Netflix – Anleger spielen zu früh den Blues
Nachdem die Zahl der Netflix-Abonnenten in den vergangenen Jahren von einem Rekord zum nächsten sprang, stagnieren die Zuwächse inzwischen. Das ist nicht verwunderlich und auch erst recht kein Drama, wie derzeit vielfach zu lesen ist. Es ist völlig normal, dass ein Markt irgendwann erschlossen ist. Das Problem für Netflix: Neue Kunden bringen frisches Geld. Und genau das wird nun weniger.
Im Q3 wuchsen die Neuabos nur noch um 21,4%, nach 21,9 und 25,2% in den beiden Quartalen zuvor. Für das Q4 rechnen die Kalifornier nur noch mit einem Plus von 19,2%. Denn dann kommen auch Disney und Apple mit eigenen Streaming-Angeboten auf den Markt und punkten mit deutlich günstigeren Preisen. Analysten und Aktionäre hatten mehr erwartet und straften die Nasdaq-Aktie (270,30 US-Dollar; US64110L1061) zuletzt ab. Zu Unrecht: Denn die Erwartungen sind angesichts der Entwicklung von Netflix und des Marktumfelds nicht mehr zeitgemäß. Der Fokus sollte künftig v. a. auf dem Erhalt der aktuell weltweit 158 Mio. Bestandskunden liegen anstatt nur auf dem Neukundenwachstum. Mit dem breiten Angebot an (eigenen) Inhalten bedient Netflix die unterschiedlichsten Geschmäcker. Wer Kunde ist, wird nicht kündigen, weil es weitere Anbieter gibt. Die günstigen Preise von Disney und Apple dürften eher dazu führen, dass viele User diese noch hinzubuchen; auch, um möglichst viele Filme und Serien abrufen zu können. Denn was bei Netflix läuft, gibt es nicht bei Disney oder Apple – und umgekehrt.
Operativ steht der Konzern bestens da. Der Umsatz stieg von Januar bis September um 26,5% auf rd. 14,7 Mrd. Dollar, der operative Gewinn legte 54,4% auf über 2,1 Mrd. Dollar zu. Das 2019er-Margenziel von 13% sollte keine Hürde mehr sein, 2020 will CEO Reed Hastings 16% schaffen. Und auch wenn im Schlussquartal mit 7,6 Mio. Nutzer weniger Neukunden als im Vj.-Zeitraum (8,8 Mio.) ein Abo abschließen, bringen sie noch immer einen Umsatzzuwachs von rd. 1 Mrd. Dollar. Wir stimmen daher nicht in den Netflix-Blues mit ein. Zumal die Aktie nach einem 33%-Verlust im Q3 ein attraktives Einstiegsniveau erreicht hat und zuletzt leicht zulegen konnte.
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