Emerging Markets

Russland – Fluch und Segen des Rohstoffreichtums

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Der wirtschaftliche Abstieg Russlands hat lange vor Beginn der ersten von den USA und der EU Anfang März verhängten Sanktionen begonnen. Während das BIP zwischen 2002 und 2012 noch mit einer Jahresrate von durchschnittlich 4,6% wuchs, wurden 2013 lt. einer Studie des Vermögensverwalters Feri nur noch 1,4% erreicht.

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Verstärkt durch die Ukraine-Krise und die mittlerweile wirkenden westlichen Boykott-Maßnahmen dürfte die russische Wirtschaft im laufenden Jahr bereits um 0,4% schrumpfen. Das liegt vor allem an den seit Jahresbeginn stark gefallenen Ölausfuhren, die eine extrem hohe Abhängigkeit Russlands von diesen Rohstoffen offenbaren.

Feri-Expertin Veronika Lustig ließ auf der Herbsttagung ihres Hauses an dieser Stelle Zahlen sprechen: So hält sich die einst üppig positive russische Leistungsbilanz gerade noch oberhalb der Null-Linie, was aber bereits 2015 nicht mehr der Fall sein dürfte. Inklusive der Einnahmen aus Öl- und Gasexporten, die mehr als die Hälfte der Staatseinnahmen ausmachen, war der Staatshaushalt 2011 und 2012 für kurze Zeit sogar positiv. Doch das ist lange vorbei. Die Verschuldung Moskaus steigt kontinuierlich, liegt allerdings mit 20% des BIP immer noch deutlich unter den Vergleichszahlen des Westens. Dennoch hat Russland im Zuge der politischen Spannungen an Vertrauen verloren. Die Kapitalabflüsse haben sich seit Jahresbeginn fast verdreifacht, was den Rubel gegenüber dem Dollar stark abfallen ließ und Aktien, die sich bis Mitte 2014 erholt hatten, erneut in den Keller schickte.

Ob es zu einer nochmaligen Verschärfung der Sanktionen des Westens und gar einem Lieferstopp Russlands für Öl und Erdgas kommt, hält die Analystin von Feri für sehr unwahrscheinlich. Russland benötigt die Devisen aus seinen Rohstoffverkäufen, denn andere Exportgüter sind kaum vorhanden. Noch 2013 entfielen fast 48% der russischen Exporte auf Öl und Gas, weitere 36% auf Mineralöle, Chemikalien und Metalle. Nur 16% der Ausfuhren hatten mit Rohstoffen nichts zu tun. Weit über die Hälfte dieser Ausfuhren finden Abnehmer in der EU, die sich aus ihrer Abhängigkeit von Russland so schnell nicht wird befreien können. Einzige Alternative wäre Flüssiggas, was in der Produktion noch zu teuer ist.

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