Firmenpleiten – Reicht die Vorsorge der Banken?
Gestiegene Zinsen, hohe Teuerungsraten und der gewaltige Transformationsdruck fordern die Unternehmen heraus. Für Galeria, Dr. Schneider Kunstwerkstoffwerke, Hans Hess Autoteile und viele andere brachte diese Gemengelage das Fass zum Überlaufen.
Sie gingen 2022 insolvent. Bundesbank und BaFin sind alarmiert und warnen die Banken seit Herbst vergangenen Jahres unisono. Das Risiko für Kreditausfälle sei gestiegen. Weniger bei Privaten, aber bei Unternehmen könnten durch sinkende Erträge und höhere Zinsaufwendungen die Ausfallrisiken zunehmen, hieß es bereits im Finanzstabilitätsbericht der Notenbank vom November und BaFin-Präsident Mark Branson bestätigte wenige Wochen später ein „gestiegenes Insolvenzrisiko“.
Die Vorstände der Banken und Sparkassen bleiben dennoch geradezu stoisch gelassen. Auch im 2. Quartal 2023, so ist aus den uns bekannten Statements unschwer abzulesen, werden die Institute es kaum für nötig erachten, zusätzliche Risikovorsorge zu bilden. Ihre Zurückhaltung bei der Vorsorge schlägt unmittelbar auf den Ertrag durch und lässt die Ergebnisse besser aussehen. Das ist gefährlich. So hatte die Bundesbank Ende 2022 die bis dahin vorgenommenen Wertberichtigungen und Rückstellungen in Summe auf gerade mal ein halbes Prozent des gesamten Kreditbestandes aller deutschen Institute beziffert.
Entsprechend sah Joachim Wuermeling, der die Bundesbank Ende des Jahres in Richtung ESMT verlässt, schon damals „Raum für weitere Risikovorsorge“. Und Claudia Buch, die als Vizepräsidentin in seine Fußstapfen getreten ist, argumentiert ähnlich. Geldhäuser müssten sich viel stärker auf negative Szenarien vorbereiten und umsichtig Risikovorsorge betreiben.
Was den Unternehmen in den Jahren der Pandemie viel geholfen hat, waren staatliche Hilfsprogramme, die Insolvenzaussetzung sowie später auch der von Justizminister Marco Buschmann durchgesetzte und noch bis zum 31.12.23 geltende verkürzte Prognosezeitraum für die Überschuldungsprüfung. Zukünftig dürften die Risiken aber wieder steigen, sind sich die Experten einig. Der langfristige Trend bei den Firmenpleiten dreht bereits.
Vor zehn Jahren wurden lt. Creditreform noch 28 720 Unternehmensinsolvenzen registriert. Bis 2021 hatte sich diese Zahl bis auf 14 130 mehr als halbiert. 2022 stiegen die Firmenpleiten erstmals wieder auf 14 700 und im ersten Halbjahr 2023 auf 8 400. Die prozentuale Zunahme von 16,2% gegenüber Vorjahr ist die höchste seit 2002. afs
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