Einzelhandel

Von Extrawürsten und Fleischtheken – Was Dino Polska so besonders macht

Eine Supermarktkette mit rasantem Wachstum wurde in Deutschland schon lange nicht mehr gesehen. In Polen haben wir eine entdeckt. In unserem ersten Deep-Dive zu Dino Polska erläutern wir Ihnen im Detail, was das Unternehmen so herausragen lässt.

von Justus Schirmacher,
Das Dino-Polska Logo
Das Dino-Polska Logo © Marek Stokowski - stock.adobe.com

Supermarktketten haben schon viele Milliardäre hervorgebracht. Wir Deutschen wissen das allemal. Nur kennen wir diese Entwicklung eher aus der entfernteren Vergangenheit. Hierzulande ist das Wachstum im Einzelhandel längst erlahmt, Marktanteile verschieben sich nur noch langsam und mit größter Mühe und ein intensiver Wettbewerb lastet ununterbrochen auf den geringen Gewinnmargen. Nein, eine Supermarktkette kann in Zeiten von Krypto und Künstlicher Intelligenz wirklich niemanden mehr hinterm Ofen hervorlocken. Das bei solchen Industrietrends unter Anlegern eigentlich immer einsetzende Desinteresse wollen wir uns zunutze machen. Mit Dino Polska meinen wir nämlich, eine spannende Ausnahme gefunden zu haben. Das Unternehmen gehört zu den am schnellsten wachsenden Einzelhändlern weltweit. Wir hatten Ihnen letzte Woche eine Reihe an Deep-Dives zu Dino versprochen. Heute gehts los. Wir erläutern im Detail, was den polnischen Dinosaurier so besonders macht.

Ein Ladenformat und keine Extrawürste

Dino Polska hat schon heute eine herausragende Erfolgsgeschichte geschrieben. 1999 wurde das Unternehmen von Tomasz Biernacki im zarten Alter von 26 Jahren gegründet. 2010 waren es schon 111 Läden, vorwiegend im Westen Polens. Heute sind es knapp 2.700 über ganz Polen verteilt. Alle Läden haben gemeinsam, dass sie alle gleich groß sind und einen enorm hohen Grad an Standardisierung besitzen. Aldi lässt grüßen. Das Management lebt diese strategische Entscheidung kompromisslos. So sind alle Läden 400 qm groß, haben den gleichen Aufbau, die gleichen Fliesen und Lichter, das gleiche Sortiment von immer 500 SKUs (Artikelnummern). Das mag banal klingen, verschafft Dino aber riesige Vorteile. Da sind zum einen große Kosteneinsparungen. Zum anderen verschafft es Dino große Effizienzen im Management gegenüber Wettbewerbern mit komplexeren Ladenstrukturen. Während internationale Wettbewerber zumeist Läden in allen erdenklichen Größen, mit komplexen Sortimenten und Kostenstrukturen managen müssen, kann sich Dino ganz auf sein eines Format konzentrieren.

Ganz nah beim Kunden

Dino ist mit seinen Läden sehr nah beim Kunden. Wir schätzen, dass die Läden des Unternehmens im Schnitt 15 Gehminuten von der Kundschaft entfernt sind. Besonders bei den internationalen Ladenketten sind die zurückzulegenden Distanzen deutlich größer und verlangen meist eine Anreise mit dem Auto. Die Nähe zu den Kunden hilft bei der Wahrnehmung und ermöglicht Einsparungen bei der Werbung. Ausbleibende Fahrzeiten, vor allem in Zeiten hoher Energiekosten, machen den Einkauf bei Dino zudem wirtschaftlich deutlich attraktiver. Das Unternehmen verdankt diesen strategischen Vorteil dem deutlich kleineren Ladenformat. Mit 400 qm ist Dino bereits profitabel, wenn es 2.500 Kunden in einem Radius von 2 km erreicht. Mehr müssen es nicht sein. Bei den Discountern sind es schnell mal 10.000 potenzielle Kunden, die es braucht. Das ermöglicht es Dino, an Orten präsent zu sein, an die die große Konkurrenz nicht kommt.

