Pharmazeutika & Biotechnologie

Das Biotech-Unternehmen Evotec erhält von der Bill & Melinda Gates-Stiftung 23,8 Mio. US-Dollar für den Kampf gegen Tuberkulose. Dazu sollen die Hamburger in einer fünfjährigen Partnerschaft die besten Wirkstoffe für Phase-II-Studien herausfinden.

Wenige Tage nachdem wir die Aktie des Pharmariesen Gedeon Richter im Januar (s. PEM v. 24.1.) zum Kauf gestellt hatten, erreichte den Markt die Mitteilung, dass sich der ungarische Staat von 10% seiner Anteile getrennt hat. Allerdings gab die Regierung das Aktienpaket nur an eine Stiftung der Budapester Corvinus-Universität weiter, die u. a. damit eine neue Stiftung initiierte. Da der Staat indirekt weiter Zugriff auf die Stimmrechte hat, war die Aufregung am Markt schnell vorbei. Aktuell sind noch 15,25% der Anteilscheine im Staatsbesitz.

Angefangen hat alles mit einer Apotheke in Berlin zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung. Inzwischen versorgt Medios als Großhändler deutschlandweit Apotheken mit Spezial-Pharmazeutika (Segment „Arzneimittelversorgung“) und betreibt zudem einen eigenen Reinraum, in dem individuelle Medikamente (Segment „Patientenindividuelle Therapien“) hergestellt werden. Die Mischung macht es dabei: Die Apothekenversorgung bringt Masse, die Individualmedizin erwirtschaftet attraktive Margen.

Bei Evotec hatten wir uns Anfang April (vgl. PB v. 1.4.) überzeugt gezeigt, dass die Aktie (24,91 Euro; DE0005664809) das Mehrjahreshoch bei 23,36 Euro deutlich überwinden wird.

In der kommenden Woche ist es zu weit: Am 9.4. erfolgt die bereits im vergangenen Sommer (vgl. PB v 20.7.18) von Novartis angekündigte Abspaltung der Augensparte Alcon. An diesem Tag startet an der Schweizer Börse in Zürich und an der NYSE der Handel mit der neuen Aktie. Als Ausgleich für die Trennung erhält jeder Aktionär für jeweils fünf Novartis- ein Alcon-Papier. Die Besonderheit des Alcon-Deals ist, dass der Börsenneuling schon am ersten Handelstag Bestandteil des Schweizer Leitindex SMI sein wird. Doch Alcon hat auch kurz vor der Trennung für Schlagzeilen gesorgt und für rd. 285 Mio. US-Dollar den US-amerikanischen Linsenspezialisten PowerVision erworben.

Stefan Oschmann macht ernst: Mit einem feindlichen Übernahmeangebot von 6 Mrd. US-Dollar für den Halbleiterhersteller Versum setzt der Merck-Boss die US-Amerikaner unter Druck. Diese knickten ein und zeigen sich inzwischen offen für Verhandlungen – auch wenn sie ihren Aktionären weiter das schon länger vorliegende Angebot von Entegris empfehlen.

„Morphosis“ bedeutet im Altgriechischen so viel wie „Wandeln“ oder „Gestalten“. An der Börse will Morphosys sich neu gestalten und in naher Zukunft nicht mehr allein für Auftragsforschung für andere, sondern auch für den kommerziellen Erfolg eigener Entwicklungen bekannt werden.

Das war knapp: Mit einem Zwischentief bei 21,58 Euro hat die Dermapharm-Aktie im Dezember haarscharf über unserem Stopp aus PB v. 21.11.18 bei 21,50 Euro gedreht. Inzwischen notiert das Papier (28,41 Euro; DE000A2GS5D8) wieder deutlich höher.

Bei Evotec zahlt sich die Zusammenarbeit mit Bayer immer mehr aus. Für den Beginn der Phase-II-Studie eines Wirkstoffes, der zur Behandlung bei chronischem Husten in Frage kommt, erhält das MDAX-Unternehmen eine Meilensteinzahlung von 3 Mio. Euro.

