Grenke trotzt Zinsen und Rezession
Steigende Zinsen und die Gefahr einer drohenden Rezession sind für gewöhnlich Gift für Leasing-Experten wie Grenke.
Steigende Zinsen und die Gefahr einer drohenden Rezession sind für gewöhnlich Gift für Leasing-Experten wie Grenke.
Das 1. Hj. ist bei der Umweltbank erwartet holprig verlaufen. Am Montag (3.7.) verkündeten die Nürnberger per Ad-hoc-Mitteilung, dass in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres wohl nur ein „leicht positives Ergebnis vor Steuern“ (Vj.: EBT von 14,0 Mio. Euro) erzielt worden sei.
Überraschend gute Q1-Zahlen hatten den Kurs der OTP Bank (32,24 Euro; HU0000061726) seit Mai sehr positiv beeinflusst. Vom Niveau um 26,00 Euro ging es um rd. 25% nach oben. Der größte gewerbliche Kreditgeber Ungarns hatte nach Steuern einen Gewinn von 194,8 Mrd. ungarischen Forint (HUF; ca. 530 Mio. Euro) ausgewiesen.
Wir hatten die schwachen Q1-Zahlen der PBB schon bei der Vorlage kurz im Ticker beleuchtet und die SDAX-Aktie (6,73 Euro; DE0008019001) deswegen auf Halten abgestuft (vgl. PB v. 16.5.). Nicht erwähnt hatten wir den starken Anstieg der Einlagen von Privatkunden um rund 1 Mrd. auf 5,4 Mrd. Euro.
Obwohl der Nettogewinn der Komercni Bank im Q1 immerhin um 1,4% auf 3,6 Mrd. tschechische Kronen (CZK, rd. 150 Mio. Euro) gestiegen ist, setzte die Aktie der drittgrößten Bank unseres Nachbarlandes seine Talfahrt fort. Hauptgrund: Die Analystenerwartungen wurden nur am unteren Rand erreicht.
In dieser Ausgabe kümmern wir uns um Deutsche Börse, Hochtief, Siltronic und PBB.
So schlecht wie der Markt am Donnerstag (11.5.) auf die Q1-Zahlen von Grenke reagierte, waren die Ergebnisse gar nicht. Die operativen Erträge stiegen um 9% auf starke 99,6 Mio. Euro. Der Markt störte sich aber eher daran, dass der Konzerngewinn wegen Zins- (höhere Ausgaben von 10,7 Mio. Euro), Währungs- (3 Mio. Euro) und Derivate-Belastungen (1,6 Mio. Euro) um 22% auf 15,9 Mio. Euro abrutschte. Gute Daten zum Neugeschäft und Deckungsbeitrag hatte der Leasingspezialist schon Anfang April (vgl. PB v. 6.4.) gemeldet, die Guidance für das Gj. wurde bestätigt. Die SDAX-Aktie (29,20 Euro; DE000A161N30) verlor dennoch nach der Zahlenvorlage 7%.
Im vergangenen Herbst hatten wir berichtet, dass es neue Übernahmegerüchte um die Moneta Money Bank gibt (vgl. PEM v. 17.11.22). Damals galt die tschechische Tochter der österreichischen Raiffeisen Bank International (RBI) als Kaufinteressent. Dieses Gerücht trieb den Kurs im Frühjahr bis in den Bereich um 3,75 Euro.
Bei der operativen Trendwende kommt Grenke schneller voran als gedacht. Das Neugeschäft im Q1, über das der Leasing-Spezialist am Mittwoch (5.4.) vor den für den 11.5. angekündigten Ergebniskennziffern vorab berichtete, kletterte um 22% auf 610,2 Mio. Euro. Das war dem Unternehmen zufolge der sechste zweistellige Quartalszuwachs in Folge, was uns zunehmend zuversichtlich stimmt, dass das angestrebte Jahresziel von 2,6 bis 2,8 Mrd. Euro erreicht und im Idealfall sogar die Größenordnung von 2019 (2,85 Mrd. Euro) wieder angepeilt werden kann. Der Deckungsbeitrag, bei dem CEO Sebastian Hirsch langfristig ein Profitabilitätsniveau von rd. 17% anpeilt, konnte mit 16,7% das Q1-Niveau des Vj. halten und lag deutlich über dem 2022er-Schnitt von 16,1%.
Der aktivistische Investor Petrus Advisers kritisierte Anfang Februar „signifikante strategische Schwächen“ bei der PBB. Die 2022er-Zahlen und 2023er-Guidance, die der gewerbliche Immobilienfinanzierer jüngst (9.3.) vorlegte, bestätigten scheinbar auch die beiden Hauptkritikpunkte: Die Eigenkapitalrendite (RoE vor Steuern) sank 2022 auf 6,3% (2021: 7,5%) und liegt unter den Kapitalkosten. Zudem stieg die Cost/Income-Ratio (CIR) auf 45,6% (Vj.: 40,4%) und soll 2023 durch Wachstumsinvestitionen auf über 50% klettern.
