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25 Aktien für schwierige Zeiten (P-V)

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Paychex – Eines der profitabelsten Geschäftsmodelle in den USA

tk Unternehmen, die in den vergangenen Jahren kontinuierlich wachsen konnten, sind rar gesät. Bei den meisten Firmen kam es entweder während der Corona-Pandemie oder – im Falle der damaligen Profiteure – im Anschluss zu Einbußen bei Umsatz und Gewinn. Die US-amerikanische Paychex zählt zu den wenigen Ausnahmen. Gewisse Covid-Effekte waren aber auch bei dem auf Dienstleistungen im Bereich der Gehaltsabrechnung, Personalverwaltung und HR-Outsourcing spezialisierten Konzern zu sehen.

Am Ende gelang 2020 – wenn auch in überschaubarem Ausmaß – aber trotzdem eine Fortsetzung des seit vielen Jahren anhaltenden Wachstums. Im Jahr darauf kam es dann sogar zu überdurchschnittlichen Zuwächsen. In den vergangenen zehn Jahren hat der Konzern seinen Umsatz im Schnitt um 8,0% p. a. gesteigert. Beim Nettogewinn gelang sogar ein jährlicher Zuwachs von 10,6%. Das EPS ist dadurch seit dem Geschäftsjahr 2012/13 (per 31.5.) von 1,60 US-Dollar auf zuletzt 4,27 Dollar angestiegen.

Und der positive Trend wird sich weiter fortsetzen. Im Zuge der Ende September veröffentlichten Q1-Zahlen hat der Vorstand die Prognose sogar angehoben. Beim Umsatz soll 2023/24 nun das obere Ende des Korridors von 6 bis 7% erreicht werden. Beim bereinigten EPS wurde das Wachstumsziel auf 9 bis 11% (statt 10%) ausgeweitet. CEO John Gibson sieht positive Trends bei den Kundeneinnahmen und der Mitarbeiterbindung. Dank einer ungebrochen starken Nachfrage nach den Technologie- und Beratungslösungen für das Personalwesen hat Paychex die Markterwartungen bei Umsatz und Gewinn erneut schlagen können. In den vergangenen vier Jahren gelang das tatsächlich in jedem einzelnen Quartal.

Das in New York ansässige Unternehmen fokussiert sich vor allem auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die nicht über die nötigen Ressourcen oder das Fachwissen verfügen, um die komplexen und sich ständig verändernden Anforderungen der HR-Landschaft selbst zu meistern. Das Angebot beinhaltet HR-Outsourcing, Cloud-basierte HCM-Technologie, Gehaltsabrechnung, Altersvorsorge und Versicherungslösungen, wobei die individuellen Bedürfnisse der Kunden berücksichtigt werden. Ziel ist, unter Einhaltung der aktuellen Vorschriften die Prozesse in den Firmen zu vereinfachen und effektiver zu gestalten. Die hohe Kundenbindung dient als Beleg dafür, dass das sehr gut gelingt.

Damit das so bleibt und Paychex in dem härter werdenden Wettbewerb bestehen kann, investiert der Konzern kontinuierlich in Technologie und baut sein Angebot weiter aus. Natürlich spielt auch die Künstliche Intelligenz hier eine zunehmend bedeutende Rolle. Im Vergleich zu den Konkurrenten wie ADP, Gusto und TriNet weist Paychex die mit Abstand höchsten Margen aus. Uns gefallen zudem die Bilanz ohne Nettoverschuldung und die regelmäßige Free Cashflow-Generierung, wodurch trotz attraktiver Dividendenzahlungen (Rendite: ca. 3%) ein hoher Bestand an liquiden Mitteln aufgebaut wurde. Trotz des sich zukünftig etwas abschwächenden Wachstumstempos ist die im Nasdaq 100 gelistete Aktie bei einem 2024/25er KGV von 22 (10J.-Spanne: 21 bis 37) eine solide Kaufempfehlung.

Procter & Gamble – Innovationsfreude pur

pk Windeln, Rasierer, Waschmittel: Täglich nutzen Millionen von Verbrauchern in 180 Ländern die Produkte von Procter & Gamble (P&G). Der US-amerikanische Konsumgüterriese ist für Marken wie Pampers, Gillette, Oral-B und Ariel bekannt. An der Erfolgsgeschichte haben auch Investoren Anteil: Ein Investment in die an der NYSE gelistete Aktie brachte zwischen 2018 und 2023  eine annualisierte Rendite von rund 17%. Damit übertraf P&G sowohl den marktbreiten S&P 500 (+12% p.a.) als auch die direkten Wettbewerber im S&P Consumer Staples (+11% p.a.). Doch auch für die Zukunft stellt P&G eine gute Investitionsmöglichkeit dar.

Obwohl P&G in hart umkämpften Märkten agiert, hat sich der Konzern in vielen Branchen Marktführerstatus erarbeitet. Weltweit investiert kein Unternehmen so viel in Werbungen wie der Konsumgütergigant: 2022 waren es  rund 8 Milliarden US-Dollar bzw. 10% des Umsatzes. Die Anfänge reichen früh: Mit selbst produzierten Seifenopern in den 1930er-Jahren prägte der US-Konzern die damalige Kommunikationsstrategie, bei der die Seifen und Waschmittel des Unternehmens vor einem Massenpublikum beworben wurden. Zudem genießt die Abteilung für Forschung und Entwicklung (3% vom Umsatz) bei P&G einen hohen Stellenwert. Die Forschungsausgaben trugen bei Pampers Anfang der 1960er-Jahre dazu bei, den Windelmarkt mit Wegwerfalternativen zu transformieren. Pampers, angesiedelt im Segment für Baby-, Frauen- und Familienpflegeprodukte (25% des Umsatzes), hat eine so dominante Stellung erlangt, dass der Markenname zum Synonym für die gesamte Produktkategorie geworden ist.

