Leseraktie

Bet-at-home.com – Ziele zum Jubiläum sind nicht in Gefahr

Im Dezember 1999 gründeten Franz Ömer und Jochen Dickinger den Sportwetten-Anbieter bet-at-home.com. Heute, 20 Jahre später, ist Ömer als Vorstandschef noch immer an Bord, er teilt sich die Verantwortung inzwischen mit Michael Quatember. Lange Jahre surften die Österreicher auf einer echten Erfolgswelle: 2005 gelang der Börsengang zu 3,52 Euro, zwölf Jahre später notierte die inzwischen in den SDAX aufgestiegene Aktie (52,05 Euro; DE000A0DNAY5) bei über 150 Euro!

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© CC0

Untermauert war die Rally von stetig steigenden Wett- und Gamingerträgen. Für einige Zeit war das Papier auch ein Renditebringer im PLATOW-Musterdepot.
Operative Erfolge feiert bet-at-home noch immer: Nach den ersten neun Monaten des laufenden Gj. stieg der Umsatz um 2,5% auf 106,8 Mio. Euro, das EBITDA verbesserte sich um 12,8% auf 27,0 Mio. Euro. Die Ziele, die Ömer für das Gesamtjahr ausgegeben hat – ein Umsatz von 130 Mio. bis 143 Mio. Euro sowie ein EBITDA zwischen 29 Mio. und 33 Mio. Euro – sind absolut erreichbar. Bei der Aktie ist der Zauber allerdings verflogen, die Luft scheint raus zu sein. Seit dem Allzeithoch Mitte 2017 büßte sie rd. zwei Drittel ihres Wertes ein und flog aus dem SDAX.

Anleger haben das Vertrauen verloren, denn bet-at-home kämpft zunehmend mit staatlichen Restriktionen. In Polen schließt ein Glückspielgesetz das Unternehmen vom Markt aus und auch in Österreich und der Schweiz werden die regulatorischen Hürden höher. Auch wenn die Rechtmäßigkeit solcher Gesetze erst juristisch geklärt werden muss, sind sie natürlich Gift für das Anlegervertrauen. Zudem ordnet Deutschland 2020 den Markt für Sportwetten neu. Dass der Wettanbieter im September eine Nachzahlung von Körperschaftssteuern vermelden musste, die für 2019 zu einer steuerlichen Mehrbelastung von etwa 5 Mio. Euro führt, ist da auch nicht förderlich.

Ömer und Quatember hätten sich sicherlich ein schöneres Umfeld für den 20-jährigen Geburtstag gewünscht. Die Bereiche, auf die sie direkten Einfluss haben, laufen hingegen bestens. Mit internationalen Werbekampagnen stärken sie die Markenbekanntheit. 29,3 Mio. Euro steckten sie von Januar bis September ins Marketing, so viel wie 2018, als die Fußball-WM in Russland stattfand. Dass 2019 auch ohne sportliches Großereignis so viel investiert wird, ist beachtlich und sollte sich mittelfristig auszahlen. Der Cash-Bestand ist inzwischen allerdings von 78,3 Mio. auf 53,0 Mio. Euro gesunken. Das könnte sich in der Ausschüttung niederschlagen. Nach einer Dividende von 6,50 Euro für 2018 (3,00 Euro regulär und 3,50 Euro Sonderdividende) ist für 2019 mit einer leichten Senkung zu rechnen. Wichtiger als die Dividende ist aber das Anlegervertrauen. Solange an der Regulierungsfront keine Besserung in Sicht ist, wird es die Aktie schwer haben – auch wenn die operative Entwicklung stimmt.

Wir raten daher aktuell von einem Einstieg bei bet-at-home.com ab.

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