Olearius-Prozess – Staatsanwaltschaft in der Defensive
Verhandlungstermin am Montag auf der Kippe _ Der seit Mitte März unterbrochene Cum-Ex-Prozess gegen den früheren M.M. Warburg-Chef Christian Olearius wird immer mehr zur Posse. Der für Montag (10.6.) geplante Verhandlungstermin wurde offiziell abgesagt.
Am Freitag hieß es allerdings, er könne wohl doch stattfinden. Eine Bestätigung dafür war bis Redaktionsschluss jedoch nicht zu erhalten. Spannend dürfte bei der Fortsetzung des Olearius-Prozesses vor allem werden, wie Gericht und die Staatsanwaltschaft darauf reagieren, dass die Glaubwürdigkeit des Kronzeugen der Anklage, ein ehemaliger Kanzlei-Partner von Cum-Ex-Mastermind Hanno Berger, schwer erschüttert wurde.
Der Kronzeuge hatte vor Gericht ausführlich über ein Treffen mit Olearius und Berger in der Hamburger Warburg-Zentrale Anfang 2007 berichtet, bei dem angeblich die Details des geplanten Cum-Ex-Raubzugs besprochen wurden. Demnach hätte Olearius entgegen seinen Beteuerungen gewusst, dass es sich bei den geplanten Dividenden-Geschäften um illegale Cum-Ex-Deals handelte. Anhand von Kalendereinträgen wies die Verteidigung jedoch nach, dass der Kronzeuge an dem vermeintlichen Meeting gar nicht teilgenommen haben konnte. Er saß zu dieser Zeit in London beim Friseur, um sich für den Wiener Juristenball schniegeln zu lassen.
Kurz vor ihrem Ausscheiden aus dem Staatsdienst ließ Cum-Ex-Chefanklägerin Anne Brorhilker noch schnell Anklage gegen den tief in den Cum-Ex-Sumpf verstrickten Kronzeugen erheben. Als seinen Rechtsbeistand für den drohenden Prozess engagierte der Kronzeuge den Star-Anwalt Alfred Dierlamm. Der sorgte erst jüngst für Schlagzeilen, weil er sein Mandat als Verteidiger von Ex-Wirecard-Chef Markus Braun Knall auf Fall niederlegte. Als Begründung für den Rückzug gab Dierlamm an, dass das 17 Mio. Euro schwere Budget der Managerhaftpflicht von Wirecard aufgebraucht sei. fm
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