Fokus auf die Peripherie

Mit seinem kleinen Ladenformat konzentriert sich Dino ausschließlich auf ländlichere Regionen. In den großen Städten Polens werden Sie, verehrte Leserinnen und Leser, die Läden also nicht vorfinden. Das ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil Dino dort auf ein deutlich weniger wettbewerbsintensives Marktumfeld trifft. Das sind vor allem kleinere Familienbetriebe, die zwar ähnlich nah bei Kunden sind, aber nicht von den Skalenvorteilen einer national operierenden Supermarktkette profitieren. Natürlich sind in Polen größere Supermärkte auch in ländlicheren Regionen zu finden, aber eben mit deutlich größerem Fahraufwand. Während sich also die internationale Konkurrenz in den Städten die Köpfe einschlägt, sammelt Dino auf dem Land freudig Marktanteile.

Preislich konkurrenzfähig, wenn es zählt

Mit knapp 2.700 Läden zählt Dino schon heute zu den größeren Supermarktketten des Landes. Aber mit schätzungsweise 5% Marktanteilen reicht es auch heute längst nicht an den Marktführer Biedronka (ca. 30%) heran. Auch kann das Unternehmen nur schwer mit einem internationalen Wettbewerber wie Lidl mithalten. Damit gehen Kostennachteile einher, die sich in einem teureren Sortiment niederschlagen müssen. Um dem entgegenzuwirken, verpflichtet sich Dino bei den wichtigsten 10% des Sortiments, mit dem von den großen Discountern vorgegebenen Preisniveau gleichzuziehen. Mit diesem Versprechen und in Kombination mit der großen Nähe zum Kunden nimmt Dino selbst als kleinerer Spieler eine starke Wettbewerbsposition ein.

Alle Läden gehören Dino selbst

Im Einzelhandel ist es üblich, die Läden zu leasen. Auch in Polen ist diese Praxis weit verbreitet. Dino hat sich entschieden, einen anderen Weg zu gehen. Das Unternehmen ersteht mit großem Vorlauf landwirtschaftliche Flächen, die es dann in Gewerbeflächen umwandelt, um darauf mit einer ausschließlich auf Dino fokussierten Baufirma neue Filialen oder Logistikzentren zu entwickeln. Dieses ungewöhnliche Vorgehen zahlt natürlich auf die bereits erläuterten Feinheiten der strategische Ausrichtung von Dino ein. Es schafft signifikante Kostenvorteile, die die Konkurrenzfähigkeit steigern.

Eine Fleischtheke als Alleinstellungsmerkmal

Polen gehört zu den Ländern mit dem höchsten Fleischkonsum weltweit. Man kann also sagen, dass Fleisch im Einkauf eine durchaus herausgehobene Bedeutung hat. Dino begegnet dieser Marktbegebenheit mit gleich zwei Besonderheiten. In jeder Ladenfläche bietet das Unternehmen eine eigene Fleischtheke. Damit sticht die Kette gegenüber den großen Wettbewerbern bis heute heraus und hat bei den Kunden eine enorme Bekanntheit erlang. Der Konkurrent Biedronka versucht, diese Strategie nun zu kopieren. Allerdings verfügt Dino über einen weiteren Vorteil. Das Unternehmen hat seine eigene Fleischproduktion. Damit kann Dino eine größere Qualität zu kleineren Preisen gewährleisten.

Nun mögen Sie schmunzeln und auch wir geben zu, dass uns die „Fleischtheke“ in einer Investment-These noch nicht begegnet ist. Aber sie macht einen Unterschied und darum geht es. Denn genau in einem so wettbewerbsintensiven Geschäft wie dem Einzelhandel geht es um die kleinen Feinheiten. Sie entscheiden über Erfolg und Misserfolg. Bei Dino können wir eine ganze Reihe teilweise gar nicht so kleiner Feinheiten erkennen. Nach nun über 15 Jahren der disziplinierten Umsetzung sind diese Feinheiten zu Wettbewerbsvorteilen geworden, die schwer zu replizieren sind.

Wir bereits letzte Woche besprochen, raten wir Ihnen, zunächst keine weiteren Stücke von Dino (105,95 Euro; PLDINPL00011) zu erwerben, die Aktie aber zu halten. Wir werden uns aktiv auf die Lauer legen, um Dino in unser Musterdepot aufzunehmen, ohne dabei den alles entscheidenden Preis aus den Augen zu verlieren.

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