Finanztechnologie

Flatex – Mutloser Ausblick?

„Wir gewinnen die richtigen Kunden – die kommen zu uns, um zu investieren, nicht um zu sparen.“ Flatexdegiro-CEO Frank Niehage zeigte sich in der Telefonkonferenz zur Präsentation der vorläufigen 2023er-Zahlen aufgeräumt.

Aktienkurs auf einem Laptop
Aktienkurs auf einem Laptop © CCO

Kein Wunder, hatte er doch zusammen mit CFO Benon Janos verkünden können, dass die Zahl der Kunden im Jahresverlauf um 12,6% auf 2,75 Mio. Nutzer „doppelt so stark gewachsen ist wie bei unseren Peers“, zu denen die Frankfurter Avanza, Fineco, Hargreaves Lansdown und Swissquote zählt. Im Schnitt hat jeder dieser Kunden etwa 20.000 Euro im Depot und handelt etwa 22 Mal im Jahr über den Frankfurter Broker. Dank einer effizienten Technologieplattform konnte dabei die Provisionsgebühr 2023 weiter auf 4,13 (2022: 4,06) Euro ausgebaut werden, sodass bei einem Umsatz von 391 Mio. Euro (-4%) ein ber. EBITDA von 154 Mio. Euro (+6%) erzielt und die Marge auf 39,4% (Vj.: 36%) ausgebaut werden konnte.

Damit setzt sich Flatexdegiro klar vor den innerdeutschen Konkurrenten Smartbroker, dessen Kunden zwar im Schnitt mit 52.000 Euro mehr als doppelt so viel auf der hohen Kante haben und rd. 25 Mal pro Jahr handeln, der aber wegen des anstehenden Aufbaus der neuen Trading-App „Smartbroker+“ derzeit bei den Margen (EBITDA-Marge: 2024 bei 5,5% erwartet) bei weitem nicht mithalten kann (vgl. PB v. 23.2.). Was jedoch die Kosteneffizienz angeht, muss Flatexdegiro weiter aufholen: Die Aufwand-Ertrag-Relation, eine im Bankwesen als „efficiency ratio“ bekannte Kennziffer für die Profitabilität, soll in diesem Jahr auf unter 50% fallen – bei Konkurrenten wie Swissquote lag sie schon 2023 unter dieser magischen Marke (vgl. PB v. 22.6.23).

Was die SDAX-Aktie (9,83 Euro; DE000FTG1111) am Mittwoch (28.2.) nach der Zahlenvorlage aber um bis zu 11% abstürzen ließ, war der von einigen Beobachtern als etwas mutlos empfundene Ausblick für das laufende Jahr. Der sieht zwar bei einem erwarteten Umsatzanstieg von 5 bis 15% einen auf den ersten Blick mächtigen Gewinnsprung von 25 bis 50% vor. Doch zum einen lag der Konsens schon vor Veröffentlichung der Guidance beim Umsatz über dem Mittelwert und beim Gewinn über dem oberen Ende der breiten Spanne. Auf Nachfrage bestätigten Niehage und Janos, dass der Ausblick lediglich die Belastungen aus dem Vorjahr ausklammere, aber keine Belebung des Handelstrends einschließe, auch wenn der Januar etwas besser gelaufen sei.

„Wir kalkulieren auch für 2024 mit etwa 22 Trades je Kunde“, sagte Janos. Das ist dann entweder sehr konservativ gedacht, oder eben doch etwas mutlos. Analysten spitzen jedenfalls vermutlich jetzt den Bleistift, um ihre Gewinnschätzungen zu überarbeiten. Aktuell resultieren die noch in einem attraktiv anmutenden 2024er-KGV von 10, doch mit geringeren Gewinnschätzungen könnte die Kennziffer sich in Richtung 13 oder 14 bewegen, was im eingangs angesprochenen Vergleich mit den Peers (Swissquote liegt bei 6, Avanza und Nordnet bei etwa 12) dann schon nicht mehr ganz so attraktiv wäre. kdb

Wir warten bei Flatexdegiro weitere monatliche Kennziffern ab.

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