Mittlerweile hat P&G durch M&A-Aktivitäten ein breit gefächertes Portfolio von starken Verbrauchermarken des täglichen Bedarfs aufgebaut, das in den letzten fünf Jahren zu einem Umsatzwachstum von 4% p.a. sowie ein EPS-Wachstum von 10% p.a. führte. Dies stellt eine bessere Performance dar als die Wettbewerber wie Colgate-Palmolive (Umsatz: +3%; EPS: -1%) und Unilever (Umsatz: +2%; EPS: +7%). Zwar ist das Volumen im Auftaktquartal um 1% und damit das sechste Quartal in Folge gesunken. Der Vorstand führte dies in der Telefonkonferenz (18.10.) jedoch auf Preissteigerungen (Q1: +7%) zurück, die der Konsumgüterriese seit zwei Jahren konsequent vollzieht, um der inflationsbedingten Kostensteigerung entgegenzuwirken – mit Erfolg, wie die Entwicklung der Bruttomarge signalisiert: Der Rohertrag hat sich im Q1 um 260 Basispunkte auf 52,0% verbessert, nachdem der Bruttoertrag schon im Geschäftsjahr 2022/23 um 40 Basispunkte auf 48,1% ausgeweitet wurde.

Für das Geschäftsjahr 2023/24 hat der Konzern ambitionierte Ziele und gibt an, das obere Ende seiner Prognosespannen erreichen zu wollen. Das org. Wachstum soll zwischen 4 und 5% liegen, das erwartete EPS zwischen 6,25 und 6,43 Dollar. Im besten Szenario könnte der Gewinn also um etwa 9% im Vergleich zum Vorjahr (5,90 Dollar) zulegen. Das KGV der Aktie für 2023/24 liegt mit 22 genau in der Mitte der historischen Bewertungsspanne der vergangenen 10 Jahre (19 bis 25) und bleibt daher attraktiv. Zusätzlich lockt eine aktuelle Dividendenrendite von 2,5%. Besonders hervorzuheben ist, dass dieser sogenannte Dividendenaristokrat seine Dividende seit beeindruckenden 67 Jahren kontinuierlich anhebt. All diese Faktoren zusammengenommen, macht Procter & Gamble zu einer äußerst empfehlenswerten Investitionsmöglichkeit.

Ralph Lauren – Luxus Made in USA

pk Bis zur Vorlage der Q1-Zahlen (per 1.7.) am 10.8.23 kannte die Aktie von  Ralph Lauren nur den Weg nach oben. Das Papier verzeichnete zwischenzeitlich einen Anstieg von rund 25% seit Jahresbeginn. Doch dann verzichtete der Modekonzern trotz guter Q1-Zahlen darauf, seine Umsatzprognose nach oben zu korrigieren. Diese Entscheidung führte zu einem rapiden Abbau der Kursgewinne innerhalb weniger Tage, was für langfristig orientierte Anleger eine attraktive Kaufgelegenheit darstellen könnte. Fundamentale Daten untermauern diese Einschätzung.

Seit seiner Gründung im Jahr 1967 hat sich das US-amerikanische Modehaus zu einer der führenden Premiummarken entwickelt. Der Gründer und Vorsitzende des Aufsichtsrats, Ralph Lauren, hat von Beginn an einen starken Fokus auf das Design von Kleidung mit zeitloser Eleganz gelegt. Dies hat nicht nur zu einem unverkennbaren und wiedererkennbaren Modestil geführt, der langfristig eine loyale und stetig wachsende Kundenbasis fördert, sondern auch den Druck gemindert, regelmäßige Rabatte für nicht mehr aktuelle Mode anbieten zu müssen, um Lagerbestände zu reduzieren. Beispielsweise zählen die einfarbigen Polohemden von Ralph Lauren zu den ewigen Klassikern, die jedes Jahr im Frühling und Sommer erneut gefragt sind.

Trotz eines bescheidenen Umsatzwachstums von durchschnittlich 1% in den letzten fünf Jahren gelang es dem Unternehmen, den Gewinn je Aktie im gleichen Zeitraum jährlich um 7% zu erhöhen. Dies war vor allem kontinuierlichen Preis- und Effizienzsteigerungen zu verdanken. Die Bruttomarge stieg von 60,8% im Geschäftsjahr 2017/18 auf 66,5% im Geschäftsjahr 2022/23. Laut CEO Patrice Louvet wird dieser Trend im laufenden Jahr fortgesetzt. Ralph Lauren erhöhte im ersten Quartal die durchschnittlichen Verkaufspreise in der Direct-to-Consumer-Sparte um 15%. Das Management rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem weiteren Anstieg des Rohertrags um 100 Basispunkte.

Diese Preissteigerungen stärkten zudem die Marke Ralph Lauren als Premiummarke im Lifestyle-Segment. In einem Interview mit Bloomberg vom 17. Juli betonte Louvet die Absicht, die Preise weiter zu erhöhen, um den Markenwert zu steigern. Parallel dazu sind Kostensenkungen geplant, mit dem Ziel, bis zum Geschäftsjahr 2024/25 eine EBIT-Marge von mindestens 15,0% (2022/23: 10,9%) zu erreichen – ein ehrgeiziges Vorhaben.

Die Aktie wird derzeit mit einem KGV für 2023/24 von 10 gehandelt. Das ist sowohl aufgrund der erwarteten Wachstumsrate beim Gewinn je Aktie von 16% p. a. für die nächsten drei Jahre als auch im historischen Vergleich attraktiv. In den letzten zehn Jahren lag der durchschnittliche Gewinnmultiplikator bei 23. Eine schuldenfreie Bilanz und eine Rendite des freien Cashflows von 10% bestärken uns zudem in unserer Kaufempfehlung für Ralph Lauren.

