S&P 500 – Bulle oder Bär?
Die Initialzündung zur Rally ging vom Erreichen des Inflationsgipfels im Herbst aus, der die Hoffnung auf ein Ende des Zinsanhebungszyklus nährte. Der Anstieg in den USA wurde von zinssensitiven Technologietiteln angeführt, die zusätzlichen Auftrieb erhielten durch das Zukunftsthema „Künstliche Intelligenz“: Apple, Microsoft, Meta, Alphabet, Amazon, Nvidia, Tesla (zusammen fast 30% der Marktkapitalisierung) waren für rd. 90% des Kursanstiegs im S&P 500 verantwortlich. Die übrigen 493 Unternehmen blieben in diesem Jahr fast unverändert, was in der YTD-Performance des Index von rd. 5% auf gleichgewichteter Basis zum Ausdruck kommt. Die Rally steht auf wackligen Beinen.
Die Pessimisten bezeichnen den jüngsten Anstieg daher nicht ganz unbegründet als „Bärenmarktrally“. Ihr gewichtigstes Argument ist die schwächelnde Wirtschaft. Zwar hat die Fed ihre Prognose für das US-Wirtschaftswachstum 2023 von 0,4 auf 1,0% angehoben. Demgegenüber stehen aber die erwarteten Gewinnrückgange für 2023: Mittlerweile preist der Konsens einen Gewinnrückgang von fast 10% im S&P 500 ein, Morgan Stanley erwartet sogar einen EPS-Rückgang von 16%. Sinkende Gewinnerwartungen bei steigenden Kursen führt zu hohen Bewertungen. Das zwölf Monate in die Zukunft gerichtete KGV im S&P 500 liegt bei rd. 19 und damit über dem langjährigen Median (17). Da aber nur wenige Aktien zu dem Bewertungsanstieg beigetragen haben, lädt die Situation zum Stock Picking in der 2. Reihe ein.