STANDPUNKT: Indiens Aufholjagd hat begonnen
2015 dürfte Indien erstmals schneller wachsen als China. Chinas Wirtschaft ist im ersten Quartal 2015 mit 7% so langsam wie zuletzt 2008 gewachsen. Zwar entspricht das BIP im Vorjahresvergleich den Markterwartungen. Der saisonbereinigte Wert im Vergleich zum Vorquartal war mit +1,3% jedoch enttäuschend. Er lag nach Angaben der Commerzbank deutlich unter dem Niveau, das für ein Erreichen des Regierungsziels von 7% BIP-Wachstum in diesem Jahr erforderlich wäre. Dies bedeutet, dass in den restlichen drei Quartalen des laufenden Jahres die chinesische Wirtschaftsleistung deutlich zulegen muss. Denn selbst für das Erreichen eines 6,5%-igen BIP-Wachstums, so die Berechnungen der Commerzbank, wäre von Q2 bis Q4 ein vierteljährlicher (saisonbereinigter) Zuwachs von durchschnittlich 1,65% erforderlich. Im Reich der Mitte verlangsamte sich in Q1 der Zuwachs beim Einzelhandel ebenso wie bei den Anlageinvestitionen. Die Industrieproduktion fiel sogar auf den niedrigsten Stand seit 2008. Sorgen müssen sich Anleger deshalb aber nicht machen. Das allmähliche Abflachen der Wachstumskurve entspricht dem natürlichen Zyklus einer reifenden Volkswirtschaft (vgl. PEM v. 26.3.). Um aber ein vollständiges Bild des Entwicklungsprozesses der beiden Volkswirtschaften China und Indien zu bekommen, lohnt ein Blick zurück in die Geschichte.