Royal Unibrew – In guten wie in schlechten Zeiten

sl Die Getränkeindustrie hat sich in der Vergangenheit als vergleichsweise stabil erwiesen – Getrunken wird schließlich immer. Gerade etablierte Marken haben sich in Krisenzeiten immer wieder behaupten und Schwankungen auf den Rohstoffmärkten gut ausgleichen können. Ein breites Produktsortiment sorgt darüber hinaus für zusätzliche Stabilität und gibt selbst preisempfindlichen Kunden eine Wahlmöglichkeit.

Royal Unibrew hat sich auf die Produktion und den Vertrieb von Bier, alkoholfreien Getränken und Apfelschaumwein (Cider) spezialisiert. Das dänische Unternehmen hat vor allem im Norden eine starke Präsenz und generierte dort fast 80% seines Umsatzes in Höhe von 11,5 Mrd. Dänische Kronen (DKK) im Jahr 2022. Zu ihren wichtigsten Märkten zählen die Dänen aber auch das Baltikum, Italien, Frankreich und Kanada.

Abgesehen vom Verkauf ihrer eigenen Markenprodukten haben die Dänen Lizenzvereinbarungen mit PepsiCo und Heineken, um deren international bekannte Marken in ausgewählten Regionen vertreiben zu dürfen. Diese Multi-Getränke-Strategie und eine stetige Expansion in neue Märkte haben in den vergangenen zehn Jahren zu einem durchschnittlichen EBIT-Wachstum von 12% p.a. geführt, sowohl organisch als auch mithilfe von M&A.

Das Geschäftsmodell erlaubt zudem hohe Margen (EBIT-Margenziel: 20-21%), da sowohl Getränkemarken, Produktionskapazitäten als auch Personal über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg genutzt werden können. Die hohe Profitabilität wiederum ist die Voraussetzung für hohe Kapitalrenditen und einen starken Bargeldmittelzufluss, der Investitionen in weiteres Wachstum ermöglicht. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über eine äußerst komfortable Bilanzstruktur und beglückt seine Anteilseigner regelmäßig mit Dividenden und Aktienrückkäufen.

Mit einem organischen Wachstum von 6% auf 6,2 Mrd. DKK (rund 830 Mio. Euro) konnte der Umsatz im 1. Halbjahr 2023 deutlich zulegen. Unterstützung boten hier Preiserhöhungen in allen Regionen, die aber nicht ausreichten, um die negativen Inflationseffekte auszugleichen. Folglich schrumpfte die EBIT-Marge um 180 Basispunkte auf 11,6%. Bereits im Vorjahr belasteten Kostensteigerungen die Profitabilität deutlich. Das Schlimmste dürfte aber diesbezüglich hinter dem Unternehmen liegen und bei einigen Rohstoffpreise sind zuletzt schon wieder rückläufige Preise zu beobachten.

Für den Rest des Jahres ist CEO Lars Jensen zuversichtlich. Trotz der ungewissen makroökologischen Situation sieht er sein Unternehmen gut positioniert, das positive Momentum beizubehalten. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet er mit einem Umsatz von ca. 13 Mrd. DKK (+13%) und einem EBIT von 1,6 bis 1,75 Mrd. DKK (+11%). Mittel- bis langfristig sieht das Management viel Potenzial u.a. bei Energy Drinks, bereichertem Wasser und Produkten mit wenig oder keinem Zucker. Vor allem Energy Drinks wachsen rasant (>30%), bislang steht die Kategorie allerdings lediglich für 5% des Konzernumsatzes. Die Zeichen stehen also auch für die kommenden Jahre auf Wachstum. Gleichzeitig ist das 2024er-KGV so niedrig wie schon lange nicht mehr (5J-Schnitt: 25), sodass sich eine gute Einstiegsmöglichkeit bietet.

Sandvik – Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell

sl Das Thema Nachhaltigkeit konfrontiert viele Unternehmen mit Herausforderungen, während es anderen enorme Chancen bietet, ihr Geschäft zu erweitern. Der schwedische Maschinenbauer Sandvik zählt zur letzteren Gruppe von Unternehmen, da er darauf spezialisiert ist, den Ressourcenverbrauch seiner Kunden zu senken und deren Produktivität zu erhöhen.

Konkrete Beispiele sind Elektrifizierungs- und Automatisierungslösungen für die Bergbauindustrie, die sich in einem starken Wandel befindet und zunehmend vom Zugang zu großen Datenmengen, ausgefeilten Analysewerkzeugen, Robotik und künstlicher Intelligenz profitiert. Der Bereich „Mining and Rock Solutions“ steht bei Sandvik für über die Hälfte des Konzernumsatzes und umfasst sowohl Ausrüstung, Werkzeuge, Ersatzteile und Serviceleistungen als auch digitale Lösungen für den Bergbau- und Infrastrukturindustrien. Ebenfalls weltweit führend ist das Unternehmen mit seiner Sparte „Manufacturing and Machining Solutions“ (41% des Umsatzes), die Werkzeuge und Werkzeugsysteme für die fortgeschrittene Metallbearbeitung produziert. Softwarelösungen und Technologien wie die additive Fertigung (3D-Printing) und Inline-Messtechnik runden hier das Angebot ab.

Erst im Vorjahr erhöhte das Management um CEO Stefan Widing seine langfristigen Wachstumsambitionen und strebt nun jährlich einen Umsatzzuwachs von 7% an, organisch und mithilfe von M&A. Der Mining-Bereich soll dabei eine treibende Rolle spielen. Großes Interesse von Kundenseite verzeichnet Sandvik z.B. bei autonomen und batteriebetriebenen Fahrzeugen. In den letzten fünf Jahren konnte der Umsatz durchschnittlich um 4,3% (CAGR) auf 112,3 Mrd. Schwedische Kronen (SEK; 9,5 Mrd. Euro) gesteigert werden. Hierbei ist allerdings auch der Corona-bedingte Rückgang im Jahr 2020 enthalten. Was die Profitabilität betrifft, soll die ber. EBITA-Marge in der Spanne 20 bis 22% gehalten werden. Im Vorjahr betrug sie bereits beachtliche 20,8%.

