Höhere Zahlungsausfälle belasten Kreditversicherer
Deutsche Unternehmen sind derzeit mit deutlich höheren Zahlungsausfällen konfrontiert als in den Vorjahren. Nach einer Hochrechnung des Versichererverbands GDV müssen die Warenkredit- und Kautionsversicherer im laufenden Jahr für Schäden in Höhe von fast 900 Mio. Euro geradestehen. Das entspricht einer Steigerung von über 60%.
Die Schaden-Quote ist über alle Sparten hinweg von 41 (2018) auf jetzt 64% angestiegen. In dem aktuell schwachen wirtschaftlichen Umfeld decken die deutschen Kreditversicherer in diesem Jahr mit 495 Mrd. Euro höhere Ausfallrisiken als zuvor (+2%).
Den mit Abstand höchsten Einzelschaden für die Kreditversicherer richtete die Insolvenz von Thomas Cook an, mit einer auf maximal 110 Mio. Euro gedeckelten Versicherungssumme, gefolgt vom Aus des Windenergieunternehmens Senvion mit 82 Mio. Euro sowie der Pleite des Anlagenbauers und Zulieferers Eisenmann mit 42 Mio. Euro. Und die Assekuranz ahnt nichts Gutes. „Wir sind nach vielen Jahren einer robusten Konjunktur an einem Wendepunkt angekommen“, sagt Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung beim GDV. Außerhalb des Verbands verantwortet der promovierte Jurist das Kreditversicherungsgeschäft bei Atradius in Deutschland sowie Mittel- und Osteuropa. Am Beispiel der Automobilbranche, wo Entlassungen und Kurzarbeit bereits an der Tagesordnung sind, verdeutlicht der Manager, dass die Arbeitslosenzahlen auch wieder steigen könnten. Gleichzeitig sieht er die Automobilindustrie nicht nur als Motor des Abschwungs. In dieser Branche würden auch die größten Risiken für die Kreditversicherer stecken.
Infolgedessen gibt sich der GDV bei den Unternehmensinsolvenzen ebenfalls pessimistisch. Nach einer Stagnation in diesem, dürfte die Anzahl der Unternehmenspleiten im nächsten Jahr erstmals seit der Finanzkrise wieder anwachsen, um 2% auf 19 700. Einen genaueren Überblick zum Stand der Insolvenzen in Deutschland liefert die Wirtschaftsauskunftei Creditreform nächste Woche in Frankfurt, worüber wir im PLATOW Brief berichten werden.
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