Indien

Während die entwickelten Länder vielfach mit ihrer Normalisierung der Geldpolitik gezögert hatten, haben die Emerging Markets frühzeitig mit ihrem Zinszyklus begonnen, um dem Inflationsdruck die Stirn zu bieten. Einer der ersten Märkte, der an der Zinsschraube drehte, war Israel. Doch Zentralbankchef Stanley Fischer hat bereits wieder begonnen, eine gelockerte Geldpolitik zu thematisieren. Es gebe den Willen, die Zinsen zu senken, falls es nötig sein sollte, um eine wirtschaftliche Delle abzufedern. Brasilien hat bereits reagiert und trotz hoher Inflationsrate kürzlich überraschend den Leitzins von 12,5% auf 12% gesenkt.

Die Stimmung an den weltweiten Aktienmärkten ist nach wie vor angeschlagen. So hat der MSCI BRIC-Index seit Jahresanfang in lokaler Währung 16,4% verloren. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in den USA und in Europa belastet weiterhin. Die Antwort der Kapitalmärkte, ob den EM eine Abkopplung gelingt, ist somit eindeutig. Auch Ed Parker, Head of EMEA Sovereigns bei Fitch, stellte auf einer Emerging Markets-Konferenz in Frankfurt klar, dass es zwar eine gewisse Widerstandskraft bei einer moderaten Delle gebe, aber ein komplettes Decoupling nicht zu erwarten sei.

„Beobachten“ lautete unsere Empfehlung im April zur Aktie von Allgeier Holding (11,26 Euro; DE0005086300; DB Platinum III Platow Fonds) – zu Recht. Im Folgemonat kletterte das Papier des IT-Dienstleisters zwar auf ein Fünfjahreshoch, verlor anschließend jedoch knapp 35%. Allerdings würde es zu kurz greifen, den Kursrutsch allein auf die volatile Börsenlage zu schieben. Denn das Beratungshaus lieferte ein schwaches Q2 ab. Die Umsätze stiegen um 22% auf 87,6 Mio. Euro, der Überschuss sank aber von 1,2 Mio. auf 1 Mio. Euro.

Nigeria ist mit 150 Mio. Einwohnern und stark steigender Wirtschaftsleistung nach Südafrika der größte Markt auf diesem z. T. vergessenen Kontinent. Die Voraussetzungen sind aber gut, dass das Land, das sich im Westen Afrikas über drei Klimazonen erstreckt, in wenigen Jahren die Republik am Kap als wirtschaftliche Nr. 1 auf dem schwarzen Erdteil ablöst.

Seit rund zwei Wochen befinden sich die Aktienmärkte auf Talfahrt und ein Ende ist derzeit noch nicht abzusehen. Daher widmen wir uns heute an dieser Stelle nicht einer bestimmten Branche, sondern stellen Ihnen vier defensive Blue Chips aus unterschiedlichen Sektoren vor, die aus unserer Sicht momentan ein vergleichsweise sicherer Hafen für Anleger sind. Auf Grund ihrer Ausrichtung haben sich diese Titel die entweder im Dow Jones, im Euro Stoxx 50 oder im DAX gelistet sind, bislang wacker geschlagen und können seit unserer Erstempfehlung sogar zum Teil deutliche Kursgewinne vorweisen.

Die jüngsten Einzelhandelsdaten für den Juni fielen im Stadtstaat etwas schwächer aus als erwartet. Zum Vorjahr legten die Umsätze um 10,9% zu, während der Konsens 11% erwartet hatte. Zum Treiber werden der stabile Arbeitsmarkt und die steigenden Tourismuszahlen. Per Juni konnten in Singapur 14,9% mehr Touristen (6,35 Mio.) begrüßt werden. Für die ökonomische Entwicklung ist der Tourismus ein erheblicher Faktor. Im Q2 gab es in Singapur zwar eine Wachstumsdelle. Die Wirtschaft war nur noch um 0,9% gewachsen (nach 9,3% im Q1), doch dafür war in erster Linie der volatile Pharmasektor verantwortlich. Einige Unternehmen hatten ihre Produktion angepasst. Das Handels- und Industrieministerium geht jedoch davon aus, dass sich im zweiten Semester der Pharmasektor wieder erholt, weil die Unternehmen im Vorgriff einer steigenden Nachfrage ihre Produktion wieder hochfahren werden. Zur Belastung wurde im Q2 aber auch der Elektronikbereich, da der Ausstoß gesenkt wurde.

Zu den eher defensiveren Werten zählt auch der Meeresfrüchtespezialist Thai Union Frozen (TUF; 1,30 Euro; 912 297; TH0450A10Z16). Die gerade erst präsentierten Q2-Zahlen lagen weitgehend im Rahmen der Erwartungen. Der Umsatz kletterte um 45,4% auf 24,86 Mrd. Baht. Der Nettogewinn schaffte ein Plus von 41,7% auf 1,238 Mrd.

Der Tupperware-Verkaufsschlager in Frankreich ist ein Mikro-Dampfkochtopf für 140 US-Dollar. Der Verkaufsschlager des gleichen Unternehmens in Indien ist eine Wasserflasche für 4 Dollar. Mit diesem Bild umschrieb CEO Rick Goings während des Q2-Conference Calls die Nachfragediskrepanz, denen sich der Haushaltswaren-Spezialist in den reifen Märkten und in den Schwellenländern gegenübersieht.

Die indische ONGC hat auch weiterhin ein Interesse daran, ihre eigenen russischen Einheiten mit Russneft und Bashneft (197 Euro; 722 777; US67082R1005) zusammenzulegen. Die Due Diligence läuft. Doch ob es am Ende zu einem Deal kommt, ist offen.

Dem Negativtrend am von Inflationssorgen gebeutelten indischen Aktienmarkt kann sich auch unsere Dauerempfehlung (erstmals am 18.12.2008 zu 6,45 Euro) Dr. Reddy‘s (24,20 Euro; 659 157; US2561352038) nur schwer entziehen. Aktuell drückt auch noch ein Mahnschreiben der US-Arzneimittelbehörde FDA, die Verstöße gegen Produktionsstandards bei der mexikanischen Dr. Reddy‘s-Tochter Industrias Quimicas Falcon de Mexico festgestellt hat, auf den Kurs.