Kurzfristig spielt selbstverständlich auch bei Sandvik das makroökonomische Umfeld eine wichtige Rolle, wobei der Auftragseingang im ersten Halbjahr noch robust präsentierte und organisch um 3% auf 66 Mrd. SEK anstieg. Vor allem das Bergbaugeschäft zeigte bis zuletzt keine Schwäche, anders als die Sparte MMS, die eine höhere Korrelation zur allgemeinen industriellen Aktivität vorweist. Hier belasteten u.a. die verzögerte Erholung auf dem chinesischen Markt. Der Konzernumsatz legte aber dennoch im 1. Halbjahr organisch um 12% zu, auf 63,2 Mrd. SEK, die ber. EBITA-Marge verbesserte sich um 50 bps auf 20,1%.

Das Unternehmen ist mit eigenen detaillierten Prognosen traditionell sparsam, allerdings spricht die Eintrübung des allgemeinen Makrobildes für eine Abschwächung der Wachstumsdynamik in den kommenden Quartalen. Historisch war es aber gerade dann vorteilhaft bei der Sandvik-Aktie einzusteigen, wenn das Unternehmen selbst den Beginn des Abschwungs bestätigte. Die Bewertung zum 14-Fachen des erwarteten Gewinns je Aktie 2024/25 ist zudem interessant, sowohl in absoluter Hinsicht als auch relativ zur eigenen Historie (5J-Schnitt: 22) und zur Konkurrenz.

Sanofi – Neuer Fokus kostet Geld, bietet aber chancen

kdb Nicht oft verliert eine Aktie des französischen Leitindex CAC40 an einem Tag 17% an Wert. Bei Sanofi war das Ende Oktober der Fall, als der Pharmawert bekanntgab, sich zum reinen Medikamentenentwickler wandeln zu wollen und daher künftig deutlich mehr Geld in die Erforschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe zu stecken. Wir begrüßen den schärferen Fokus und sehen den Kursrückgang als Einstiegsgelegenheit.

Bislang operiert Sanofi in vier Segmenten: Spezialmedizin, Allgemeinmedizin, Impfstoffe und Verbrauchergesundheit. Letztere zeigt zwar ein solides Wachstum auf und liefert stabile Cashflows, kostet aber finanzielle Ressourcen und liefert geringere Margen ab. CEO Paul Hudson, der Consumer Healthcare schon gleich nach seinem Amtsantritt 2019 als eigenständige Einheit aufstellte, will den Teilbereich nach Möglichkeit bis Ende 2024 abspalten und als eigene Einheit an die Börse bringen. Damit schaufelt er Mittel frei, um die mit rd. 16% des Umsatzes im internationalen Vergleich nicht besonders üppigen Ausgaben für Forschung und Entwicklung „signifikant“ erhöhen zu können. Gleichzeitig sollen die Kosten in den Jahren 2024 und 2025 um insgesamt 2 Mrd. Euro gedrückt werden.

Dennoch kostet die Hinwendung zur risikoreicheren, aber ertragsstärkeren Medikamentenentwicklung natürlich in den kommenden Jahren zunächst einmal Geld, das ansonsten als Rendite zur Verteilung an die Aktionäre zur Verfügung gestanden hätte. Konkret kassierte Finanzchef Jean-Baptiste de Chatillon das für 2025 angepeilte Ziel einer operativen Gewinnmarge von 32% ein und erwartet zumindest 2024 einen niedrigeren Gewinn je Aktie (EPS): Der soll jetzt im niedrigen einstelligen Prozentbereich sinken, statt wie bisher von Analysten erhofft um 8% gegenüber 2023 zu klettern. Im Folgejahr kalkuliert der CFO dann aber bereits wieder mit einer „starken Erholung“ beim EPS, sodass der Strategieschwenk am Ende nur zur einem zwischenzeitlichen Gewinnknick mit einem anschließend umso steileren Anstieg führen wird.

Uns gefällt der langfristige Ansatz von CEO Paul Hudson, der den schweren Tanker Sanofi seit seinem Amtsantritt von einem niedrigmargigen Komplettanbieter zu einem hochprofitablen Medikamentenentwicklung umbaut. Natürlich müssen die Franzosen beweisen, dass höhere F&E-Ausgaben auch zu einer erfolgreichen Pipeline führen. Doch in der jüngeren Vergangenheit ist das etwa mit dem Multiple Sklerose-Mittel Aubagio und dem Blutgerinner Lovenox, denen beide in den kommenden Jahren Blockbuster-Potenzial zugebilligt wird, bereits eindrucksvoll gelungen. Nach dem Kursrutsch von Ende Oktober ist das Papier zudem am unteren Ende des Bewertungsbands (13 bis 21) und damit historisch attraktiv bewertet. Langfristig orientierte Anleger steigen bei Sanofi ein.

An Schneider Electric kommt keiner Vorbei

sl Der Übergang der globalen Wirtschaft zu einer nachhaltigen, widerstandsfähigeren und kohlenstoffärmeren Zukunft ist nur vollziehbar durch den Einsatz neuer Technologien. Digitalisierung und Elektrifizierung stehen dabei an oberster Stelle. Nicht erst seit Russlands Überfall auf die Ukraine sind sich Experten einig, dass Elektrizität der effizienteste und beste Weg zur Dekarbonisierung ist. Um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen schnell und markant zu reduzieren, wird daher die Neugestaltung des Energiesystems vehement vorangetrieben.

