Seidenstraße wird für Pakistan zur Sackgasse
Indes dürfte China und damit der wichtigste Finanzier Pakistans dabei fehlen. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zeigte dem pakistanischen Premier Shehbaz Sharif die kalte Schulter, als dieser mit dem Wunsch nach Peking reiste, einen China-Pakistan Economic Corridor (CPEC) 2.0 anzuregen. Einst als Flaggschiff der Belt & Road Initiative (BRI) angepriesen, löst der CPEC mit seinen umfangreichen Infrastrukturinvestitionen heute in China eher negative Gefühle (s. diese Ausgabe) aus. So soll Shabaz hinter verschlossenen Türen mit der Forderung konfrontiert worden sein, die Probleme des „CPEC 1.0“ zu lösen, insbesondere die Sicherheit des chinesischen Personals, das häufig zur Zielscheibe separatistischer und islamistischer Kräfte wird.
Sicherheit nach Chinas Vorbild
Kurz darauf legte Spitzenfunktionär Liu Jianchao bei den turnusmäßigen bilateralen Konsultationen in Islamabad nach. Die anhaltend schlechte Sicherheitslage und das schwierige Geschäftsumfeld kosteten das Vertrauen chinesischer Investoren. Genosse Liu hatte auch konkrete Vorschläge und Ideen. So regte er die Kontrolle westlicher sozialer Medien an, die die chinesisch-pakistanische Freundschaft untergraben. Außerdem forderte er eine Verfassungsänderung, um die Macht der Provinzen zu beschneiden und ein zentralisiertes System für die „reibungslose“ Umsetzung von Projekten zu schaffen. Außerdem sollten die chinesischen Sicherheitsbehörden in Pakistan freie Hand erhalten, um die Sicherheit des chinesischen Personals zu gewährleisten. En passant sollten auch die politischen Parteien Pakistans zugunsten größerer Stabilität geeint werden – ohne auf die problematische Rolle des in der Politik allgegenwärtigen Militärs einzugehen.
Noch weltfremder wirken Pekings Forderungen in Bezug auf Rebellion und Terrorismus: Pakistanische Islamisten sehen in China den Teufel, der muslimische Minderheiten in Xinjiang brutal unterdrückt. Zudem ist das pakistanische Militär eng mit Islamisten verbunden, was ein militärisches Vorgehen gegen Taliban- und IS-Ableger ausschließt. Die säkularen Separatisten sehen in China eine imperiale Macht, die der lokalen Bevölkerung die Ressourcen raubt. Gerade Machtteilung und Dezentralisierung wären nötig, um den seit 2006 andauernden „fünften Unabhängigkeitskrieg“ in Belutschistan zu befrieden. Diese Managementfehler Chinas dürften zu weiteren hohen Verlusten bei den BRI-Investitionen führen. mk