Märkte

Wie Deutschland von Japans US-Beziehungen profitiert

Japanische Investoren haben aufgrund der Trump-Zölle Dollars in Milliardenhöhe abgestoßen. Erste Erfolge bei den zwischen Japan und den USA aufgenommenen Handelsgesprächen könnten auch Deutschland zugute kommen.

Dominik Görg,
Die deutsche und japanische Flagge
Die deutsche und japanische Flagge © Oleksii | AdobeStock

Allmählich werden die immensen Schockwellen der US-Zölle immer sichtbarer – auch in Japan. Als Donald Trump Anfang April eine Flut von Zöllen über die internationalen Märkte verhängte, kam es in der Folge in Japan zu massenhaften Verkäufen von Anleihen, wie das japanische Finanzministerium jetzt mitteilte. Insgesamt waren es langfristige US-Anleihen im Wert von über 20 Mrd. US-Dollar, um u.a. Portfolien auszugleichen und Carry-Trades aufzulösen. Allein in der Woche zum vierten April verkauften japanische Institutionelle wie Banken und Pensionsfonds Anleihen im Wert von 17,5 Mrd. Dollar. In der Folgewoche waren es weitere 3,6 Mrd. Dollar. Es handelt sich um die größten Abflüsse binnen zwei Wochen seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2005.

Die Zahlen sind höchst interessant. Denn Japan hält mit 1,1 Billionen Dollar den größten internationalen Vorrat an US-Staatsanleihen im öffentlichen und privaten Sektor und bietet damit einen guten Gradmesser, wie es um den US-Markt bestellt ist. Dieser heftige Verkaufsschub trug dazu bei, dass die Renditen 10-jähriger US-Anleihen in der Woche vom 11. April so stark wie seit 2001 nicht mehr gestiegen sind. Angsichts eines durchschnittlichen Tagesumsatzes von fast einer Billion Dollar am US-Staatsanleihenmarkt haben aber sicher noch weitere Gründe zu diesem Renditeanstieg beigetragen, auf die wir an dieser Stelle aber nicht eingehen wollen.

USA sprechen von ersten „Erfolgen“ in Handelsgesprächen

Japan selbst trafen die angedrohten und jetzt verhandelten Trump-Zölle in voller Härte. Neben einem Basiszoll von 10% stehen 25% auf Importe von Autos, Autoteilen sowie Stahl- und Aluminium im Raum. Als Folge hat etwa Sumitomo Rubber Industries angekündigt, in den USA und Kanada verkaufte Reifen um bis zu 25% zu verteuern. Das Gros der Reifen produziert Sumitomo Rubber in Thailand und teilweise in Japan. Dass in die Zoll-Gespräche mit Trump frischer Wind gekommen ist, dürfte daher erfreuen. Da es jedoch noch keine umfassenden Handelsabkommen mit Japan oder auch Indien gibt, arbeiten US-Regierungsvertreter zunächst nur an der Unterzeichnung von Absichtserklärungen (MoU) über die Rahmenbedingungen zukünftiger Gespräche. Ein überstürztes Handelsabkommen mit den USA lehnen die Japaner jedoch ab.

Im März stiegen Japans Exporte den sechsten Monat in Folge. Die Angst vor umfassenden US-Zöllen ließ japanische Unternehmen ihre Lieferungen erhöhen. Im abgelaufenen Jahr meldete Japan einen Handelsüberschuss mit den USA von 63 Mrd. Dollar. Demgegenüber stand ein globales Handelsdefizit Japans von 37 Mrd. Dollar. Zum Vergleich: Deutschland erzielte 2024 zwar einen ähnlich hohen Handelsüberschuss von rund 70 Mrd. Dollar mit den USA. Gleichzeitig blicken deutsche Konzerne aber mit wesentlich mehr Sorge dem Zollchaos entgegen. Ein wesentlicher Grund für Japans Ruhe ist die strategische Partnerschaft zwischen den USA und Japan in Asien.

Ein Deal zwischen Japan und USA wäre auch gut für Deutschland

Insbesondere deutsche Unternehmen dürften an einem zukünftigen Deal zwischen Japan und den USA interessiert sein. Laut IHK in Japan und KPMG Deutschland erwirtschafteten 2024 rund 82% der deutschen Unternehmen Gewinne in Japan, davon konnte weit über die Hälfte ihren Umsatz in den vergangenen zehn Jahren steigern – fast ein Drittel verdreifachte ihn sogar.

Über die Hälfte der deutschen Unternehmen nutzt zunehmend Kontakte zu japanischen Partnern, um auch außerhalb Japans zu kooperieren. Dabei konzentriert sich diese Zusammenarbeit auf Asien (67%), weitet sich aber auch zunehmend auf Europa (55%), China (44%), Nordamerika (40%) und Indien (33%) aus. Deutschland kann also über die guten internationalen Verknüpfungen Japans profitieren. Da zuletzt die Geschäfte mit China eher rückläufig waren, hat Japan im Rahmen des aktuellen Nearshoring Trends die Ausfuhren ins übrige Asien um 5,5% gesteigert – namentlich nach Hongkong, Taiwan und Südkorea. Neben dem traditionellen Automobil- und Maschinenbau steckt viel Kooperationspotenzial in Wasserstofftechnologie und Industrie 4.0. Vom Handel mit und in Japan profitiert Deutschland also gleich doppelt. Abzuwarten bleibt, wie schnell sich die USA und Japan auf ein gemeinsames Handelsabkommen einigen können.

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