Bestens für diesen Wandel positioniert ist Schneider Electric. Das Unternehmen hat sich auf Energiemanagement und Nachhaltigkeitslösungen spezialisiert. Die Franzosen unterstützen ihre Kunden dabei, ihre Energieeffizienz zu steigern und nachhaltige Energiequellen zu nutzen. Dabei spielt das Unternehmen eine wichtige Rolle in den Bereichen Elektrifizierung, Automatisierung und Energiemanagement in verschiedenen Branchen. So unterstützen die angebotenen Lösungen z. B. integriertes Unternehmensmanagement für Gebäude (37% des Konzernumsatzes), Rechenzentren (16%), Infrastrukturen (13%) und Industrien (34%). Die regionale Diversifizierung ist breit, wobei Nordamerika und die Region Asien-Pazifik mit Umsatzanteilen von 32% bzw. 30% dominieren. Europa steht für ein Viertel der Einnahmen.

Insgesamt konnten im Jahr 2022 34,2 Mrd. Euro erwirtschaftet werden, 77% davon im Segment Energy Management und 23% im Segment Industrial Automation. Beide Bereiche erfreuten sich starken Wachstums, getrieben von starker Nachfrage vor allem in Nordamerika und Europa. Das positive Momentum hat auch in diesem Jahr Bestand, in den ersten neun Monaten konnte der Umsatz organisch um 14% auf 26,4 Mrd. Euro gesteigert werden. Weiteren Rückenwind hat man dabei im Geschäft mit Rechenzentren bekommen, das vom Aufschwung der Künstlichen Intelligenz (AI) profitiert. Darüber hinaus sind die Investitionen im Bereich Energiewende unverändert hoch, der Auftragsbestand des Konzerns ist im Q3 auf ein neues Rekordniveau gewachsen. Für das Gesamtjahr rechnet CEO Peter Herweck mit einem organischen Umsatzwachstum um 11 bis 13%, sowie einer bereinigten EBITA-Marge von 17,7 bis 18,0%.

Die gute Profitabilität und der hohe Bargeldmittelzufluss erlauben es den Franzosen regelmäßig sowohl in Produktinnovationen als auch in komplementäre Übernahmen zu investieren. Zudem wurden allein im dritten Quartal eigene Aktien im Wert von 703 Mio. Euro zurückgekauft. Anteilseigner können sich zudem über eine ansehnliche Dividende freuen, die erwartete Rendite liegt momentan bei 2,5%.

Schneider Electric ist ebenfalls nicht vollständig gegen eine konjunkturelle Abschwächung immun. Allerdings führt für die meisten Unternehmen kein Weg an Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung vorbei, wodurch Umsatz und Gewinn in den kommenden Jahren voraussichtlich steigen werden. Das KGV wird in der Periode 2023-2025 von 18 auf 15 sinken. Angesichts dieser strukturellen Treibkräfte erscheint dies selbst im aktuellen Zinsumfeld für ein Qualitätsunternehmen attraktiv. Nicht nur Anleger, die auf Nachhaltigkeit setzen wollen, greifen daher zu.

Shimano fährt die extra Meile zurück zum Wachstum

dog Fahrradfahren hat durch Corona einen Boom erlebt. Insbesondere 2022 gab es eine Sonderkonjunktur. Jetzt aber durchlebt der Markt einen Blues. Shimano, der Weltmarktführer für Schaltungen und Fahrradzubehör, konnte sich dem nicht entziehen. Langfristig gibt es aber klare Kaufsignale. Denn die Branche wächst zunehmend: 2023 besaß der globale Fahrradmarkt ein Volumen von rd. 110 Mrd. US-Dollar (104 Mrd. Euro), im Jahr 2030 sollen fast 230 Mrd. Dollar bei einer jährlichen Zuwachsrate von 11% erreicht werden. Dabei kommt jedes zweite Teil von Shimano (Marktanteil: 50%).

Wer in Japan ein Fahrrad sieht, der kann sich fast sicher sein, woher die Schalt- und Bremssysteme des Rades stammen. Richtig: aus China. Denn Shimano erzielt im Heimatmarkt Japan nur rd. 3% der Umsätze des Segments für Fahrradkomponenten (Umsatzanteil: 77%). Das Gros setzt der Konzern in Europa (53%), China (15%), Taiwan (12%) und Nordamerika (5%) um. Das zweite Segment Angelzubehör steuert die restlichen 23% zum Umsatz bei.

Damit ist Shimano in klaren Wachstumsmärkten aktiv und setzt vor allem auf einen Zukunftstrend:  E-Bikes. Für die elektrischen EP6 bis E7000-Serien produziert das Unternehmen mit Sitz in Osaka auch Antriebseinheiten. Der Markt für elektrifizierte Fahrräder besaß 2023 lt. der indischen Beratungsgesellschaft Mordor Intelligence ein Volumen von rd. 25 Mrd. Euro und dürfte bis 2028 um 9,7% p. a. auf rd. 48 Mrd. Euro wachsen.

Von alledem war 2023 aber nichts zu spüren. Wie Shimano im Oktober mitteilte, ging es nach dem Rekordvorjahr auf Neunmonatssicht (per 30.9.) beim Umsatz um rd. 20% abwärts auf 375,2 Mrd. Yen (2,3 Mrd. Euro), beim EBIT sogar um 43% auf 72,1 Mrd. Yen. Ein Grund war, dass sich im Umfeld hoher Inflation und trüber Konjunkturstimmung die Nachfrage nach Fahrrädern und Angelutensilien abschwächte. Bei den Fahrrädern kam erschwerend hinzu, dass sich viele bereits zu Corona mit neuen Bikes eingedeckt hatten und die hohen Lagerbestände durch Sonderaktionen geleert werden mussten. Das hat das EBIT gehörig geschmälert und die Marge um 790 Basispunkte auf 19,2% gesenkt. Unterm Strich brach das EPS um rd. 47% auf 665 Mio. Yen ein.

