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Weltwirtschaft – Kleine Akzente in stetigem Bild

Der neue Weltwirtschaftsausblick des IWF unterscheidet sich kaum von der Projektion aus dem Frühjahr: 3,2% BIP-Wachstum für 2024/25, nur ein Zehntel mehr als in der Prognose für das kommende Jahr. Die Autoren sprechen von „stabilem, aber nicht überwältigendem Wachstum“.

von Dr. Martin Klingsporn,
IWF-Zentrale in Washington
IWF-Zentrale in Washington © PLATOW

Die USA werden in beiden Jahren um zwei bis drei Zehntel stärker eingeschätzt, die Eurozone und Japan jeweils etwas schwächer. Da die von den Energiepreisen getriebene Inflation fast überall zurückgeht, spricht vieles für einen ruhigen Verlauf („Soft Landing“). Das Risikopotenzial ist aber eher weiter gestiegen. Als Krisenauslöser kommen die Probleme im chinesischen Immobiliensektor ebenso in Betracht wie die anhaltenden geopolitischen Spannungen und der zunehmende Protektionismus. Als Antwort darauf hat der IWF nur die altbekannte Empfehlung, durch eine straffe Fiskalpolitik Sicherheitspolster aufzubauen.

Auch die Projektion für die Emerging Markets insgesamt ändert sich mit einem Wachstum von jeweils 4,2% in beiden Jahren kaum. Der Löwenanteil davon kommt unverändert aus Asien, wo das BIP mit 5,3% bzw. 5% zwar etwas weniger stark, aber immer noch kräftig zulegen soll. Für China senkt der IWF mit einer Prognose von 4,8% und 4,5% Wachstum den Daumen über das politische Ziel von 5%. Indien bleibt dagegen mit 7% und 6,5% auf einem deutlich stärkeren Wachstumspfad. Eine echte Überraschung gibt es dagegen in Lateinamerika: Die Prognose für Brasilien wurde um fast einen ganzen Prozentpunkt auf 3% angehoben. Da aber das zweite Schwergewicht Mexiko um sieben Zehntel nach unten korrigiert wurde (von Argentinien ganz zu schweigen), bleibt es für die Region insgesamt bei wenig interessanten 2,2% bzw. 2,5%.

Die Osteuropäer sehen rechnerisch mit 3,2% bzw. 2,2% etwas besser aus, was aber vor allem an den überzeichneten russischen Daten liegen dürfte. Zu viele Nachrichten aus den Unternehmen über Nachfrageeinbrüche (Stahl, Bau) aufgrund der stark gestrafften Geldpolitik und gestoppter Projekte mangels westlicher Zulieferungen stehen den offiziellen Jubelmeldungen gegenüber. Gleichzeitig spüren die EU-näheren Staaten Mittelosteuropas die Schwäche der Kernländer. Afrika bietet dagegen eine weitere positive Überraschung: Die Republik Südafrika scheint mit einer zwar immer noch schwachen, aber nach oben korrigierten Prognose von 1,1% bzw. 1,5% wieder Tritt zu fassen, was durch lokale Berichte von wachsendem Optimismus nach dem Ende der ANC-Herrschaft untermauert wird. Die IWF-Projektion spricht zumindest für eine neutrale Gewichtung der Emerging Markets insgesamt.

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