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IWF-Ausblick – Der Preis der Pandemie

Dem aktuellen Ausblick des IWF zufolge wird das globale BIP durch die Corona-Krise mit den Kontaktbeschränkungen, Ausgangssperren und Ausfällen von Arbeitskräften im laufenden Jahr um etwa 3% schrumpfen und 2021 mit 5,8% wieder aufholen. Die wichtigsten Merkmale der Krise sind neben dem direkten Gesundheitsproblem (d. h. Verfügbarkeit von Arbeitskräften) die Produktionsstopps. Das gilt vor allem in den Dienstleistungsbranchen, die besonders auf den persönlichen Kontakt angewiesen sind. Hinzu kommt eine weitere Schwächung des internationalen Handels.

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© CC0 Public Domaine

Stark betroffen sind hiervon die etablierten Industrieländer, deren BIP mit -6,1% regelrecht einbricht, während der BIP-Rückgang für die Emerging Markets auf -1% geschätzt wird, was allerdings einige Länder in Schwierigkeiten bringen dürfte. Denn die Nachfrage der Industriestaaten nach den Zulieferungen aus den EM wird entsprechend sinken. Namentlich der scharfe Einbruch der Eurozone dürfte vor allem den Osteuropäern Probleme bereiten. Der IWF ist (wie immer) für die Eurozone extrem pessimistisch mit einem geschätzten BIP-Rückgang um 7,5%. Das schlägt Richtung Osten durch und würde für die Osteuropäer ein Minus von 5,2% jeweils im laufenden Jahr bringen.

Rechnerisch genau so übel getroffen mit -5,2% wird der Projektion nach Lateinamerika. Hier wirken sich vor allem die auf breiter Front gesunkenen Preise der international gehandelten Rohstoffe aus. Damit schrumpfen auch die Deviseneinnahmen, während die Belastung durch die internationalen Kreditverpflichtungen bestehen bleiben. Das Risiko der Investoren steigt daher. Der Kapitalstrom in die EM hat sich bereits umgekehrt, es fließen Mittel ab und sorgen damit für zusätzlichen Druck auf die Währungen und schränken die Verfügbarkeit von Kredit ein.

Demgegenüber schneidet Asien positiv ab, den IWF-Annahmen nach bleibt dort das Wachstum positiv (1% im laufenden Jahr), wobei vor allem die beiden Großen, China (+1,2%) und Indien (+1,9%), keine Rückschritte erleben sollen. Und selbst bei den ASEAN-Staaten wird das Minus lediglich auf -0,6% geschätzt. Hier dürfte neben den eigenen Stärken der Region eine Rolle spielen, dass der IWF mit einer relativ schnellen Erholung der USA mit entsprechend dynamischer US-Importnachfrage rechnet, von der besonders Asien profitieren würde. Die zugrunde liegende Einschätzung der USA halten wir auf Grund der neueren Arbeitsmarktdaten für reine Illusion. Die USA werden schon allein wegen des höheren Anteils der Dienstleistungen am BIP schärfer von der Krise getroffen als die Eurozone. Entsprechend dürfte auch Asien etwas schwächer abschneiden als prognostiziert.

Auf den ersten Blick erstaunlich: Sowohl die Region Afrika als auch die Gruppe der ärmsten Staaten werden weniger getroffen, der geschätzte BIP-Rückgang hält sich mit 1,6% im Rahmen. Bewegung von Weltmarktpreisen und Richtung der Finanzströme haben für die in Afrika verbreitete Subsistenzwirtschaft kaum Bedeutung.

Unser Urteil und Gewichtung der Regionen ändern sich nicht: Asien und Osteuropa bevorzugen, Lateinamerika meiden.

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