Gold

Gold im Superzyklus? Was für die große Bewegung spricht

Im zweiten Teil unserer Goldreihe räumen wir mit den Mythen rund um das Edelmetall auf. Gold gilt als renditeschwach, zyklisch und emotional aufgeladen. Seit dem Ende des Goldstandards hat jedoch kein Asset besser performt. Warum sich der Blick auf das gelbe Metall lohnt, was am Mythos der „mageren Rendite“ dran ist, und wo wir im Zyklus aktuell stehen.

David Giesecke,
Goldbarren und Kurse
Goldbarren und Kurse © Imaging L | AdobeStock

Gold hat als langfristige Anlage nur eine kleine Lobby – Finanzinstitute verdienen wenig daran und empfehlen es daher selten in nennenswerter Gewichtung. Die Mär von der mageren Rendite, die allenfalls die Inflation ausgleicht, hält sich hartnäckig, entspricht aber in unserem heutigen Geldsystem nicht mehr der Realität. Langfristige Performancevergleiche über mehr als ein Jahrhundert blenden häufig aus, dass der US-Dollar über weite Teile des 20. Jahrhunderts an Gold gebunden war – Geld und Gold waren damit faktisch gleichzusetzen. Seit 1971, dem Ende von Bretton Woods, sind der Dollar und damit auch die Weltwährungen nicht mehr an Gold gebunden und der Goldpreis somit frei handelbar.

Entgegen aller Narrative ist Gold seitdem mit einer Performance von 7400% die erfolgreichste Anlageklasse, deutlich vor dem S&P 500 mit 5300%. Zugleich schwankt Gold deutlich weniger und zeigt gerade in Krisenzeiten Stärke. Das macht es zu einem idealen Portfolio-Diversifikator. Seit 2000 liegt Gold mit 1100% vor dem S&P 500 mit 270%. Wohlgemerkt fällt der Startpunkt in den Höhepunkt der Dotcom-Blase Anfang 2000. Der Aktienmarkt befand sich also in einer Übertreibung, während sich Gold auf einem zyklischen Tief befand. Am sinnvollsten ist es daher, Performancevergleiche an klar definierten Fixpunkten auszurichten – etwa dem Beginn eines Jahrhunderts oder bedeutenden geldpolitischen Ereignissen wie dem Ende von Bretton Woods.

Die zyklische Natur des Goldes

Viele Anleger lassen sich von der zyklischen Natur des Edelmetalls abschrecken. So kaufen die meisten erst spät in eine Goldhausse, wenn Euphorie und Positionierung auf dem Höhepunkt sind. Da Gold keine klassischen Bewertungsparameter wie ein Kurs-Gewinn-Verhältnis aufweist, fällt es vielen schwer, den aktuellen Preis des Metalls einzuschätzen. So bewegte sich der Goldpreis von 2011 bis Ende 2023 nur seitwärts und ließ viele frustriert zurück. Gold legt in wenigen Jahren eine beachtliche Performance hin, um in den darauffolgenden Jahren in einer anämischen Seitwärtsbewegung zu konsolidieren. Gold-Bullenmärkte dauern etwa eine Dekade und verlaufen zu Beginn eher gemächlich. Die stärkste Wertentwicklung erfolgt typischerweise in den letzten zwei Jahren, getragen von einem parabolischen Anstieg, der auch die letzten Anleger anzieht.

Wo stehen wir im Zyklus?

Um zu verstehen, wo sich der Zyklus aktuell befindet, helfen sogenannte Ratios. Da sich die globale Geldmenge immer weiter ausdehnt, müssen andere Anlageklassen als Vergleich herangezogen werden, denn der reine Nominalwert von Gold sagt wenig über eine Über- oder Unterbewertung aus. Ein Beispiel ist die „Dow-Gold-Ratio“, bei der der Dow Jones ins Verhältnis zum Goldpreis gesetzt wird. Im logarithmischen Chart lässt sich hier eine klare Bandbreite erkennen. Bisher endete kein Goldbullenmarkt mit einem Verhältnis von über 6. Der Bullenmarkt in den 70er-Jahren drückte die Ratio sogar auf 1. Aktuell liegt sie bei 11, sodass in dieser Betrachtung Gold noch reichlich Luft nach oben hat.

Vieles deutet darauf hin, dass wir uns in einem Superzyklus für Gold befinden. Solche Bullenmärkte gehen meist mit einer Kapitalrotation von US-Aktien in Rohstoffe, Schwellenländer und europäische Märkte einher – wie in den 1970er- und 2000er-Jahren. Diese Bewegung hat gerade erst begonnen. Viele Anleger halten trotz der bisherigen Goldrally weiterhin eine historisch niedrige Allokation, da sie stark auf US-Aktien gesetzt haben. Getragen wurde die Hausse bislang vor allem von Staaten und Zentralbanken.

Bisher in dieser Serie erschienen:

Teil 1: Krisenwährung – Warum Gold gerade jetzt so glänzt

Teil 2: Gold im Superzyklus? Was für die große Bewegung spricht

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