Südkorea – Aufgestiegen unter die Großen
Der weitere Ausblick ist durchaus positiv gemessen an den gerade vorab veröffentlichten Prognosen im Rahmen des kommenden Artikel IV-Berichts des IWF. Dort ist für das laufende Jahr ein BIP-Zuwachs von 3,4% notiert (die Projektion für die folgenden Jahre wird erst mit dem Gesamtbericht veröffentlicht). Das dürfte ausreichen, um den Vorsprung vor Italien zu halten, wenn nicht sogar auszubauen. Die ADB setzte ihren Ausblick für Südkorea zuvor im Dezember mit 3,3% in etwa auf dem gleichen Niveau an.
Die Treiber des Wachstums sollen auch in diesem Jahr wie zuvor der Export und die Investitionen der Unternehmen sein, die der Projektion zufolge jeweils überproportional zulegen werden. Im Hintergrund steht eine deutlich expansive Fiskalpolitik, welche die aus einer bislang überschaubaren Verschuldung resultierenden Spielräume konsequent nutzt mit Defiziten von 4,2 bzw. 3,6% vom BIP für 2020 und 2021. Damit wird die Schuldenquote des Staates in diesem Jahr die Grenze von 50% überschreiten. Die Leistungsbilanz wird trotz der kräftigeren Verschuldung des Staates weiterhin Überschüsse ausweisen auf der Grundlage einer Sparquote von mehr als einem Drittel des BIP (jeweils über 36% in 2020/21).
Allerdings stehen diese Projektionen unter dem Vorbehalt, dass die geopolitischen Spannungen rund um die koreanische Halbinsel herum die wirtschaftlichen Trends nicht beeinträchtigen. Hier gibt es gleich mehrere Konflikte, die virulent werden könnten: Angefangen bei den Nuklearambitionen Nordkoreas über die immer wilhelminischer auftrumpfende Großmacht China und ihre Ansprüche in den für Südkoreas Außenhandel wichtigen Seegebieten bis hin zu den Auseinandersetzungen mit (dem eigentlich verbündeten) Japan über die historischen Folgen des 2. Weltkriegs. Jeder dieser Konflikte hatte schon konkret nachvollziehbare negative Konsequenzen für Südkoreas Wirtschaft. Wiederholungen dieser Entwicklungen können nicht ausgeschlossen werden – ebenso wenig wie positive Verläufe. Zu den Stärken Südkoreas zählt sicherlich die günstige Finanzlage, die das Land zu einem sicheren Schuldner und interessanten Anlageziel machen.
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