In diesem Marktumfeld hat Shimano neue Produkte eingeführt, einschließlich der GRX-Schaltung, die speziell für Gravelbikes (Fahrräder für Kies- und Schotterwege) entwickelt wurde. Besonders beeindruckend ist, dass Shimano in seiner über 100-jährigen Firmengeschichte immer wieder Innovationskraft gezeigt und so langfristigen Wert für Investoren geschaffen hat.

Seit dem Corona-Hoch bei 275,60 Euro hat die Aktie rd. 50% binnen zweier Jahre eingebüßt. Für uns eine klare Einstiegsgelegenheit: Denn die 2023er Ergebnisse lagen trotz des operativen Einbruchs noch immer deutlich über Vor-Corona-Level (Umsatz: +30%; EBIT: +29%; EPS: +45%). Gleichzeitig steht 2024 bereits wieder moderates Wachstum auf dem Plan, 2025 sogar deutlich zweistelliges. Shimano befindet sich klar auf dem Pfad zurück zum Wachstum.

Shiseido macht sich schön schlank in unschönen Zeiten

dog Geht die Welt unter, kauft die Menschheit Kosmetik. So in etwa beschreibt es der mit eher kritischem Blick beäugte Lipstick-Effekt. Fehlt aufgrund von Inflation und unsicherer Stimmung das Geld für größere Anschaffungen, tue es auch mal ein Lippenstift, Parfum oder Puder. Dass diese These hinkt, zeigt ein Blick auf das Ende 2023 ausgebildete Allzeittief des japanischen Luxus-Kosmetikherstellers Shiseido. Im Sommer kündigte CEO Masahiko Uotani daher eine Schönheitskur für 2024 an.

„Clé de Peau“, Schlüssel zur Haut, nennt sich die hochpreisige Luxus-Marke, bei der für ein Döschen „La Crème“ rd. 1 000 Euro über die Ladentheke gehen. Auf diese Linie sowie u. a. die hochpreisige Hausmarke „Shiseido“ will sich das Management zukünftig konzentrieren. Denn die in der Vergangenheit zu große Auswahl eigener Marken hat die Profitabilität des Konzerns immer weiter geschwächt und die Skalierbarkeit des Geschäfts immens erschwert. Vor allem das Mittelsegment und der Massenmarkt dürften also ordentlich eingestampft werden.

Neben der Konsolidierung der Geschäftsfelder steht auch ein straffes Cost-Cutting-Programm auf dem Plan. Sowohl IT als auch Personal stehen hierbei im Fokus. Als kostengünstiger Vertriebskanal soll der E-Commerce gestärkt werden. Bereits jetzt bietet Shiseido die Möglichkeit, über durch Künstliche Intelligenz (KI) gesteuerte Produkte virtuelle Make-up-Anproben durchzuführen. Dank der 2019 gestarteten Kooperation mit dem KI-Innovator Revieve, haben die Japaner bereits frühzeitig in diesem wichtigen Wachstumsmarkt Fuß fassen können. Dank des Skincare Advisor-Tools erhält Shiseido nicht nur wichtige Daten zur Erforschung weiterer Produkte, sondern bindet auch den Kunden.

Das ist wichtig, um sich im schnell wachsenden Kosmetikmarkt Anteile zu sichern (aktuell: Platz 5 mit rd. 6,3 Mrd. Euro Jahresumsatz). So soll die Branche lt. „Fortune Business Insights“ von 313 Mrd. US-Dollar im Jahr 2023 um jährlich 4,2% auf 417 Mrd. Dollar im Jahr 2030 wachsen. Für 2024 plant das Gros der Konsumenten zudem so viel wie im Vorjahr (43%) oder sogar noch mehr (51%) für Kosmetika auszugeben, wie der jährliche „Health & Beauty“ Report der Investmentbank Harris Williams zeigt.

Mit der selbst auferlegten Verschlankungskur dürften die zum 1. Hj. noch gesunkenen Kennziffern wie Umsatz (-0,2%), operativer Gewinn (-20%) und Nettogewinn (-34%) wieder merklich steigen. So rechnet der Konsens mit massiven Steigerungen beim Umsatz (+7%) auf rd. 1,1 Bio. Yen (6,9 Mrd. Euro), op. Gewinn (+76%) auf 94,4 Mrd. Yen und Nettogewinn (+107%) auf auf 63,3 Mrd. Yen. Die EBIT-Marge würde entsprechend um 330 bps. auf 8,6% zulegen. Die Gewinne und Margen aus dem Rekordjahr 2019 (EBIT: 10,1%; Netto: 6,5%) rücken damit wieder näher. Pro Jahr dürfte der Gewinn in den nächsten drei Jahren um 36% anwachsen.

Durch den Kursverfall von 60% in den letzten vier Jahren handelt die Aktie deutlich unter ihrem historischen Bewertungsband (10J: 58). Für 2024 wird sie zum 28-Fachen des erwarteten Gewinns gehandelt. Lesern bietet sich dadurch eine attraktive Einstiegsmöglichkeit.

Union Pacific setzt Wirtschaft auf Gleise

dog Stolze 52 300 km. Oder besser: 1,3-mal um die Welt. So lang war 2023 das Streckennetz von Union Pacific. Nicht ohne Grund gilt die wohl größte Eisenbahngesellschaft der USA als entscheidendes Bindeglied der globalen Lieferketten. Die Amerikaner haben die westlichen zwei Drittel der USA quasi monopolisiert und spielen ihre Marktmacht dabei gekonnt aus. Während der weit gefasste S&P 500 in den vergangenen 20 Jahren um 400% zulegte, feierte Union Pacific ein Allzeithoch nach dem anderen und steigerte den Börsenwert um 1 200%.

