Märkte

Neuer Treibstoff für die Börse?

Neel Kashkari nahm am Donnerstag (4.4.) mächtig Dampf aus dem Börsenkessel. Vielleicht seien 2024 gar keine Zinssenkungen notwendig, mutmaßte der derzeit allerdings nicht stimmberechtigte Fed-Gouverneur aus Minneapolis.

Neel Kashkari
Neel Kashkari © Fed

Seine Spekulation schüttete ebenso wie der starke US-Arbeitsmarktbericht am Freitag Wasser auf die Mühlen der Skeptiker: Laut dem FedWatch-Tool der Chicago Mercantile Exchange positionieren sich Anleger mittlerweile nur noch für drei Zinssenkungen bis zum Jahresende – zu Jahresbeginn waren es bis zu sechs.

Fehlt dem Zaubertrank, der die globalen Börsen in diesem Jahr von einem Rekord zum anderen jagte (allein der DAX hat 28 Allzeithochs markiert), ohne Zinssenkungsfantasie ein wichtiges Elixier? Sicherlich. Denn weniger stark fallende Zinsen haben z.B. über höhere Zinskosten einen negativen Einfluss auf die Gewinne und damit das „G“ im Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV).

Es könnte aber auch anders kommen: Denn die Zinsen sinken wohl weniger stark, weil die Konjunktur besser läuft und die Unternehmensgewinne höher ausfallen könnten. Das hat zwei Auswirkungen: Zum einen werden künftige Gewinne bei der Berechnung des Unternehmenswerts bei steigenden Zinsen stärker abdiskontiert. Der Wert der Unternehmen fällt also. Fallen die Zinsen hingegen, steigt der Wert, weil Investoren bereit sind mehr zu bezahlen.

Zum anderen könnten Analysten die besser laufende Konjunktur bei der Kalkulation der aktuellen Gewinne unterschätzt haben. Laut Factset erwarten die Analysten für den Gewinn je Aktie der S&P 500-Unternehmen im Schnitt einen Zuwachs von 3,6% gegenüber Vorjahr. Damit haben die Analysten ihre Schätzungen seit Jahresende zwar um 2,5% gesenkt, doch in den vergangenen fünf Jahren (Schnitt: -3,7%) fiel die Revision deutlich stärker aus.

Liefern die S&P-Unternehmen bei der am kommenden Freitag beginnenden Berichtssaison sogar noch besser als erwartet ab, kontrahiert das 12-Monats-Forward-KGV des S&P 500 (aktuell: 20,9) in Richtung 5J-Schnitt (19,1). Was am Ende stärker wirkt – der negative Einfluss höherer Zinsen oder der positive Einfluss steigender Gewinne – wird sich zeigen. kdb

Abonnieren Anmelden
Zum PLATOW Brief