Nfon kämpft um Europa
Der Tauchgang beim Kurs war neben der generellen Risikoaversion der Börsianer im 2. Hj. 2018 v. a. der Tatsache geschuldet, dass einige Anleger offenbar die aggressive Wachstumsstrategie der Münchner nicht richtig auf dem Schirm hatten. Denn CEO Hans Szymanski investiert die IPO-Gelder in die internationale Expansion, den Ausbau des Produktportfolios sowie in Vertrieb und Marketing. „Wir haben bewusst den Break-even verlassen“, erklärt Szymanski im PLATOW-Exklusivinterview. Denn jetzt werde der Kuchen in Europa verteilt, und deswegen habe Nfon auch den Markteintritt in die für die Cloud-Telefonie interessanten Nachbarmärkte Italien und Frankreich durchgezogen. „Mittelfristig wollen wir nach der Investitionsphase eine EBITDA-Marge haben, die mindestens den 10% unseres Deutschlandgeschäfts entspricht“, setzt sich Szymanski ehrgeizige Ziele.
Die 2018er-Zahlen zeigen, dass dazu noch ein gehöriges Stück Weg zurückzulegen ist. Während der Umsatz um 20,7% auf 43 Mio. Euro kletterte, ergab sich beim EBITDA wegen hoher Investitionen und IPO-Kosten ein Verlust von 7,7 Mio. Euro. Erfreulich ist der hohe Anteil von wiederkehrenden Erlösen (2018: 80,4%). Der wird zwar 2019 kaum steigen, weil beim Aufbau des Neugeschäfts in Frankreich und Italien zunächst verstärkt Einmal-Umsätze aufkommen. Langfristig sorgt die internationale Expansion aber für gute Wachstumsaussichten. Keine Sorgen macht uns der leicht zurückgehende Umsatz je Nutzer (APRU 2018: -3,9%), der v. a. der Tatsache geschuldet ist, dass Nfon immer mehr Geschäft über Partner wie Telefonica Deutschland macht. Nfon ist ein Kauf für risikobewusste Anleger. Stopp: 7,95 Euro.