Märkte

Nigeria – Teure Beseitigung von Altlasten

Die Daten zur aktuellen Lage Nigerias sind eher unerfreulich. Die Inflation ist erneut angestiegen und liegt weiterhin deutlich über 30%, während der jüngste Einkaufsmanagerindex mit 49,8 (Vormonat: 49,9) Punkten knapp unter der Expansionsschwelle verharrt. Auch die aktuellen Wachstumsprognosen ist auf den ersten Blick wenig berauschen.

von Dr. Martin Klingsporn,
Die Flagge Nigerias
Die Flagge Nigerias © Pixabay; Chickenonline

So hat der IWF seinen Ausblick für das laufende Jahr abermals gesenkt. Im neuen globalen Ausblick rechnet der IWF jetzt nur noch mit 2,9% BIP-Zuwachs nach 3,1% im Juli-Update und 3,3% im Ausblick vom Frühjahr. Neben den bekannten globalen Belastungen macht sich bemerkbar, dass Präsident Bola Tinubu seinen Worten Taten folgen ließ und die Abschaffung der Treibstoffsubventionen wagte. Das zog den erwartbaren Preissprung nach sich und gab der Inflation neuerlich kräftigen Schub. Der Markt wurde indes gleichzeitig in zwei Richtungen gestärkt: Die Produktion der lokalen Dangote-Raffinerie lief an und sorgt für ein inländisches Angebot. Gleichzeitig scheint der Import von Treibstoffen freigegeben worden zu sein.

Wenn sich dies dauerhaft durchsetzt, ist der Korruption eine wichtige Grundlage entzogen, und die Chancen stehen gut, dass die weitgehende Marktöffnung den Inflationsschub bald eindämmt. Gleichzeitig werden staatliche Mittel für sinnvollere Verwendungen frei, etwa für wachstumsfördernde Investitionen in Infrastruktur und Humankapital. Mit der Abschaffung der Treibstoffsubventionen hat die Regierung Tinubu ihren Willen und ihre Fähigkeit zu Reformen unter Beweis gestellt, was die gegenwärtigen Belastungen ausgleicht, die angesichts des akuten Rückgangs des Pro-Kopf-Einkommens im Zuge der herrschenden Wachstumsschwäche beträchtlich sind (vgl. PEM v. 5.6.).

Inzwischen gibt es auch Bewegung in der für Nigeria wichtigen Ölförderung: Die Behörden haben den Verkauf von vier bisher von westlichen Konzernen (ExxonMobil, Equinor, Agip, TotalEnergie) gehaltenen Tochtergesellschaften mit Onshore-Anlagen an überwiegend lokale Investoren genehmigt. Lediglich der im Januar vereinbarte Verkauf einer Shell-Tochter mit Onshore-Anlagen an die Renaissance Africa Energy Company wurde blockiert. Offenbar war der Käufer nicht genehm. Auch bei diesen Transaktionen handelt es sich nicht um einen grundsätzlichen Rückzug der Multis aus Nigeria. Sie bleiben mit erheblichen Offshore-Aktivitäten präsent, was insbesondere auch für Shell gilt. Mit den jüngsten Veränderungen sehen wir Nigeria positiver als noch im Juni. Es sind zumindest handfeste Chancen für einen steileren Wachstumspfad und entsprechende Gewinne entstanden, die eine höhere Gewichtung im Portfolio rechtfertigen.

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