Emerging Markets

Mexiko fürchtet das „fiscal cliff“ in den USA

"

Die mexikanische Wirtschaft ist traditionell stark verwoben mit der US-Ökonomie. Die dortige Verlangsamung kommt immer wieder zeitverzögert auch im Nachbarland an. Im August legte die Industrieproduktion im Land der Maya um 3,6% zu, während es im Vormonat noch 5% waren. Im September werden rd. +3,2% erwartet. Sollte es wie prognostiziert in den USA wieder bergauf gehen, dann dürfte dies das Tief darstellen. Vor allem der Automobilsektor ist entscheidend. Die Kapazitätsauslastung ist in Mexiko seit 2009 stetig gestiegen. Sie bewegt sich um die 81%. Der Anreiz für weitere Investitionen ist somit vorhanden. Die Industrieproduktion hat inzwischen das 2007er Niveau sogar getoppt, was den USA bisher nicht gelungen ist. Doch die Korrelation der Industrieproduktion zwischen den beiden Ländern beträgt fast 0,9. Entsprechend groß ist die Angst der Mexikaner vor dem möglichen „fiscal cliff“ im kommenden Jahr, wenn zahlreiche Steuervergünstigungen in den USA auslaufen und sich der neue (oder alte) Präsident und der Kongress einigen müssen, wie es an der Steuerfront weitergehen soll. Kommt die Einigung zu spät, ist eine Rezession unausweichlich, mit all den negativen Folgen für das Nachbarland.

"

Die Inflationsrate hatte im September auf 4,77% zugelegt. Im August waren es noch 4,57%. Die höheren Agrarpreise hatten für den neuerlichen Schub gesorgt. Vor allem Früchte, Gemüse, Hühnchen und Eier wurden teurer. Neben der Dürre in Nordamerika hat sich dabei der Ausbruch der Vogelgrippe niedergeschlagen. Da bisher Zweitrundeneffekte aber noch nicht zu sehen sind, dürfte die Zentralbank nicht unter Zugzwang stehen. Bisher wird mit einem 2013er-BIP-Wachstum für Mexiko von 3,5% gerechnet. Finanziell steht das Land auf soliden Beinen. Der IWF hatte sich in seinem letzten Report zum Bankensystem positiv geäußert und die gute Kapitalisierung hervorgehoben. Gleichzeitig ist das Land nur mit rd. 50% des BIP verschuldet. Es bleibt also genügend Luft, bei einer möglichen US-Konjunkturdelle gegenzusteuern.

Peso bleibt volatil
Nach einem Schwächeanfall im Mai konnte die mexikanische Währung in den vergangenen Monaten gegenüber dem USD Boden gutmachen und legte wieder rd. 9% zu. Der Leitindex IPC kann im laufenden Jahr immerhin ein Plus von 13,39% vorweisen. Den Rückschlag im Mai hatte der Index recht schnell wieder überwunden.

Gruma setzt auf Hedging
Bei Gruma (12,65 USD; 920 457; US4001313067) handelt es sich um einen Tortilla- und Mehlproduzenten, der weltweit vertreten ist. Größte Tochter ist Gruma Corp., die in den USA und Europa Geschäfte macht. Sie steuert 41% zum EBITDA bei. In den USA sprechen die Mexikaner die hispanische Bevölkerung an und bauen das Sortiment weiter aus. Die gestiegenen Rohstoffkosten (Weizen, Mais) können die Mexikaner noch über ihre Hedging-Positionen abfedern. Sollten die Kosten so hoch bleiben, werden aber wohl auch Preiserhöhungen ins Auge gefasst. Bis Redaktionsschluss lagen die Q3-Ergebnisse noch nicht vor. Unsere jüngste Empfehlung von Ende August war an der NYSE aufgegangen. Halten Sie jetzt Ihre Gruma-Papiere mit neuem Stopp bei 10,10 USD.

ASUR legt nochmals zu
Im September konnte der Flughafenbetreiber Grupo Aeroportuario del Sureste (ASUR; 100,83 USD; 579 253; US40051E2028) die Passagierzahlen um 10,6% auf rd. 1,21 Mio. steigern. Besonders positiv haben die Flughäfen im Touristenmekka Cancun (+13,6%), Cozumel (+21,3%) und Minatitlan (+16%) abgeschnitten. Die inländischen Passagiere trugen mit +13% bei, die ausländischen nur mit +8%. Trotz der hohen Bewertung (2013er-KGV: rd. 20) startete das Papier nochmals durch. Bleiben Sie bei ASUR an Bord, neuer Stopp: 80 USD. Leider nicht aufgegangen war unser Akkumulieren-Limit beim Airport-Spezialisten GAP (46,74 USD; A0J DTM; US4005061019). Im September konnte das Unternehmen die Passagierzahlen nur um 6,7% steigern, wobei die inländischen Gäste stärker abschnitten (+8,9%) als die ausländischen (+1,4%). Die größten Flughäfen im Portfolio, Guadalajara und Tijuana, konnten die Gästezahlen um 4,1 bzw. 10,7% steigern. Wir raten jetzt bei GAP zum Abwarten.

Gerät Grupo Modelo-Übernahme ins Wanken?
Im Juni hatte der Brauereiriese Anheuser-Busch InBev die Übernahme des mexikanischen Pendants Grupo Modelo (6,67 Euro; 896 259; MXP4833F1044), das durch die Marke Corona weltbekannt geworden ist, angekündigt. Zustimmen müssen dem Deal auch die US-Wettbewerbsbehörden. Doch inzwischen mehren sich die Gerüchte, dass der Deal nicht einfach grünes Licht bekommen wird. Offiziell heißt es von AB InBev-Seite zwar noch immer, das Closing werde für Anfang 2013 erwartet, doch die amerikanischen Wettbewerbsbehörden scheinen bereits Munition gegen die Übernahme zu sammeln. InBev verkauft schon heute rd. die Hälfte des amerikanischen Bieres. Zusammen mit der wichtigsten Importmarke Corona hätte das Unternehmen eine mehr als marktbeherrschende Stellung. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten Sie den Grupo Modelo-Kursgewinn (rd. +66%) jetzt aktiv mitnehmen.

Abonnieren Anmelden
Zum PLATOW Brief