Halbleiterindustrie

Broadcom – CEO mit Weitsicht

Der Chipkonzern Broadcom sorgte in der abgelaufenen Woche mit einer Offerte von 61 Mrd. US-Dollar für den Software-Anbieter VMware für einen Paukenschlag im Technologiesektor. Broadcom ist für Netzwerk- und Halbleiterprodukte bekannt und beliefert z. B. Apple mit Komponenten für die WLAN-Kommunikation.

Schon seit einigen Jahren treibt Broadcom-CEO Hock Tan einen anorganischen Diversifizierungsprozess voran: Weg vom Brot- und Buttergeschäft, das zu rd. 76% aus dem Komponenten- und zu 24% aus dem Servicegeschäft besteht, hin zu margenstärkerer Software. Jetzt hat es der seit 2006 amtierende Firmenchef also auf die Cloud-Lösungen von VMware abgesehen.

Die ebenfalls in Kalifornien beheimatete Softwareschmiede hat sich auf Virtualisierungs- und Cloud-Anwendungen spezialisiert und wird u. a. im Finanzdienstleistungs- und Gesundheitssektor, aber auch im Hochschulwesen und in der Produktion eingesetzt. Aufgrund des hohen Anteils an Lizenz- und Servicegeschäften hat VMware nur geringe Herstellkosten und kann daher eine starke Bruttomarge von rd. 85% vorweisen, welche wir für Broadcom (61%) als sehr werthaltig erachten. Allerdings sind die Betriebskosten von VMware (54% des Umsatzes) hoch, weshalb die Profitabilität (EBIT-Marge: 30,5%) unter der von Broadcom (31%) liegt. Durch den Zusammenschluss könnten sich Synergieeffekte für beide Seiten ergeben. Dass Tan zudem erfolgreich Integrationen durchführen kann, zeigen die jüngsten Beispiele im Zuge der Übernahmen von CA Technologies (2018) respektive Symantec (2019), die Broadcom eine verbesserte Bruttomarge verschafft haben (2017/18: 51%). Allerdings dürfte der Zukauf den Verschuldungsgrad (Nettoschulden/EBITDA) von 1,7 auf 2,1 ansteigen lassen.

Im steigenden Zinsumfeld steht dieser Faktor möglichen Synergien gegenüber, holistisch betrachtet liegt die Quote jedoch noch im Rahmen des Zumutbaren. Die Nasdaq-Aktie (579,59 Dollar; US11135F1012) erweist sich trotz des Rücksetzers von 11% seit Jahresbeginn relativ zum Index (Rückgang von 23%) als robust. Angesichts erwarteter Zuwachsraten beim Gewinn je Aktie von 28% p. a. in den nächsten drei Jahren ist das 2022/23er-KGV (per 31.10.) von 20 sowohl im historischen Vergleich (10 Jahre: 33) als auch fundamental betrachtet attraktiv.

Broadcom kommt daher auf unsere Kaufliste mit einem Stopp bei 437,50 Dollar.

Abonnieren Anmelden
Zum PLATOW Brief