Indien nutzt Chinas Schwäche
Am Mittwoch (28.2.) teilte Country Garden, der nach Vanke und Greenland Holdings drittgrößte Immobilienriese Chinas, mit, dass mit Ever Credit ein bedeutender Gläubiger wegen ausbleibender Tilgung eines fälligen Darlehens in Höhe von rd. 205 Mio. US-Dollar einen Liquidationsantrag eingereicht habe. Die Schuldenlast von Country Garden beläuft sich auf gewaltige 195 Mrd. US-Dollar. Nach der Pleite von Evergrande (Schulden: 300 Mrd. Dollar) droht damit die nächste Pleite. Die Aktie brach um über 14% ein. Die bisherigen Maßnahmen Pekings, wie etwa Lockerungen bei Kreditvergaben, entfalten offenbar zu wenig Wirkung (vgl. PEM v. 31.1.). Damit büßt der chinesische Kapitalmarkt weiter auf breiter Front Anlegervertrauen ein.
Großer Nutznießer ist Nachbar Indien. Vor allem Elektronikhersteller haben ihre Lieferketten breiter diversifiziert und aus China u.a. nach Indien verlagert. Mit Steuersenkungen, Rabatten, einfachem Landerwerb und Kapitalspritzen hat Indien Hersteller v.a. aus UK und den USA angelockt, was prompt auf den Anteil indischer Elektronikexporte in beide Länder durchschlug, seit 2021 von 4,8 auf 10% resp. 2,5 auf 7,7%. Einen großen Anteil haben Firmen wie Apple und Samsung. So befindet sich in Indien die größte Mobiltelefonfabrik der Südkoreaner und unser Musterdepotwert Hon Hai Precision investiert massiv in indische Produktionsstätten, wo mind. 7% aller Apple-iPhones gefertigt werden.
Auffällig ist, dass Europa und Japan sich nicht ganz von China lösen, eher auf eine „China-Plus-Eins-Strategie“ setzen. In Deutschland beträgt der Anteil indischer Elektroexporte konstante 3,4 (2021: 3,3)%. Für Premier Narendra Modi kommt der China-Boost vor den Wahlen im April/Mai wie bestellt. Mit seinem „Make in India“-Plan will Modi Arbeit schaffen, Exporte ausweiten und die Wirtschaft stärken. Eine dritte Amtszeit wird gemeinhin erwartet. dog