US-Aktien

Euro keine Konjunkturbremse

Zum Jahreswechsel, als der Euro mit 1,0340 US-Dollar ein seit 2003 nicht mehr gesehenes Tief markierte, galt die Parität als gesetzt. Jetzt, nur sechs Monate später, hat er sich auf 1,14 Dollar berappelt. Und schon ertönen erste mahnende Stimmen, dass diese Entwicklung eine Belastung der exportorientierten deutschen Wirtschaft heraufbeschwört.

Gemach, gemach: Seit dreieinhalb Jahren schwankt das Währungspaar in einer moderaten Spanne von ca. 1,05 bis ca. 1,17 Dollar. Entscheidend für die jüngste Stärke des Euro dürften sicher der Wahlsieg von Emmanuel Macron in Frankreich und die anziehende Konjunktur im Währungsraum sein.

Die jüngsten Daten von Eurostat weisen ein BIP-Wachstum in Q1 von 1,9% für die Eurozone aus. Der Vorsprung des US-Wirtschaftsraums ist zusammengeschmolzen. Zudem gilt: Von den deutschen Exporten gehen über 36% in den gemeinsamen Währungsraum, während nur knapp 9% in die USA wandern. Unsere Exportchancen hängen somit weniger vom Wechselkurs als vom wirtschaftlichen Umfeld der Nachbarländer ab.

Auch die Schlagzahl der Notenbanken könnte sich angleichen. Die Protokolle der vergangenen Sitzung des Offenmarkt-ausschusses der Fed haben Zweifel am Tempo der Amerikaner geweckt. Der Startschuss für den Abbau der Bilanz (s. PLATOW Brief v. 7.7.) könnte später beginnen. Jüngste Aussagen von Mario Draghi zur guten Euro-Konjunktur werden dagegen schon mit einem nahenden Ende der lockeren europäischen Geldpolitik verbunden. Das alles spricht für einen festeren Euro. Axel Angermann, Chefvolkswirt der Feri Gruppe, sieht dagegen in den Wahlen in Italien und den unterschätzten weiteren Fed-Schritten Gefahren. Er prognostiziert einen spürbaren Rückgang des Wechselkurses bis zum Jahresende. Wir erwarten, dass der Euro in den nächsten Monaten eher eine Seitwärtsbewegung einschlägt. Damit kann die deutsche Exportwirtschaft gut leben.

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