Verbio auf dem Peak, Verbund auf Wachstumskurs
Der Verkehrssektor ist nach der Energiewirtschaft und der Industrie einer der größten Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland. Daher steigt zunehmend das Interesse an Biokraftstoffen als Ergänzung zu klassischen fossilen Treibstoffen. Auf diesen Bereich hat sich Verbio spezialisiert. Das Unternehmen erzielt Erlöse mit Biodiesel (70%) sowie Bioethanol und Biomethan (30%), den mit Abstand häufigsten erneuerbaren Energieträgern im Straßenverkehr.
Perspektivisch sollen fortschrittlichere Kraftstoffe der zweiten Generation eine größere Rolle in den Erlösströmen einnehmen. Diese werden aus Stroh und Abfallstoffen hergestellt, statt aus nahrhaften Agrarrohstoffen. Der Vorteil ggü. konventionellen Biokraftsstoffen liegt darin, dass bei deren Produktion weniger CO2 freisetzt gesetzt wird und sie nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelherstellung stehen, was der Akzeptanz langfristig förderlich sein dürfte. Zudem lassen sich höhere Margen realisieren. Derzeit beträgt der Umsatzanteil der Advanced Biofuels 40%.
Weiteres Wachstumspotenzial liegt in den USA, wohin Verbio 2021 mit dem Bau einer Biomethan-Raffinerie expandierte. Rückenwind verleiht den Sachsen dort das Investitionsprogramm gegen den Klimawandel, das auch Ausgaben in die Förderung von Biokraftstoffen vorsieht. Derzeit geht der Analystenkonsens jedoch bei Umsatz und Gewinn von einem vorläufigen Höhepunkt im Gj. 2021/22 (per 30.6.) aus. Auch die sage und schreibe vier Prognoseanhebungen im abgelaufenen Gj. signalisieren, dass Verbio Rekordwerte bei Umsatz und Gewinn erzielt hat, welche kurzfristig schwer zu überbieten sein dürften. Bei einem 2022/23er-KGV von 30 (historischer Schnitt: 20) sehen wir daher derzeit wenig Kurs-potenzial für die SDAX-Aktie (63,80 Euro; DE000A0JL9W6).
Wir beobachten Verbio vorerst.
Aufgrund der vielen Flüsse in Österreich ist Wasserkraft dort eine große Nummer. Zwei Drittel des gesamten Strombedarfs wird im Nachbarstaat mit der vielversprechenden erneuerbaren Energiequelle abgedeckt, in Deutschland lag der Anteil 2021 bei unter 4%. Auf diesen besonders umweltfreundlichen Energieträger hat sich der Versorger Verbund konzentriert, das zweitgrößte Energieunternehmen in Österreich.
95% des erzeugten Stroms wird aus Wasserkraft produziert, Windkraft und Solarenergie vervollständigen das Angebot. 2022 erwartet der Konzern wegen der stark gestiegenen Strompreise eine Verdopplung beim Konzernergebnis auf eine Spanne von 1,68 Mrd. bis 2,03 Mrd. (Vj.: 873,6 Mio.) Euro. Nach sechs Monaten liegen die Österreicher beim Nettogewinn mit 817,1 Mio. (+150%) auf Kurs zur Zielerreichung. Gut gefällt uns auch die weitere fundamentale Entwicklung: Der Verschuldungsgrad (Nettoschulden/EBITDA) konnte 2021 auf 2,2x reduziert werden, die Kapitalrendite (ROCE) ist von 4,2% (2017) auf 11,4% (2021) angewachsen. Die Aktie (109,70 Euro; AT0000746409) ist bei erwarteten EPS-Zuwachsraten von 38% p. a. bis 2024 und einem 2022er-KGV von 20 sowohl fundamental als auch im historischen Vergleich (zehnjähriger Durchschnitt: 27) attraktiv bewertet.
Verbund bleibt kaufenswert. Stopp: 75,40 Euro.