Vermögensverwalter – Sind die fetten Jahre vorüber?
Dieser Trend zeigt sich auch an den am Donnerstag (13.10.) veröffentlichten Q3-Zahlen von Blackrock. Der Industriegigant, der Ende 2021 mit 10,0 Bio. US-Dollar Assets under Management (AuM) erstmals und bislang als einziger Vermögensverwalter diese Schallmauer erreichte, verwaltet Ende September „nur noch“ 7,96 Bio. Dollar, 6,2% weniger als im Q2 und rd. 16% weniger als vor Jahresfrist. Aber das Gros des Einbruchs ist die Folge fallender Kurse sowie des starken US-Dollars, der den Wert der im Ausland aufgelegten Fonds drückt. Die Anleger bleiben den New Yorkern treu: „In den ersten neun Monaten flossen uns sogar 193 Mrd. Dollar zu,“ freute sich Blackrock-CEO Larry Fink in der Telefonkonferenz.
Der grundsätzliche Trend bleibt damit ungebrochen. Im Schnitt der letzten zehn Jahr stiegen die AuM bei Blackrock um 11,4% p. a., der stärkste Zuwachs bei den hier besprochenen Vermögensverwaltern. Dennoch muss Fink mit Einsparungen die Rentabilität steigern. Denn hier liegt die Schwachstelle: Die in der Branche vielbeachtete Cost/Income-Ratio (CIR), die bei Blackrock 2012 noch bei Standard-setzenden 46,8 stand, liegt mittlerweile bei 63,2 – für einen Dollar an Erlösen entstehen also Kosten von 63,2 US-Cent.
Gut gefallen uns bei Blackrock die sehr starken Kapitalrenditen (ROIC: 21%) sowie die im Vergleich noch soliden Wachstumsaussichten (Umsatz: +2% p. a.; EPS: +1% p. a. bis 2024). Dafür wird die NYSE-Aktie (563,45 Dollar; US09247X1019) aber auch schon mit dem 16-Fachen des für 2023 erwarteten Gewinns bewertet, was nur knapp unter dem 10J-Durchschnitt (18) liegt. PB-Neuleser warten daher auf ein günstigeres Einstiegsfenster.
Wir stufen Blackrock daher auf Halten ab. Unser Stopp steigt leicht auf 424,50 (400,00) Dollar.
Die französische Amundi, die mit AuM in Höhe von 1,925 Bio. Euro zu den zehn größten Vermögensverwaltern der Welt gehört, ist bei der Kostenkontrolle deutlich besser aufgestellt. Die CIR lag 2015 bei 52,4 und ist zum Hj. 2022 lediglich auf 53,1 gestiegen (Q3-Zahlen kommen am 28.10.). Dabei können die Franzosen beim Wachstum fast mit Blackrock mithalten: Die AuM sind seit 2015 mit beeindruckenden 10,4% p. a. gestiegen.
An der Euronext-Aktie (43,56 Euro; FR0004125920) gefallen uns die guten Kapitalrenditen (ROIC: 12%) und das 2023er-KGV von 8 (10J-Durchschnitt: 14). Das Papier hat allerdings gerade ein neues 5-Jahrestief bei 40,52 Euro markiert.
Wir wagen dennoch bei Amundi den Einstieg. Stopp: 32,50 (Allzeittief: 32,68) Euro.
Bleibt noch der Blick auf die heimische DWS. Mit Kundengeldern von 833 Mrd. Euro per Ende Juni (Q3-Zahlen kommen am 26.10.) sind die Frankfurter eher ein kleiner Fisch. Das AuM-Wachstum von 6,5% p. a. seit 2018 lässt den Abstand zur Spitze sogar noch größer werden. Erfolgreich war die Deutsche Bank-Tochter allerdings bei der Kostenkontrolle: Die CIR ist von 74,2 (2018) auf aktuell 59,4 gesunken.
Bei der Kapitalrendite (ROIC: 12%) kann die DWS mit der Konkurrenz mithalten. Bis 2024 erwarten Analysten aber einen Rückgang von 1% bzw. 3% p. a. bei den Erlösen und dem Gewinn je Aktie (24,78 Euro; DE000DWS1007). Das 2023er-KGV von 8 liegt zwar deutlich unter dem historischen Schnitt (12), doch nicht zuletzt die noch nicht ausgeräumten SEC-Vorwürfe des „Greenwashings“ bei den ESG-Kriterien lässt uns vorsichtig bleiben.
Wir beobachten DWS.