H&M – Stresstest für neue Chefin
Corona trifft auch das schwedische Modeimperium H&M hart. Nachdem der Fast Fashion-Star von Familie Persson 2019 nach drei schweren Jahren endlich wieder Fuß gefasst hatte, ist der Shutdown in 54 der weltweit 74 H&M-Märkte jetzt der nächste Stresstest für den Konzern und der erste für Chefin Helena Helmersson.
Erst Ende Januar hatte die 47-Jährige den Stab von Karl-Johan Persson, dem Enkel des Firmengründers, übernommen, der im Mai seinen Vater, Stefan Persson, als AR-Chef ablösen soll. Jetzt muss Helmersson durchstarten und ihre Qualitäten als Krisenmanagerin beweisen. Den Clan hat sie hinter sich. Durch den Verzicht auf Dividende will die Familie, die über 50% der Aktien hält, ihr mehr finanziellen Spielraum verschaffen. Den werde sie brauchen, so die H&M-Lenkerin im Q1-Call.
Mit jedem Tag, den die Läden (zurzeit 3 778 von 5 065) zu bleiben, schlittert der Inditex-Rivale tiefer in die Krise. Nach starkem Auftaktquartal (per 29.2.) mit 8% mehr Umsatz und einem fast verdoppelten Vorsteuerergebnis von 228 Mio. Euro (2,5 Mrd. SEK) wird H&M im Q2 rote Zahlen schreiben, kündigt die CEO an. Im März brachen die Umsätze bereits um 46% ein. Lichtblick ist das Online-Geschäft. Hier zahlt sich der harte Umbau aus. Die Erlöse schnellten um satte 48% im Q1 und 17% im Krisenmonat März in die Höhe. 47 der 51 Online-Shops sind offen, was Helmerssons Zuversicht stützt, dass H&M auch nach dem Spuk stark dastehen werde.
Bis dahin wird der Gürtel enger geschnallt: Investitionscut, Ausweitung der Kreditlinien, Kurzarbeit für Zehntausende rund um den Globus. Allein in Deutschland hat H&M Kurzarbeitergeld für fast 20 000 Beschäftigte für den Zeitraum März bis Mai angemeldet. Es seien viele schwierige Entscheidungen zu treffen, bestätigt Helmersson. Auch über Mietaussetzungen. Ein PR-Debakel wie Adidas blieb H&M trotz viel Kritik bislang erspart. Blitzableiter für viele Einzelhändler ist derweil Adidas-Chef Kasper Rorsted.
Nach seinem öffentlichen Kniefall und der Zusage, Ladenmieten weiter zu zahlen, wird nun mit der KfW über einen Notkredit in Höhe von angeblich 1 Mrd. bis 2 Mrd. Euro verhandelt. Freitag schaltete sich der HDE in die Debatte ein. Vermieter sollten auf Teile (50%) der Miete verzichten, fordert Verbandschef Stefan Genth.
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