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Swiss Re – Einäugig unter Blinden

Swiss Re in Zürich
Swiss Re in Zürich © Swiss Re

_ Es ist gerade mal knapp drei Jahre her, da wollte der Rückversicherer Swiss Re (nach Prämien die Nr. 2 der Welt) bei ESG-Themen ganz vorne mit dabei sein.

Als damals die Net Zero Insurance Alliance (NZIA) ins Leben gerufen wurde, eine Initiative der Vereinten Nationen (UN) mit führenden Erst- und Rückversicherern, um zu einer klimaneutralen Wirtschaft beizutragen, war Swiss Re Gründungsmitglied. Auch die von Investoren geleitete Initiative Climate Action 100+, die sicherstellen möchte, dass die größten Treibhausgasemittenten Maßnahmen für das Klima ergreifen, unterstützten die Schweizer.

Vor wenigen Tagen wurde nun bekannt, dass der Rückversicherer bei Climate Action 100+ nicht mehr mitmischen möchte. Einen Medienbericht bestätigte Swiss Re gegenüber PLATOW. Die NZIA verließ man schon vor über einem Jahr. Hat der Rückversicherer also keine Lust mehr auf Nachhaltigkeit? Die offizielle Begründung in Sachen Climate Action 100+ ist eine andere. Man habe beschlossen sich zurückzuziehen, da „wir die Anzahl unserer Nachhaltigkeitsvereinbarungen straffen wollen“, so Swiss Re zu PLATOW.

„Unsere gruppenweite Nachhaltigkeitsstrategie, unsere Ambitionen und Verpflichtungen, zu denen auch neue Underwriting-Ziele gehören, die Swiss Re auf ihrem Weg zum Netto-Nullgeschäft unterstützen, bleiben unverändert, ebenso wie unsere volle Überzeugung von der Bedeutung der Nachhaltigkeit für unser Geschäft.“ Zum Austritt aus der NZIA will sich der Konzern gar nicht äußern.

Tatsächlich haben viele große Versicherer die NZIA verlassen. Auch die Zurich Versicherung und die Allianz verabschiedeten sich. Die Gründe dürften für alle ähnlich gewesen sein: Die Anti-ESG-Bewegung in den USA schlug zu. Die republikanischen Generalstaatsanwälte von 23 US-Bundesstaaten schrieben einen Brief an die Versicherer und zweifelten die Legalität des Bündnisses an. Der Hauptvorwurf: Sie würden eine aktivistische Klimaagenda betreiben. Bei den UN haben sie inzwischen auf die Vorwürfe reagiert. Die NZIA heißt nun Forum for Insurance Transition to Net Zero (FIT) und hat eine andere Struktur. Die Frage, ob Swiss Re sich nun erneut einen Beitritt vorstellen könne, wollte der Konzern nicht beantworten.

Die Wirkung der UN-Initiative war ohnehin umstritten. „Wir hatten bei der NZIA schon immer gemischte Gefühle, die Ansprüche an die Mitglieder waren nie sonderlich hoch“, sagt Nora Scheel, Campaignerin bei der Schweizer NGO Campact. Und wie steht es um die Nachhaltigkeit des Versicherers? „Swiss Re gehört in Sachen Nachhaltigkeit zu den weltweit führenden Versicherern, allerdings ist das Niveau der Branche insgesamt ziemlich niedrig“, so Scheel. „Die Versicherungsbranche ist noch weit vom 1,5-Grad-Pfad entfernt.“ Swiss Re ist also immerhin der Einäugige unter den Blinden. jan

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