Pensionsrisiken drücken auf die Aktienkurse
Nicht nur die Lebensversicherer leiden unter der Zinsflaute und den damit verbundenen weiter steigenden Kapitalpuffern in ihren Bilanzen. Auch die großen börsennotierten Unternehmen belastet die Zinsentwicklung zunehmend.
Hohe Pensionsrisiken haben einen negativen Einfluss auf die Aktienkursentwicklung der DAX30- und MDAX-Unternehmen. Das haben jetzt der spezialisierte Risiko- und Asset Manager Insight Investment, eine Tochter der Bank of New York Mellon, und die Frankfurt School of Finance & Management herausgefunden. Für den Versicherungskonzern Allianz etwa ist es damit eine Doppelbelastung. Die Allianz ist nicht nur ein DAX-Wert. Wie am Montag bekannt wurde, musste die Konzerntochter Allianz Leben zudem die laufende Verzinsung nach drei Jahren Stabilität um 0,3 Prozentpunkte senken. Bei klassischen Leben-Policen liegt sie beim Münchener Marktführer jetzt bei 2,5%. Im Schnitt dürfte die laufende Verzinsung für Neuverträge im nächsten Jahr bei klassischen privaten Rentenversicherungen nach Angaben der Ratingagentur Assekurata bei rd. 2,3% liegen.
Für Aktieninvestoren sind aber zunächst die Ergebnisse des ersten Insight Investment Pension Monitors von großer Bedeutung. Vergleicht man die „Top 50%“-Unternehmen (geringste Pensionsrisiken) mit den „Bottom 50%“-Unternehmen (höchste Pensionsrisiken), erzielte die Top-Gruppe eine Überrendite bei der Aktienkursentwicklung von 5,2% p. a., was einem jährlichen relativen Mehrwert für Aktionäre in Höhe von 80 Mrd. Euro entspricht.
Die Pensionsrisiken haben auch Einfluss auf die Refinanzierungskosten von Unternehmen. Die Untersuchung ergab, dass niedrige Pensionsrisiken mit niedrigeren Fremdkapitalkosten verbunden sind. „Die Ergebnisse lassen den Rückschluss zu, dass der Kapitalmarkt Pensionsrisiken zumindest teilweise bewertet“, so Wolfgang Murmann, Head of Solutions Germany bei Insight Investment. Für Olaf Stotz, Experte für Asset Management und Pension Economics an der Frankfurt School, ist das Kern-Ergebnis insofern überraschend, weil der Markt im Normalfall die Übernahme von Risiken durch Investoren mit einer Zusatzrendite kompensiert.
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