Finanzdienstleister

Nu Holdings – Aufgehender Bankenstern mit Kostenproblem

Ein fulminantes Börsendebüt feierte Nu Holdings am 9.12.21. Der Finanzdienstleister ging zeitgleich in São Paulo und New York aufs Parkett. Der erste Kurs an der NYSE lag mit 11,25 US-Dollar stolze 25% über dem Ausgabepreis von 9,00 Dollar. Damit spülte das IPO rd. 2,6 Mrd. Dollar in die Kassen der Bank und sorgte für eine Erstbewertung von 41 Mrd. Dollar, womit sie auf einen Schlag die bisher wertvollste Bank Lateinamerikas – Itaú Unibanco aus Brasilien – hinter sich ließ.

Hauptsitz in Sao Paolo
Hauptsitz in Sao Paolo © Nu Holdings

Herzstück von Nu Holdings ist die Nubank. Das Fintech wurde erst 2014 gegründet und schlug am brasilianischen Markt ein, wie eine Bombe. Die kostenlose Kreditkarte erfreute sich großer Beliebtheit. Corona sorgte für eine noch höhere Nachfrage. Denn viele Brasilianer, die bisher kein Konto besaßen, eröffneten in der Pandemie eins bei der Nubank, um staatliche Hilfen empfangen zu können. Heute haben dort 48 Mio. Brasilianer ihr Konto, bei einer Gesamtbevölkerung von knapp 213 Mio. ist das eine stattliche Quote. Am gesamten lateinamerikanischen Markt, den Nu Holdings erobern will, sind schätzungsweise 200 Mio. Menschen ohne Konto. Mit dem Erlös aus dem Börsengang will CEO David Vélez Osorno in Kolumbien und Mexiko Fuß fassen. Da Kontoeröffnung und die gesamte Kommunikation ausschließlich über das Smartphone abgewickelt werden, sind die Kosten pro Kunde mit nur 6 Dollar deutlich geringer als bei traditionellen Banken des Landes, die deutlich über 100 Dollar berappen müssen. Allerdings fällt auch der Ertrag pro Kunde mit 16 Dollar weitaus kleiner aus als bei der Konkurrenz mit ca. 300 Dollar.

Aber ein Einnahmeproblem hat das Institut keinesfalls. In den ersten neun Monaten des Gj. 2021 haben sich die Erlöse auf 1,06 Mrd. Dollar fast verdoppelt. Vielmehr bereitet die Kostenseite den Brasilianern Probleme. Allein die operativen Ausgaben stiegen im selben Zeitraum um 85% auf fast 600 Mio. Dollar. Entsprechend vergrößerte sich der Nettoverlust um 53,7% auf 99,1 Mio. Dollar. Von 2018 bis 2020 hat er sich auf über 170 Mio. Euro versechsfacht. Ein Lichtblick immerhin: Zum Jahresende 2021 dürfte er gegenüber dem Vj. etwas geschrumpft sein. Ein Eintritt in die Gewinnzone ist aber vorerst nicht absehbar. Auch wenn uns die Story gefällt und Investmentgrößen wie Warren Buffett bereits bei der Aktie (9,25 Dollar; KYG6683N1034) zugegriffen haben, kommt für uns ein Einstieg viel zu früh. Nu Holding muss die Kosten in den Griff bekommen und beweisen, dass Wachstum auch profitabel möglich ist.

Bis es soweit ist, kommt Nu Holdings auf unsere Beobachtungsliste.

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