Technologie

Hon Hai Precision – Nvidia statt Apple

Der Wandel ist in vollem Gange: Hon Hai Precision verabschiedet sich schrittweise vom alten Image als Apple-Auftragsfertiger. KI-Server, vor allem für Nvidia, sollen bis 2026 zur zentralen Umsatzsäule werden.

Klaus Brune,
Stuttgart, Germany - 10-21-2022: Smartphone with logo of Hon Hai Precision Industry Co. Ltd. (Foxconn) on screen in front of business website. Focus on left of phone display.

Die am Freitag (14.3.) vorgelegten Ergebnisse des Geschäftsjahres 2024 belegen den soliden Wachstumspfad unseres Musterdepotwerts: Der Umsatz stieg um 11% auf 6,86 Bio. Neue Taiwan-Dollar (TWD; rund 190 Mrd. Euro). Rund 26% der Erlöse stammen aus dem Bereich Cloud & Network Products, zu dem auch das rasant wachsende Geschäft mit KI-Servern gehört.

Wo das künftige Wachstum herkommen soll, erklärte CEO Young Liu vier Tage nach der Ergebnisvorlage auf der Entwicklerkonferenz von Nvidia in San Jose, Kalifornien: Für 2025 erwartet er, dass das KI-Servergeschäft rund 1 Bio. TWD bzw. etwa 27,8 Mrd. Euro erwirtschaftet. Zudem soll der Bereich Cloud & Network Products spätestens 2026 das bisher dominierende Geschäft mit Smart Consumer Electronics ablösen – ein Segment, das 2024 noch rund 46% der Erlöse ausmachte und unter anderem das Auftragsgeschäft für die iPhones und AirPods von Apple umfasst. Damit signalisiert das Unternehmen einen tiefgreifenden strategischen Wandel: Hon Hai Precision entwickelt sich von der ausgelagerten Werkbank zu einem Fertiger von Schlüsselkomponenten für eine von Nvidia maßgebliche bestimmte Zukunftstechnologie, was den Taiwanesen neue Wachstumspotenziale erschließt.

Die Zukunftsaussichten im KI-Serverbereich gelten als zentraler Wachstumsmotor. Im ersten Quartal des laufenden Jahres sollen die Erträge in diesem Segment im Vergleich zum Vorquartal und Vorjahr um das Doppelte steigen, kündigte Liu in der Telefonkonferenz mit Analysten an – und sollen dann Quartal für Quartal weiter zunehmen.

Das zeigt sich auch schon an den operativen Gewinnen des Vorjahres, auch wenn die Ergebniskennzahlen etwas enttäuschten. Das EBIT legte um überdurchschnittliche 20% auf 200,6 Mrd. TWD zu, sodass die EBIT-Marge mit 2,9% den höchsten Stand der letzten fünf Jahre erreichte. Der Nettogewinn betrug dagegen lediglich 152,7 Mrd. TWD, was zwar 7,5% über Vorjahr lag, die Erwartungen der Analysten aber um etwa 4% verfehlte. Hauptgründe hierfür waren Verluste aus der Beteiligung an der japanischen Sharp sowie Währungsschwankungen. Positiv hervorzuheben ist der Gewinn je Aktie von 11,01 TWD, der den höchsten Stand seit 17 Jahren markiert.

Angesichts dieser Ergebnisse haben Analysten ihre Gewinnschätzungen für 2025 seit Jahresbeginn um ca. 6% reduziert – der Sondereffekt aus der Sharp-Beteiligung wurde damit bereits mehr als eingepreist. Unser Musterdepotwert wird aktuell mit einem 2025er-KGV von 11 bewertet, was im Kontext des 10-jährigen Bewertungsbandes von 9 bis 13 auf den ersten Blick  angemessen erscheint. In den vergangenen fünf Jahren, in denen zuletzt verstärkt die neue KI-Fantasie mit eingepreist wurde, lag das durchschnittliche KGV aber bereits bei 12. Bei einem prognostizierten Umsatzwachstums von +15% pro Jahr und einem Gewinn je Aktie von +18% pro Jahr bis 2027 erscheint uns das aktuelle Bewertungsniveau überaus attraktiv.

Wir sehen daher ein interessantes Chance-Risiko-Verhältnis und stufen die in Frankfurt gut handelbaren ADRs von Hon Hai Precision (8,95 Euro; US4380908057) von „Halten“ auf „Kaufen“ hoch. Unser Stopp liegt weiterhin bei 7,80 Euro.

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