Rückversicherer vor dem Härtetest für 2019
Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re geht mit reichlich Rückenwind in die zweite Jahreshälfte. Nach sechs Monaten sind bereits 65% des von CEO Joachim Wenning ausgegebenen Jahresziels von 2,5 Mrd. Euro verdient. Dabei profitierte der Branchenprimus auch davon, dass im 1. Hj. 2019 die weltweiten Schäden durch Naturkatastrophen mit 42 Mrd. US-Dollar deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 69 Mrd. Dollar lagen. Weil die Münchner dadurch zur Halbzeit noch Luft im eigenen Schadensbudget haben, erscheint uns die Aktie (217,20 Euro; DE0008430026) mit einem 2020er-KGV von 11 und einer Dividendenrendite von 4,9% im Branchenvergleich attraktiv bewertet. Mit Munich Re ist das eigene Depot gut versichert.
Kauf mit Stopp bei 177,35 Euro.
Unser Musterdepotwert Hannover Rück hat sein Schadensbudget für das 1. Hj. von 230 Mio. Euro nicht voll ausgelastet und nimmt einen gehörigen Puffer mit in die zweite Jahreshälfte. Zusammen mit der sehr konservativen Zeichnungspolitik, mit der Finanzvorstand Roland Vogel die größten Risiken aus den eigenen Büchern hält, dürfte dieser Puffer helfen, sollte die Hurrikan-Saison größere versicherte Schäden verursachen. Mit „Dorian“ steht gerade der erste Wirbelsturm der Kategorie vier vor den Toren Floridas. Zum Vergleich: „Katrina“ war 2005 ein Sturm der Kategorie fünf und verursachte Schäden in Höhe von 108 Mrd. Dollar. Die MDAX-Aktie (146,10 Euro; DE0008402215) rechtfertigt insbesondere mit der Chance auf eine Prognoseerhöhung nach dem Q3 das höhere KGV von 14.
Auch Hannover Rück gehört ins Anlegerdepot. Stopp weiter bei 117,70 Euro.
Nach einem sehr schwachen Q1 sehen die Hj.-Zahlen bei Swiss Re auf den ersten Blick recht ordentlich aus. Der Nettogewinn von 953 Mio. Dollar (die Schweizer bilanzieren in US-Währung) übertraf die Analystenschätzungen um gut 100 Mio. Dollar; die Schaden/Kostenquote (Combined Ratio) lag zur Jahresmitte zwar noch bei 100,5%, doch CEO Christian Mumenthaler will sie bis Jahresende mit 98% wieder in den profitablen Bereich drücken. Sorgen bereitet aber das Erstversicherungsgeschäft mit Unternehmen (Corso): Hier steht ein Verlust von 403 Mio. Dollar und eine Combined Ratio von satten 132,8%. Das ist bedenklich, weil bei Corso anders als bei Naturkatastrophen hausgemachte Schwächen zum Ausdruck kommen. Die Aktie (96,10 CHF; CH0126881561) kann daher auch mit einem optisch günstigen 2020er-KGV von 10 nicht entscheidend punkten.
Wir stufen Swiss Re vorerst auf Halten ab. Den Stopp belassen wir bei 71,00 CHF.