Japan vor der Zinserhöhung – Geht es diesmal besser für die Märkte aus?

Notenbankchef Kazuo Ueda hat es nach der letzten Sitzung der Bank of Japan (BoJ) im Dezember deutlich signalisiert: Am Freitag (24.1.) dürfte die Zentralbank den kurzfristigen Leitzins von 0,25% auf 0,50% anheben. Es wäre die dritte Zinserhöhung innerhalb eines Jahres – und zugleich ein historischer Schritt, denn die BoJ hatte nach der globalen Finanzkrise 2008 den Zins schrittweise bis auf -0,1% im Jahr 2016 gesenkt und ihn erst im März 2024 aus der Negativzone geholt.
Ueda hatte zuletzt stets betont, dass die BoJ auf positive Lohntrends und eine stabile Konjunktur warten wollte, bevor sie erneut handelt. Diese Signale scheinen gegeben: Japans größte Gewerkschaft fordert für dieses Jahr mehr als 5% Lohnsteigerung, während große Unternehmen wie die Modehandelsgruppe Fast Retailing und Japans größter Whisky-Hersteller Suntory bereits deutliche Gehaltsanhebungen für ihre Mitarbeiter angekündigt haben. Auch die Inflation in Japan, lange ein Sorgenkind, scheint auf Kurs, das Ziel von 2% zu erreichen. Die Märkte preisen die Zinsanhebung daher mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% ein, auch wenn mögliche US-Strafzölle und ihre negative Wirkung auf die exportabhängige japanische Konjunktur zur Vorsicht mahnen.
Eine Erhöhung auf 0,50% wäre zwar nur ein kleiner Schritt in absoluten Zahlen, doch ein „großer Sprung“ für die Zentralbank – angelehnt an das berühmte Zitat des US-Astronauten Neil Armstrong. Schließlich wäre dies das höchste Zinsniveau Japans seit Oktober 2008. Bis Jahresende könnten die Zinsen laut den Erwartungen der BoJ-Watcher sogar auf 1,00% steigen.
Doch dabei muss die Zentralbank äußerst umsichtig kommunizieren. Die Erinnerung an die letzte Zinserhöhung vom Juli 2024 ist noch frisch: Damals sorgten schwache US-Arbeitsmarktdaten nur einen Tag nach der Anhebung auf 0,25% für Panik an den Märkten. Anleger fürchteten eine zu schnelle Ausweitung der Zinsschere zwischen den USA und Japan. Die Folge: Yen-Carry-Trades wurden aufgelöst, der japanische Topix verlor innerhalb von drei Tagen 18%, der S&P 500 und der DAX folgten mit zweistelligen Verlusten. Die internationalen Börsen gerieten ins Wanken.
Diesmal sind die Voraussetzungen anders. Die BoJ hat dazugelernt und will ihren weiteren Zinspfad klarer kommunizieren. Auch die Erwartungen an die Zinspolitik der Fed haben sich stabilisiert: Zinssenkungen in den USA werden zwar weiterhin erwartet, doch die Fed dürfte zunächst die Auswirkungen der Politik von Donald Trump auf die Inflation abwarten. Die Notenbankzinsen in den USA dürften jedenfalls nicht ganz so schnell und nicht so drastisch fallen wie zuvor erwartet.
Mit der am Freitag anstehenden vierteljährlichen Überprüfung der Inflations- und Wachstumserwartungen der BoJ könnten die Märkte weitere Orientierung erhalten. Die Chancen stehen ganz gut, dass nicht nur die japanischen Anleger, sondern auch die Finanzmarktakteure weltweit den großen Schluck aus der Zinspulle der BoJ besser verdauen.