Märkte

StaRUG – Todsichere Waffe gegen Kleinaktionäre

Im Drama um Varta spielt sich gerade der vermutlich letzte Akt ab. Am Montag (23.9.) informierte der Batteriehersteller, dessen Akkus zum Beispiel in allen Apple AirPods stecken, auf einer virtuellen Hauptversammlung über die letzten Sanierungsschritte nach dem „Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz“ (StaRUG).

Varta-Werk in Ellwangen
Varta-Werk in Ellwangen © Varta

Was nach wünschenswerten Zielen für Varta klingt, ist unter dem Strich nichts anderes als die kalte Enteignung der Kleinaktionäre, die immerhin gut 50% der 42,6 Mio. Aktien besitzen und am Montag ankündigten, gegen die Entscheidung zu klagen.

Denn das StaRUG, das ursprünglich in der Corona-Krise in Schwierigkeiten geratene Unternehmen vor der Insolvenz bewahren sollte, hat mittlerweile den traurigen Ruf als todsichere Waffe gegen unliebsame Kleinaktionäre weg. Das Gesetz bietet Schlupflöcher, um Kleinaktionäre nach dem Kapitalschnitt – der „große“ wie „kleine“ Anteilseigner gleichermaßen trifft – von der folgenden Kapitalerhöhung auszuschließen. Sie werden also nicht nur enteignet, sondern anders als etwa dem bisherigen Varta-Großinvestor Michael Tojner und dem zum VW-Konzern gehörenden Sportwagenbauer Porsche wird ihnen auch noch das Recht verwehrt, mit frischem Kapital auf eine erfolgreiche Restrukturierung zu setzen.

Der Fall Varta hat einen prominenten Vorgänger: Der Nürnberger Kabelbauer Leoni rettete sich im April 2023 im StaRUG-Verfahren. Hier schoss der vorherige Großaktionär Stefan Pierer nach dem Rausschmiss der Kleinaktionäre 150 Mio. Euro nach – und verkaufte vor Wochenfrist (18.9.) 50% seines Anteils für 525 Mio. Euro an einen strategischen Investor aus China. Während also die Kleinaktionäre Totalverlust erleiden, bieten sich einigen wenigen Großinvestoren neue Chancen.

Das ist zutiefst ungerecht und muss dringend geändert werden. Die Rechte von Kleinaktionären in diesem Verfahren müssen gestärkt werden. Ansonsten droht das zarte Pflänzchen „Aktienkultur“ in Deutschland weiteren schweren Schaden zu nehmen. kdb

Abonnieren Anmelden
Zum PLATOW Brief