Warum VW jetzt handeln muss
Es wäre das erste Mal in der Geschichte des Konzerns, dass deutsche Werke geschlossen werden. Der Autokonzern beschäftigt weltweit 650.000 Mitarbeiter, davon rund 100.000 in Deutschland. Mit der Aufkündigung der Beschäftigungssicherung werden nun auch betriebsbedingte Kündigungen möglich.
Beides zeigt eindrücklich, wie ernst es um Volkswagen steht, sonst würde sich das Management nicht auf den nun unvermeidlichen direkten Schlagabtausch mit dem starken Betriebsrat einlassen. Niedersachsen, mit 20% größter Stimmrechts-Aktionär von VW, fordert alternative Lösungen. Tatsache ist: In 2023 waren die Personalkosten mit fast 50 Mrd. Euro doppelt so hoch wie der operative Gewinn. Marge: 7%. Wettbewerber Toyota kam auf 11,9%. Bei der Marke Volkswagen liegt diese sogar nur bei 3,8%, was für eine enorme Ineffizienz spricht.
Für die Börse kommen die bitteren Ankündigungen nicht überraschend. Sie hat die schwierige Lage des Autobauers längst antizipiert. Der Kurs notiert so tief wie zuletzt während des Diesel-Skandals 2015. Damit ist die VW-Aktie (103,20 Euro; DE0007664005) aktuell sogar niedriger bewertet als während des Diesel-Skandals. Auf Basis der Schätzungen für das laufende Geschäftsjahr liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei 3,6. Zum Vergleich: In den vergangenen zehn Jahren betrug die durchschnittliche Bewertung das 7,9-Fache.
Eine dramatisch geringe Auslastung in vielen Werken, hohe Abfindungskosten und Elektroautos, die unter zunehmendem Preisdruck durch ausländische Konkurrenz (u.a. aus China) geringe Margen abwerfen, belasten die Profitabilität. Die Probleme sind struktureller Natur, und es liegt nun am Management, die überfälligen Reformen zügig umzusetzen. Aufgabe der Politik ist es, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sich ein Fall wie VW nicht an anderer Stelle wiederholt. js