IPO-Flaute – Außer in Stockholm
Die globale Bilanz ist ansonsten ernüchternd: Laut EY gab es weltweit bis Ende September nur 870 Börsengänge – 11% weniger als im ohnehin schwachen Vorjahreszeitraum. Während die USA ihren Anteil am IPO-Markt ausbauen, sind die Zahlen in China rückläufig. Besonders aber Europa schwächelt – außer eben Stockholm. In den ersten neun Monaten des Jahres tanzten dort 39 Unternehmen aufs Börsenparkett – 18% mehr als im Vorjahr und fast so viele wie im gesamten Jahr 2023 (42). Zum Vergleich: In Deutschland gab es bisher lediglich vier IPOs, nach drei im Vorjahr. Zwar wurden hierzulande teilweise höhere Volumina erzielt, doch viele Platzierungen konnten die Anleger nicht restlos überzeugen (vgl. PB v. 5.7.).
Warum läuft es in Stockholm besser? Das haben wir in PB v. 22.2. schon einmal erläutert: Die Aktienkultur in Skandinavien ist stärker ausgeprägt. Aktien sind fester Bestandteil der Altersvorsorge, und es gibt zahlreiche öffentliche Initiativen, die die Bevölkerung über die Vorteile der Kapitalmärkte informieren. Zudem sind die gesetzlichen Hürden für Börsengänge niedriger, was Unternehmen den Schritt aufs Parkett erleichtert.
Ein hilfreiches „Werkzeug“ für Börsenkandidaten ist zudem der „IPO Puls“ der Stockholmer. Der Index misst die Stimmung an den Kapitalmärkten vier Monate im Voraus anhand von Faktoren wie Volatilität, Markt-Renditen und Verbraucherstimmung. Im Juni 2024 erreichte der Puls mit 124,8 Punkten den höchsten Stand seit April 2022 – ein klares Signal für ein anhaltend positives Umfeld in Skandinavien.
Allein im zweiten Quartal 2024 zählte die Nasdaq Stockholm 21 IPOs – mehr als jede andere Börse in Europa. Im dritten Quartal folgten neun weitere. Während in Deutschland die IPO-Aktivitäten weiter im Stau stehen, entwickelt sich Stockholm zum Modell für erfolgreiche Börsengänge. Geht es nach dem IPO-Puls, wird sich der positive Trend bis ins Jahr 2025 fortsetzen.