Vermögensverwalter – Das Geheimnis von Pictet
Als Boris Collardi, der langjährige CEO von Julius Bär, im vergangenen Sommer von Zürich nach Genf wechselte, um einer von sieben geschäftsführenden Teilhabern der Privatbank Pictet zu werden, war auch für die letzten Zweifler erkennbar, dass dieses Institut, bei dem seit Gründung 1805 neben den Namensgebern noch die Familien Demole und de Saussure den Ton angeben, in einer Extra-Liga spielt.
Die jetzt publizierten Zahlen untermauern dies. Für das extrem herausfordernde Börsenjahr 2018 meldet die Pictet-Gruppe mit ihren rd. 4 500 Beschäftigten weltweit steigende Erträge und ein allen Widrigkeiten zum Trotz nahezu stabiles verwaltetes und verwahrtes Vermögen von annähend einer halben Billion CHF. Beweis für die Nachhaltigkeit des auf den beiden Säulen Asset- und Wealth Management fußenden Geschäftsmodells. Gekrönt wird es von einer Kernkapitalquote (Tier 1) von 21,1%. Das höchstmögliche Fitch-Rating hat Pictet aus der Zeit vor der Finanzkrise bis heute verteidigt. Während Julius Bär jüngst ankündigte, sich auf Grund verfehlter Kostenziele von ca. 2% seiner Mitarbeiter zu trennen, plant Pictet weltweit sogar 300 Neueinstellungen, vor allem Kundenberater und ITler. Auch mit ihren Investitionen will die Bank antizyklisch sein: „Wir investieren in die Zukunft und haben nichts nachzuholen“, so ein Sprecher zu PLATOW. So hat Pictet schon 2012 mit Avaloq auf eine neue IT-Systemlandschaft gesetzt, einem komplexen Prozess, mit dem sich andere Häuser noch heute in einem raueren und von einem hohen Maß an Regulierung geprägten Umfeld auseinandersetzen müssen. Kern des Erfolgsrezepts von Pictet ist die konsequent gelebte Struktur eines inhabergeführten Hauses. Das Eigenkapital ist unabhängig von externen Stakeholdern. Die geschäftsführenden Teilhaber kaufen sich für die Zeit an der Spitze ein. Was das auch pekuniär bedeutet, zeigt nicht zuletzt der Wechsel von Collardi. Über die Partner, die in das exklusive Gremium berufen werden, entscheiden die Familien. Die eigenen Reihen bilden dabei nur einen „bevorzugten Talentpool“. Renaud de Planta etwa, der neue Seniorpartner, der Nicolas Pictet an der Spitze ablöst, stammt nicht aus einer der Genfer Bankiersfamilien, die Pictet bis heute dominieren.
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