Commerzbank erwartet tiefere Rezession als nach Lehman-Pleite
Viele Ökonomen tun sich derzeit mit Prognosen schwer. So auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer, der, wie viele seiner Kollegen, die diesjährige Wirtschaftsentwicklung für Deutschland von der Dauer der rigorosen Corona-Sperrmaßnahmen der Bundesregierung abhängig macht.
Klar ist für ihn derzeit nur, dass das zweite Quartal im Vergleich zum Auftaktquartal „grottenschlecht“ ausfallen wird. Krämer prognostiziert für das zweite Quartal einen Konjunktureinbruch von 7,5%. Sollte die Wirtschaft spätestens im Sommer wieder in den Normalmodus zurückgekehrt sein, sehen seine Schätzungen fürs Gesamtjahr ein Minus von 3,5% vor.
Dies spricht für eine deutliche Erholung im zweiten Halbjahr. Krämer weist aber ausdrücklich darauf hin, dass Abweichungen von seiner Prognose, also die Schätzungen anderer Volkswirte, keine qualitativen Unterschiede bedeuten, sondern lediglich verschiedene Annahmen, die zu einer abweichenden Prozentzahl führen. Krämer erwartet „eine tiefere Rezession als nach der Lehman-Pleite“ und belegt dies mit dem schnelleren Rückgang des ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland im Vergleich zur Finanzkrise.
Auch beim Thema Inflation wird derzeit viel diskutiert. Anders als die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre oder die Finanzkrise lässt die Corona-Krise das Angebot an Gütern und Dienstleistungen schneller sinken als die Nachfrage, die von staatlichen Hilfen gestützt wird. Dieser Nachfrageüberhang spricht grundsätzlich für mehr Inflation, wobei dieser Effekt bis auf Weiteres durch krisenbedingt niedrigere Lohnabschlüsse und den gefallenen Ölpreis weitgehend kompensiert wird. Allenfalls auf längere Sicht, so Krämer, könnte die Inflation etwas steigen, weil die Epidemie die De-Globalisierung beschleunigt. Hier erwartet der Commerzbank-Experte künftig in vielen Ländern eher lokal aufgestellte Produktionsketten, was sich auch auf die Lieferketten auswirkt.
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