Lufthansa – Was nun passieren muss
Schmerzliche Trennung vom Tafelsilber _ Der Staatseinstieg als Schutz vor einer Insolvenz der Lufthansa war ein holpriger Weg. Nun war der Milliardenkredit des Bundes nicht das rettende Ziel, sondern nur die erste Etappe. Jetzt fängt die Arbeit für Cheflufthanseat Carsten Spohr erst an.
In einem ersten Schritt bringt Spohr ohne großes Aufsehen zu erregen Ruhe in den Vorstand, nachdem Finanzchef Thorsten Dirks (Gerüchten zufolge wegen des verordneten Verzichts auf Boni) den Kranich verlässt. Ohne lange zu fackeln, übernimmt Spohr die Führung als CEO und CFO, jedoch nur interimistisch.
In Personalunion muss der Kapitän nun den Rotstift ansetzten. Nur mit Personalcuts sind der Abbau des auf rd. 26 Mrd. Euro geschätzten Schuldenbergs und vor allem das Ziel, bis 2023 die Staatshilfe zu tilgen, nicht zu erreichen. Der Kranich muss ans Tafelsilber. Notverkäufe soll es zwar keine geben, versichert AR-Chef Karl-Ludwig Kley. Lange warten kann Lufthansa aber auch nicht. Am schmerzlichsten wäre der Verkauf von LH Technik (LHT), ist die Tochter doch bis dato ein Ertragsperle des Konzerns. Offiziell bestätigt ist ein Verkauf nicht, doch der Gedanke dazu reift im Vorstand und aus Konzernkreisen heißt es, dass kaum ein Weg daran vorbeiführe. Schon vor Corona waren der Mutter die Inhouse-Kosten, die die Technik erhebt, ein Dorn im Auge. Sie wurden aber geduldet, da sie letztlich in der Familie blieben. Aber am Markt lassen sich solche Dienstleistungen deutlich günstiger einkaufen und das muss Spohr nun einpreisen. Denkbar ist, dass die Hansa eine Mehrheit der Technik veräußert und einen Teil behält. Die Line Maintenance, also Technikarbeiten am Flieger bei laufender Operation, wurden schon zurückgegliedert in die Mutter. Als lukrative Filetstücke bleiben das Engineering, das Transition Management und auch die Heavy Maintenance an den außereuropäischen Hubs des Kranichs. Sogar Aktionär Heinz Hermann Thiele wird Interesse an LHT nachgesagt.
Doch auch die großteils in Konzernbesitz befindliche Flotte wird die Hansa nicht halten können. Ein „sell and lease back“-Verfahren erlaubt es der Airline aber, nach Verkäufen von Fliegern jene Maschinen zurückzuleasen. Dann fallen zwar laufende Leasingkosten an, aber der Verkauf bringt Liquidität. Dass Lufthansa Flieger an andere Airlines abgibt, ist unwahrscheinlich, stecken die Branchenkollegen doch ebenfalls in der Krise. Vielmehr dürfte Spohr auf Leasinggesellschaften wie die GECAS hoffen. Letztlich wird Lufthansa für ihre Rettung einen hohen Preis zahlen.
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