn das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Schließlich kommen die von Berlin genehmigten KI-Milliarden auch dem autonomen Fahren zugute, gar nicht zu reden von der Mehrwertsteuerentlastung, von der jeder private Autokäufer profitieren wird.
Nicht zu übersehen ist in dem Zukunftspaket der große Brocken von 7 Mrd. Euro für eine „nationale Wasserstoffstrategie“, die sogar die Kanzlerin gern hervorhebt, wenn sie nach dem Anteil für Innovationen am Konjunkturpaket gelöchert wird. Zwar ist die Autobranche in der Wasserstoff-Mobilität gespalten, aber zweifellos wird diese Technologie schon im nächsten Jahrzehnt wirtschaftlich zu betreiben sein. BMW plant eine Kleinserie von Brennstoffzellenautos auf X5-Basis. Als Zulieferer setzt vor allem Bosch stark auf die Brennstoffzelle. VW wird sich, solange Herbert Diess regiert, wegen des geringen Wirkungsgrads und hoher Preise zurückhalten.
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