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Indien – Kräftige Erholung in Sicht

Der IWF schätzt in seinem neuesten Artikel IV-Bericht entsprechend den Zahlen des kurz zuvor publizierten globalen Ausblicks Indiens Wachstum für das Fiskaljahr 2021/22 auf 9,5% und für 2022/23 auf 8,5%. Damit zeichnet er ein etwas kräftigeres Profil der Erholung verglichen mit dem Herbstausblick der ADB, der für Indien 10 bzw. 7,5% in Aussicht stellt.

Die Mehrheit der indischen Bevölkerung hängt noch immer direkt oder indirekt an der Landwirtschaft.
Die Mehrheit der indischen Bevölkerung hängt noch immer direkt oder indirekt an der Landwirtschaft. © CC0

Im Jahrzehnt vor der Pandemie gehörte Indien zu den am schnellsten wachsenden Staaten der Welt und übertrumpfte zeitweilig sogar das chinesische Wachstumswunder. Die Corona-Pandemie stellte das Land dann aber vor große Herausforderungen. Zwei Covid-19-Wellen lösten eine Gesundheits- und Wirtschaftskrise aus, doch die Wirtschaft erholt sich allmählich. Die zweite Welle führte zu einem scharfen Einbruch der Wirtschaft, der allerdings geringer und kürzer als befürchtet ausfiel, und die jüngsten Hochfrequenzindikatoren deuten auf eine anhaltende Erholung hin. So liegen die Einkaufsmanager-Indizes klar im expansiven Bereich (um 55 Punkte) und über dem langfristigen Durchschnitt, was auf eine Fortsetzung der Erholung deutet.

Die wirtschaftlichen Aussichten bleiben dem IWF zufolge aufgrund der pandemiebedingten Unwägbarkeiten aber unsicher, eine weitere Welle könnte den aktuell erkennbaren Aufschwung ausbremsen. Momentan ist indes der Optimismus groß, die Unternehmen stehen einer anziehenden Nachfrage (d. h. wachsenden Auftragseingängen) gegenüber und reagieren darauf mit einer Ausweitung der Belegschaften. Die deutliche Verteuerung der Input-Preise, also der Anstieg der Kosten, tut dem keinen Abbruch.

Indien profitiert zwar von einer günstigen demografischen Entwicklung, doch könnte die Unterbrechung des Zugangs zu Bildung und Ausbildung aufgrund der Pandemie die Verbesserung des Humankapitals beeinträchtigen. Dem stehen Chancen gegenüber: Schnellere Impfungen und bessere Therapeutika könnten dazu beitragen, die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen und ihre Auswirkungen zu begrenzen. Indien hat aufgrund seiner pharmazeutischen Kapazitäten durchaus das Potenzial für positive Überraschungen in dieser Richtung. Darüber hinaus könnte die Umsetzung weiterer bereits angekündigter Strukturreformen das Wachstumspotenzial Indiens weiter erhöhen. Der Rückgang der Wirtschaftstätigkeit, geringere Einnahmen und die pandemiebedingten Unterstützungsmaßnahmen werden Schätzungen zufolge 2020/21 zu einer Ausweitung des Haushaltsdefizits auf 8,6% des BIP geführt haben. Die Fiskalpolitik stützt die Wirtschaft auch 2021/22. Daneben haben vor allem die Großunternehmen von den erleichterten Bedingungen an den Kapitalmärkten profitiert.

Der Aktienindex Sensex reagiert erfreut auf die überwiegend guten Nachrichten und ist seit dem Sommer in einem stabilen Aufwärtstrend, der unserer Einschätzung nach anhalten sollte.

Anleger sollten dieses Momentum nutzen, zumal Indien im Kontext der geostrategischen Lage durchaus mit Wohlwollen rechnen darf, das sich auch wirtschaftlichen auszahlen dürfte.

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