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Trumps Drohung und die Folgen fürs internationale Währungssystem

Trumps Ankündigung, den Dollar mit Zöllen zu verteidigen, zeigt die wachsende Schwäche der US-Währung. Während die USA den Dollar stützen wollen, arbeiten die Schwellenländer längst und zunehmend an einer Entkopplung.

von Martin Klingsporn,
Donald J. Trump
Donald J. Trump © cc0

„Die Idee, dass die BRICS-Länder versuchen, sich vom Dollar zu lösen, während wir danebenstehen und zusehen, ist NULL. Wir verlangen die Zusage, dass sie weder eine neue BRICS-Währung schaffen noch eine andere Währung unterstützen werden, um den mächtigen Dollar zu ersetzen, oder sie werden mit 100% Zöllen belegt“, tönte Donald Trump und zeigt damit Schwäche: Wenn der Dollar mit solchen Drohungen verteidigt werden muss, ist er nicht mehr „mächtig“. Der Dollar wird als Leitwährung akzeptiert, weil er den Zugang zum Welthandel ermöglicht, der nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich von den USA gestaltet und reguliert wurde. Die notwendige Dollar-Liquidität stammt aus den Handelsdefiziten der USA, die teilweise mit frisch geschöpften Dollars finanziert werden, die in die Währungsreserven im Rest der Welt wandern. Allein im Jahr 2023 waren es rund 230 Milliarden US-Dollar.

„America first“ wird zu „America alone“

Der Schwachpunkt: Die Emerging Markets (EM) können Kredite praktisch nur in Dollar und Euro aufnehmen, in geringerem Umfang auch in Franken, Yen oder Pfund. Damit gehen sie ein Währungsrisiko ein, das sich in allen EM-Finanzkrisen als gefährlicher Brandbeschleuniger erwiesen hat. Der Dollar wird nur so lange unangefochten bleiben, wie die USA dafür sorgen, dass vor allem diese Schwäche überkompensiert wird. Der von Trump propagierte Defizitabbau durch Produktionsverlagerung in die USA bewirkt das Gegenteil. Die EM würden Marktanteile verlieren und damit am Kreditmarkt in die Zange von geringeren Exporterlösen (US-Importsubstitution) und knapperer Dollar-Liquidität (geringeres US-Defizit) geraten. Trump macht also ein vom Dollar unabhängiges System für den Rest der Welt attraktiver. Zudem ist dies inzwischen auch machbar, wie die mit Unterstützung der BIZ entwickelte Plattform mBridge zeigt.

Weniger sicher ist der Abbau des US-Defizits, der zu einem großen Teil von den US-Bürgern bezahlt werden müsste. Zölle beseitigen nicht die Kostennachteile, die zur Abwanderung von Arbeitsplätzen geführt haben, sondern verteilen die Lasten lediglich um, über höhere Preise und niedrigere Löhne. Letztlich bedeutet der Abbau des US-Defizits (Überschuss der Gesamtausgaben aller US-Sektoren über die Gesamteinnahmen), dass irgendwo gespart werden muss. Unterdessen wird in den EM überall an der regionalen Integration gearbeitet, die nicht nur von IWF und Weltbank, ADB und EBRD als Puffer gegen globale Schocks gefördert wird, sondern auch die Entkopplung vom Dollar erleichtert. Die durch Trumps Drohung sichtbar gewordene US-Schwäche ist real.

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