Im Sommer sah es für die Aktie des Pharmariesen Gedeon Richter schlecht aus. Der Titel befand sind in einem intakten Abwärtstrend. Wir hatten deshalb vor Neuinvestments abgeraten. Die Talfahrt setzte sich dann auch fort und fand ihr Zwischentief erst unterhalb der 14-Euro-Marke, die wir damals als Unterstützungszone benannten (s. PEM v. 12.8.18). Inzwischen hat sich die Aktie (17,95 Euro; A1W16N; HU0000123096) zunächst stabilisiert und dann deutlich erholt.

Nur drei Tage nach der milliardenschweren Übernahme von Celgene durch Bristol-Myers Squibb ging die Übernahmeschlacht in der US-Pharmaindustrie schon in die nächste Runde. Der Gesundheitsriese Eli Lilly will den Bayer-Krebsforschungspartner Loxo Oncology für acht Milliarden US-Dollar schlucken. Der Deal passt in die Strategie von Lilly-CEO David A. Ricks, der das Unternehmen aus Indianapolis stärker auf die Bereiche Diabetes und Krebs ausrichten will. Loxo erzielte in der Zusammenarbeit mit Bayer bereits erste Erfolge bei der Bekämpfung von genetisch bedingten Krebsarten (s. a. S. 3), das Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Connecticut hat aber noch weitere vielversprechende Kandidaten gegen Schilddrüsen- und Lungenkrebs in der Entwicklung.

Die Zusammenarbeit von Evotec mit Celgene bei Therapien gegen Nervenerkrankungen wie Alzheimer und Parkinson läuft prächtig. Weil beide Partner einen Forschungsansatz gefunden haben, wie das Programm weiterentwickelt werden kann, erhalten die Hamburger von ihrem US-Partner eine Zahlung in Höhe von 14 Mio. US-Dollar.

Am US-Pharmamarkt tobt eine Übernahmeschlacht. Nach Bristol-Myers Squibb vermeldete nun auch Eli Lilly einen Milliardenzukauf (s. S. 1 und 2). Besonders delikat aus deutscher Sicht: Mit Loxo Oncology verleibt sich Eli Lilly ausgerechnet einen Forschungspartner von Bayer ein. Erst im November erhielt ein gemeinsames Krebsmedikament die US-Zulassung.

Wir hatten schon Mitte November darauf hingewiesen, dass wir die Evotec-Prognose für zu konservativ halten (vgl. PB v. 19.11.). Am Mittwoch (19.12.) erhöhte Vorstandschef Werner Lanthaler auf den letzten Drücker den Ausblick: Wegen einer „starken operativen Performance“ und „wichtiger Meilensteinzahlungen“ werde das ber. EBITDA 2018 „mehr als 45%“ über den 58,4 Mio. Euro des Vj. liegen. Zuvor hatten die Hamburger nur mit einem Anstieg des operativen Ergebnisses um mehr als 30% gerechnet. Der Umsatz soll weiter „mehr als 30%“ klettern (2017: 257,6 Mio. Euro).

Der DAX-Sektorindex Pharma & Healthcare der Deutschen Börse enthält neben DAX-Größen wie Fresenius (s. a. S. 1) auch Nebenwerte wie Mediclin oder Geratherm Pharma. Nach dem kräftigen Kursrutsch seit Mitte August sind viele Unternehmen attraktiv bewertet. Allerdings steckt v. a. im Biotechnologiesektor auch viel Risiko: Wir werfen daher einen Blick auf drei spannende Werte der Branche, die wir auch 2019 aufmerksam für Sie verfolgen werden.

Bei Dermapharm gab es Mitte November eine wahre Flut neuer Meldungen. Den geringsten Einfluss hatten dabei die am Dienstag (20.11.) vorgelegten Zahlen, denn nach neun Monaten sind Umsatz (+22,7%) und ber. EBITDA (+28,3%) so kräftig gewachsen wie es sich nach dem Q1 und dem 1. Hj. angedeutet hatte. Die von Vorstandschef Hans-Georg Feldmeier bestätigte Jahresprognose (Umsatz: +20 bis +25%; EBITDA: +22 bis +27%) ist damit aus unserer Sicht locker erreichbar.

Unsere alte Liebe zum früheren Musterdepotwert Evotec, bei dem wir am 5.10. mit 26% Gewinn ausgestoppt wurden, ist beileibe nicht eingerostet. Laut der jetzt vorgelegten Q3-Zahlen ist der Biotechnologiewert operativ weiter stark unterwegs.