Deutsche Banken geben Zinsanstieg langsamer weiter als Nachbarn
Sparer in Österreich und Kroatien besser dran _ Es ist ein Angebot, das für Aufsehen sorgt. Seit Februar bietet die Oldenburgische Landesbank (OLB) Neukunden 5% Zinsen auf Tagesgeld.
Der Satz liegt damit sogar über dem offiziellen Leitzins der EZB von 4,5%. Die Sache hat für Sparerinnen und Sparer jedoch mehrere Haken. So zahlt die Bank den Zins nur drei Monate lang. Zudem kann sie das Lockvogelangebot jederzeit beenden.
Wer in Deutschland hohe Zinsen bekommen will, muss lange suchen. Dabei hat die EZB die Sätze seit Juli 2022 so stark angehoben wie noch nie in ihrer Geschichte. Insgesamt zehnmal in Folge erhöhte sie den Leitzins von 0 auf 4,5 %. Beim deutschen Sparer ist davon allerdings relativ wenig angekommen. Im Vergleich zu anderen Euro-Ländern erhielt er zuletzt im Schnitt deutlich geringere Zinsen auf seine Ersparnisse. Dagegen haben die Banken die Zinsen für Kredite schnell erhöht. Laut der Bundesbank galt das vor allem für Wohnungsbaukredite, wo die Zinsen schneller stiegen als in früheren Phasen der geldpolitischen Straffung. Wer sich Geld für ein neues Haus leihen wollte, musste direkt mehr Zinsen zahlen.
Dagegen gaben die Geldhäuser die höheren Zinsen deutlich langsamer an die Sparer weiter, vor allem bei täglich fälligen Einlagen. Schon in der Vergangenheit ließen sich die Banken hiermit Zeit. In der aktuellen Zinserhöhungsphase ab 2022 waren sie bei der Weitergabe aber noch träger als sonst. Anders sah es bei den Termineinlagen aus. „Die verzögerte Zinsweitergabe könnte an dem ungewöhnlich schnellen Zinsanstieg liegen,“ folgert die Bundesbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht. Sie verweist darauf, dass die Banken die Einlagenzinsen im Neugeschäft zuletzt bereits stärker erhöht haben. Zudem geht sie davon aus, dass immer mehr Sparer in Termineinlagen ausweichen. Dies wird nach ihrer Prognose das Zinsergebnis der Banken 2024 deutlich belasten.
Ob die höheren Zinsen überhaupt noch bei den Sparern ankommen, ist ungewiss. Denn inzwischen hat die EZB bereits signalisiert, dass sie die Zinsen bald wieder senken könnte. Aktuell gilt der Juni als wahrscheinlichster Zeitpunkt für den ersten Schritt. Das dürfte sich auch auf das Verhalten der Banken auswirken. Laut einer Bundesbank-Studie geben sie höhere Zinsen weniger stark weiter, wenn sie den Anstieg als vorübergehend ansehen. Auch wenn die meisten Ökonomen nicht davon ausgehen, dass die Zinsen wieder auf das Niveau vor der Pandemie fallen, erwarten sie doch einen deutlichen Rückgang. Investoren preisen derzeit mehr als drei kleine Zinssenkungen für 2024 ein. jam
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