Es war eine gelungene Premiere, die Grenke-Chef Sebastian Hirsch am Donnerstag (16.3.) hinlegte (s. a. PLATOW Brief). Wichtig für uns war, dass der bisherige CFO den Kapitalmarkt versteht und deshalb den Return on Equity ins Zentrum stellt.
Grenke investiert in die Digitalisierung. Zwischen 45 Mio. und 50 Mio. Euro will der frischgebackene Fest-CEO Sebastian Hirsch bis 2025 in den Wechsel in die Cloud sowie die Automatisierung aller Schritte beim Leasingantrag stellen, davon allein 15 Mio. Euro in diesem Jahr. Ziel: „Plug‘n‘Lease“ – also die schnelle und kosteneffiziente Leasingfinanzierung für alle Kunden.
Gut viereinhalb Jahre dauerte die Schmach, durch einen Emporkömmling wie die mittlerweile obsolete Wirecard aus der ersten Börsenliga verstoßen zu sein. Nach zwei Gewinnjahren in Folge ist die Commerzbank durch den Linde-Rückzug wieder zurück im DAX-Index, dem sie von der Gründung bis zum Herbst 2018 kontinuierlich angehört hatte. Zusammen mit den positiven Einflüssen der von der EZB Ende 2022 eingeläuteten Zinswende auf das Zahlenwerk der Frankfurter gibt es also gute Gründe, sich Deutschlands zweitgrößte Bank nach langer Pause (zuletzt: PB v. 18.1.21) wieder einmal anzusehen.
Mit Linde verlässt zum 27.2. ein absolutes Schwergewicht den DAX. Die Aktie (307,80 Euro; IE00BZ12WP82) des Weltmarktführers für Industriegase bleibt aber aussichtsreich. PB v. 7.2.: Kaufen.
Die Bombe ließ die Umweltbank am Freitag (10.2.) platzen. Wegen hoher Investitionskosten in eine neue digitale Infrastruktur (2023: 10 Mio. geplant nach 4 Mio. Euro im Vj.) und durch den Wegfall der lukrativen Langfristtender der EZB (2022: 9 Mio. Euro Ergebnisbeitrag) werde sich das in den vergangenen fünf Jahren stetig ausgebaute Ergebnis vor Steuern 2023 auf 20 Mio. (2022: 39,2 Mio.) Euro halbieren.
Bei den 2022er-Zahlen der Deutschen Bank lohnt sich ein zweiter Blick. CEO Christian Sewing wertete den höchsten Vor- (5,6 Mrd.) und Nachsteuer-Gewinn (5,7 Mrd. Euro) seit 2007 zwar als Beleg dafür, dass der Umbau erfolgreich läuft (s. a. PLATOW Brief v. 2.2.). Doch die Neuausrichtung ist längst nicht abgeschlossen. Und bei der mit 9,4% deutlich über dem Ziel („mehr als 8%“) liegenden Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) sind Sonderfaktoren erwähnenswert.
Deutsche Pfandbriefbank (PBB) will ihre Schlagkraft bei der Finanzierung von Immobilienprojekten erhöhen und sich gleichzeitig einen zusätzlichen Ertragsbringer schaffen. Wie PBB-Chef Andreas Arndt kurz vor Weihnachten erklärte, wollen die Bayern im 1. Hj. 2023 die Voraussetzungen dafür schaffen, einen ersten offenen Spezialimmobilienfonds aufzulegen.
Die Eckdaten zum Geschäftsjahr 2022, die Grenke am Mittwoch (4.1.) vorlegte, fielen über den Markterwartungen aus und signalisierten einen starken Jahresabschluss des Leasing-Spezialisten. Das Neugeschäft kletterte im Q4 um 24,1% auf 647,0 Mio. Euro und lag damit nominal höher als in allen drei Quartalen zuvor.
Das hohe Russland- und Ukraine-Exposure hat den Kurs der OTP Bank im verg. Herbst bis auf ein Zwischentief bei 18,42 Euro abrutschen lassen. Anschließend erholte sich der Kurs der ungarischen Bankaktie (25,67 Euro; HU0000061726) allerdings recht deutlich. Maßgeblich dafür waren überraschend gute Q3-Zahlen.
Im Frühjahr scheiterte die Fusion der Moneta Money Bank mit der Air Bank, die sich unter Kontrolle der PPF-Gruppe befindet (vgl. PEM v. 1.7.). Allerdings ist PPF mit 29,94% noch immer größter Aktionär. Trotzdem keimen neue Übernahmegerüchte auf. Nun soll die tschechische Tochter der österreichischen Raiffeisen Bank International (RBI) ein Auge auf die sechstgrößte tschechische Bank geworfen haben.
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