Israel – Starker Trend trotz globaler Krisen
Auf der Nachfrageseite erwies sich vor allem der Konsum der privaten Haushalte als Konjunkturmotor, der gestützt durch eine robuste Beschäftigung und staatliche Transfers volle 11,7% zum Vj. zulegte. Das Budgetdefizit hielt sich mit 4,3% vom BIP im Rahmen. Hintergrund waren über den Erwartungen liegende Steuereinnahmen, die wiederum den robusten Konjunkturverlauf widerspiegeln. Diese außerordentlich günstige Konstellation schlägt sich überraschend auch bei der Staatsverschuldung nieder: Die sank leicht im Verhältnis zum BIP von 71,7% auf 69% trotz der vergleichsweise hohen Kreditaufnahme des Fiskus. Auf der Entstehungsseite des BIP spielte einmal mehr der starke Hightech-Sektor der israelischen Wirtschaft eine wichtige Rolle – und zwar sowohl im Hinblick auf die Wertschöpfung insgesamt als auch auf die Exporte und damit die Leistungsbilanz.
Die Zukunft sieht der IWF in seinem gerade veröffentlichten Artikel IV-Bericht vergleichsweise positiv: Die Wirtschaft wird der Projektion zufolge leicht über Potenzial (bei etwa 3,5% geschätzt) wachsen, ohne dass indes größere Inflationsschübe gesehen werden: Das laufende Jahr bringt mit 2,7% Jahresrate schon die Spitze und fällt danach auf etwa 2% zurück, bleibt also ständig in einem völlig unproblematischen Bereich – sofern die Projektion nicht allzu weit von der Wirklichkeit entfernt liegt. Allerdings entspricht diese entspannte Sichtweise auch der jüngst von der Bank of Israel (BoI) vorgelegten Projektion. Dort bleiben die aus Analysten-Reports, Daten der Terminmärkte und der eigenen Prognose jeweils hervorgehenden Projektionen für die Inflationsrate der nächsten Quartale im Bereich von etwa 2,5%.
Eine wichtige Stütze des starken Grundtrends der Wirtschaft war die robuste Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote ging selbst im vergangenen Jahr nicht über 5% hinaus. Die Nachfrage nach Arbeitskräften bleibt robust und wird für einen weiteren Anstieg der Nominallöhne sorgen, was wiederum den Konsum stützen wird. Alles in allem geht der IWF davon aus, dass sich der Aufschwung mittelfristig verfestigt. Die Prognosen von IWF und BoI liegen dabei sehr nah beieinander.
Dennoch bleiben Risiken: Der Krieg in der Ukraine hatte bislang nur begrenzte Auswirkungen für Israel. Das Volumen des bilateralen Handels mit der Ukraine oder Russland ist bescheiden. Den globalen Wirkungen etwa auf die Rohstoffpreise kann sich aber auch Israel nicht entziehen. Hinzu kommt die Corona-Pandemie.
Dennoch bleibt Israel gerade mit Blick auf seinen Hightech-Sektor sowie die Bau- und Baustoffbranche ein interessantes Anlageziel.