Wieder mehr über Wettbewerb reden
Erst sank der ifo-Geschäftsklimaindex im August zum dritten Mal in Folge und dann korrigierten die Münchener Forscher auch noch ihre Konjunkturprognose für Deutschland nach unten: Für 2024 wird nur eine schwarze Null erwartet, gefolgt von mageren +0,9% in 2025 und +1,5% in 2026. Ifo-Präsident Clemens Fuest sprach auf LinkedIn dazu passend von „#Krise“. Das diesen Freitag obendrein von Eurostat revidierte Q2-Wachstum in der Eurozone (0,2 statt 0,3%), maßgeblich getrieben durch fehlende Investitionen in der Region, suggeriert ebenso wenig Momentum.
Mittlerweile ergreifen auch Unternehmer zunehmend das Wort. Nach der Stammtischrede des (Noch)-CEOs der Deutschen Börse, Theodor Weimar, im Juni („Deutschland ist auf dem Weg zum Entwicklungsland“) folgte diese Woche Christian Sewing. „Investoren sagen uns seit mehr als einem Jahr, dass sie an der Leistungsfähigkeit Deutschlands und Europas zweifeln und noch schlimmer, am Willen zu leisten“, so der Deutsche Bank-CEO auf dem „Handelsblatt“-Bankengipfel in Frankfurt. „Mit durchschnittlich 28 Stunden pro Woche und Rente mit 63 werden wir es nicht schaffen.“
Nun sollte absolute Arbeitszeit sicherlich differenzierter betrachtet werden. Jedoch stimmen wir im Grundsatz zu. Der globale Wettbewerb wartet nicht auf uns und es ist an der Zeit, dass wir in Deutschland wieder lernen, über Wettbewerb zu reden. Was für uns in unseren täglichen Gesprächen mit Vorständen aus dem deutschen Mittelstand „Brot – und Buttergeschäft“ ist, hatte zuletzt wenig Raum im politischen Diskurs.
Fakt ist, dass das viel zu sehr auf billige Energie aus Russland und den Export nach China und in die USA ausgerichtete deutsche Wirtschaftsmodell nicht länger trägt. Fakt ist aber auch, dass wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen wie eine ausgewogene Regulierung, Bürokratieabbau und moderne Infrastruktur geschaffen werden müssen. Wenn jedoch stattdessen immer nur über Gleich- und Umverteilung statt über Wachstum durch Leistung gesprochen wird, wird es nur Verlierer geben. js