Das vergangene Jahr 2023 war für Union Pacific aber herausfordernd. Nicht nur setzten die Inflation und die Kriege sowohl in Europa als auch Nahost die Frachtgesellschaft mit Sitz in Omaha, Nebraska, unter Druck. Auch nahm CEO Lance Fritz nach acht Jahren den Hut. In seiner Zeit stiegen das EBIT um 27% und der Nettogewinn um 52%. Und das trotz eines volatilen Betriebsumfelds, das u. a. durch die Covid-19-Pandemie und Unterbrechungen globaler Lieferketten geprägt war.

An seine Stelle trat im Juli Jim Vena, der die Geschicke von Union Pacific bereits von 2019 bis 2020 leitete, ehe er zu Canadian National Railway wechselte. Seine erste Amtszeit stand unter dem Stern Cost-Cutting, dieses Mal sollen es Sicherheits- und Effizienzsteigerungen sein. Doch schon jetzt gilt Union Pacific als Vorzeigeunternehmen, schaffte es etwa zum 17. Mal in die Liste der „World‘s Most Admired Companies“ vom „Fortune“ Magazin. Ein Grund: Aufgrund der großen Distanzen in den USA ist der Transport über die Eisenbahn für das Gros der Güter sowohl am günstigsten als auch am umweltfreundlichsten.

Union Pacific setzt dabei auf einen diversifizierten Geschäftsmix aus drei Segmenten: Massengüter (u. a. Getreide, Dünger, erneuerbare Energien), Industrieprodukte (u. a. Baustoffe, Industriechemikalien, Metalle, Erdöl, Flüssiggase) und Premium (Automobilteile, fertige Autos sowie intermodale Container). Die Einheiten machen jeweils ein Drittel des Umsatzes aus.

Nach neun Monaten wirkten sich jedoch der Inflationsdruck hohe Treibstoffpreise, Personalbestände und Unfallkosten sowie ein Rückgang der Wagenladungen negativ auf das Ergebnis aus. Zwar sank der Umsatz um 10% auf 5,9 Mrd. US-Dollar, der operative Gewinn um 17% auf rd. 2,2 Mrd. Dollar und das EPS um 18% auf 2,51 Dollar. Und auch das Betriebsverhältnis verschlechterte sich folglich um 350 bps. auf 63,4% – davon allein 170 bps. durch die hohen Kraftstoffpreise. Doch erwartete der Markt Schlimmeres.

Für 2024 zeigen die Weichen lt. Vena in die richtige Richtung: „Operativ haben wir im Laufe des Quartals an Schwung gewonnen. Die Betriebs- und Sicherheitskennzahlen zeigen eine deutliche Verbesserung, da wir die Anlagenauslastung steigern.” So wurde die Betriebsdynamik des Unternehmens gesteigert, was sich in der stetigen Verbesserung der Netzwerkleistung und kürzeren Fahrzeugzykluszeiten zeigt. Um dem Inflationsdruck entgegenzuwirken, wird sich daher in den kommenden Quartalen der Fokus auf die Preisgestaltung verlagern. Wie Jena bereits durchblicken ließ, steht zudem die Senkung der Unfallkosten weit oben auf seiner Agenda.

Zwar hält sich Union Pacific wie gewohnt mit Prognosen zurück, in den nächsten zwei Jahren erwarten wir aber dank bereits erfolgter Investitionen sich kräftig ausweitende Margen (EBIT: + 400 bps.; FCF: +640 bps.). So ist in den vergangenen zehn Jahren stetig Kapital (über 34 Mrd. Dollar) sowohl ins Schienennetz als auch den Betrieb investiert worden. Im Falle eines „Soft Landings“ der US-Wirtschaft wird Union Pacific der erste Profiteur sein, obgleich die Risiken steigender Treibstoffpreise im Zuge des Nahostkonflikts weiterhin berücksichtigt werden sollten.

Vertex sucht breitere Basis

kdb Mit vier zugelassenen Wirkstoffen zur Behandlung von Zystischer Fibrose (CF) hat sich Vertex eine lukrative Nische mit Milliarden-Umsätzen gesucht, in der die Bostoner bislang und auf Sicht nahezu konkurrenzlos unterwegs sind. Mit den sprudelnden CF-Einnahmen will CEO Reshma Kewalramani das Biotech-Unternehmen breiter aufstellen: Nächster Hoffnungsträger ist ein Mittel zur Behandlung der Sichelzellkrankheit.

Die Entwicklung der Umsatzzahlen von Trikafta, Kaftrio & Co., mit denen die weltweit etwa 88 000 Patienten mit Zystischer Fibrose behandelt werden können, gleicht einer Erfolgsstory. Ausgehend von gut 2 Mrd. US-Dollar an Umsätzen im Jahr 2017 sind die Erlöse jedes Jahr im Schnitt um etwa 32% auf zuletzt knapp 9 Mrd. Dollar gestiegen. Im laufenden Geschäftsjahr sollen es 9,7 bis 9,8 Mrd. Dollar werden. CF ist eine seltene, lebensverkürzende und genetische Krankheit, an der jedes Jahr etwa 3% mehr Patienten erkranken, die dann auf längere Zeit auf die Wirkstoffe von Vertex angewiesen sind. Zudem befindet sich knapp ein Viertel der bislang bekannten Fälle noch gar nicht in Behandlung – und außer Vertex hat bislang kein Wirkstoffentwickler ein zugelassenes Medikament.

Aber natürlich wollen die US-Amerikaner kein „One-Drug“-Unternehmen bleiben. Hoffnungsvollster Entwicklungswirkstoff in der kleinen, aber feinen Pipeline ist das Präparat Exa-Cel gegen die Sichelzellkrankheit, das seit April 2023 im Zulassungsverfahren bei der FDA ist und der nächste Kassenschlager werden könnte. In einer Frühphase der Entwicklung befindet sich zudem ein Medikament zur Behandlung des Typ-1-Diabetes. Dank tiefer Taschen ist die Finanzierung der Forschungs- und Entwicklungsausgaben für das schuldenfreie Unternehmen kein Problem. Rund 45% des Umsatzes werden Jahr für Jahr in F&E sowie SG&A-Aufwendungen gesteckt.

Die US-Amerikaner haben sich in eine lukrative Nische begeben, welche für große Biotechnologieunternehmen zu spezifisch ist, um eigene Wirkstoffe zu entwickeln. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei einem weiteren Betätigungsfeld der Bostoner: dem Kampf gegen die Sichelzellkrankheit, die besonders bei Menschen afrikanischer Abstammung auftritt.

Die schlanke Unternehmensstruktur, die konstant für Bruttomargen von 88% und eine EBITDA-Marge von über 50% sorgt, beeindruckt uns. Obwohl sich das Gewinnwachstum, das in den letzten fünf Jahren durchschnittlich 50% betrug, in den kommenden Jahren voraussichtlich deutlich verlangsamen wird, ist die Bewertung mit dem 23-Fachen der für 2024 prognostizierten Gewinne immer noch attraktiv. Sie liegt deutlich unter dem fünfjährigen Durchschnitt von 35. Daher könnten langfristig orientierte Anleger auch auf dem aktuellen Allzeithoch von Vertex noch einsteigen.

Vinci – Robuste Geschäfte mit neuer Wachstumsfantasie

tk Bei den aktuellen Konjunkturprognosen sind Aktien von Unternehmen mit einem stabilen Geschäftsmodell eine sinnvolle Depot-Beimischung. Die französische Vinci ist dafür ein geeigneter Kandidat, weil der Bau- und Dienstleistungskonzerns auch in Bereichen aktiv ist, die in Zukunft noch höhere Wachstumsraten ermöglichen. Zudem zeichnet sich das Geschäft bei Vinci durch eine relativ hohe Visibilität aus. Umsatz und Gewinn sind seit 2016 mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 kontinuierlich mit einer relativ stabilen Marge gestiegen. Selbst 2020, als der Umsatz um 10% fiel und der Nettogewinn um 62% einbrach, wurde ein hoher Free Cashflow generiert.

Prägend ist vor allem das margenstarke Konzessionsgeschäft, wo trotz eines Umsatzanteils von nur 15% mehr als die Hälfte der operativen Erträge erzielt wird. Vinci betreibt Infrastrukturprojekte wie Autobahnen (Maut), Flughäfen, Eisenbahnlinien, Parkhäuser oder Stadien. Wenn das öffentliche Leben nicht gerade durch Ausgangssperren etc. lahmgelegt wird, erweist sich dieses Segment als relativ konjunkturunabhängig. Vinci profitiert hier davon, dass viele öffentliche Haushalte solche Großprojekte mehr und mehr privatisieren. Die in der Regel sehr langen Nutzungsrechte sorgen für eine gute Planungssicherheit.

Größter Umsatzträger mit fast 50% ist der Baubereich. In diesem eher margenschwachen Segment ist Vinci weltweit im Hoch- und Infrastrukturbau tätig. Der Fokus liegt jedoch auf den o.a. öffentlichen Projekten, die später dann selbst auch in Konzession betrieben werden. Das momentan schwächelnde Immobiliengeschäft spielt mit rund 3% Umsatzbeitrag nur eine untergeordnete Rolle. Zunehmend wichtiger wird dafür die Energiesparte (35% Anteil), wo die Franzosen Dienstleistungen im Bereich erneuerbare Energien, Abfallwirtschaft und Wasserversorgung anbieten Dazu gehört auch die Planung und Durchführung von Solarprojekten. Das Ende September aus einer Kapazität von 1,4 Gigawatt bestehende Portfolio (v.a. in Brasilien und Spanien) soll bis Ende 2023 auf 2 Gigawatt ausgebaut werden.

In diesem Segment dürfte Vinci weiter expandieren. Das Unternehmen verfügt über langjährige M&A-Erfahrung, was auch ein bedeutender Teil der langfristigen Wachstumsstrategie ist. Aktuell werden noch mehr als 40% der Umsätze im französischen Heimatmarkt erzielt. Beim Auftragsbestand, der aktuell auf einem Allzeithoch liegt, entfallen aber fast 70% auf das internationale Geschäft. Trotz zahlreicher Übernahmen weist Vinci einen niedrigen Verschuldungsgrad aus und zahlt attraktive Dividenden (50% des Nettogewinns).

Bei den Ende Oktober veröffentlichen Q3-Zahlen zeigte sich Vorstandschef Xavier Huillard sehr zuversichtlich und erhöhte die Prognosen beim Free Cashflow (mind. 4,5 Mrd. Euro) und im Konzessionsgeschäft. Eine Abschwächung der Geschäfte sei nicht zu erkennen. Zudem ist der Vorstand der Meinung, dass man erst am Anfang einer sehr starken Wachstumsgeschichte stehe. Dem schließen wir uns u.a. mit Blick auf die zu erwartenden staatlichen Investitionsprogramme (v.a. im Zusammenhang mit Energiewende und Digitalisierung) an. Dem robusten Geschäftsmodell wird dadurch zusätzliche Fantasie verliehen. Bei einer gerade auch im historischen Vergleich attraktiven Bewertung (KGV von 12 vs. 10J.-Schnitt von 18) ist Vinci eine klare Kaufempfehlung.

 

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