Globale Wirtschaft – Krisen treffen EM hart
Der IWF sieht gute Chancen für eine „weiche Landung“ nach dem die Straffungen der Geldpolitik für einen deutlichen Rückgang der Inflationsraten gesorgt hat. Diese Verbesserung ist vor allem in den USA zu erkennen, deren Ausblick auf 2,1% und 1,5% statt zuvor 1,8% und 1% für 2023/24 angehoben wurde. Die Erholung von den Folgen der Corona-Pandemie, die Anpassung an die Folgen der russischen Invasion in der Ukraine beweisen demnach eine überraschende Widerstandsfähigkeit der Weltwirtschaft. Allerdings sind auch stärkere globale Divergenzen zu erkennen, in denen sich letztlich wohl die strukturellen Nachteile der Emerging Markets spiegeln und in einer schwächeren privaten Nachfrage niederschlagen.
Die in den etablierten Industrieländern stärker ausgebauten Gesundheitssysteme haben zu einem schnelleren Neustart nach Corona geführt. Verstärkt wird dieser Effekt durch den größeren fiskalischen Spielraum, der umfangreichere Unterstützung des privaten Konsums erlaubte. Hinzu kommen die schwierigeren finanziellen Bedingungen, die einen schlechteren Zugang zu Kredit und höhere Risikoprämien als besondere Belastungen bedingen.
Diese Abstufung gilt namentlich für China für das nunmehr 5% und 4,2% statt zuvor 5,2% und 4,5% notiert werden, was den verbesserten Ausblick für Indien (je 6,3% für 2023/24) überlagert. Der Ausblick für Asien (ex Japan) bleibt mit je 4% unverändert. Dagegen schlägt sich der verbesserte US-Ausblick in Lateinamerika mit einer Verbesserung (jetzt je 2,3%) nieder, wobei insbesondere Mexiko (3,2% und 2,1% statt zuvor 2,6% und 1,5%) profitiert.
Der Ausblick für die Emerging Markets Osteuropas wird mit 2,4% (zuvor 1,8%) für 2023 ebenfalls heraufgesetzt, vor allem weil Russland etwas besser eingeschätzt wird. Das sollte aus unserer Sicht mit Vorsicht gesehen werden, da sich der IWF stark an offiziellen (in Russland geschönten) Zahlen orientiert. Ein Blick auf die jüngsten Berichte zur Einkommensentwicklung in Putins Reich straft die offiziellen Erfolgsmeldungen Lügen zumal die Rubelschwäche unterstreicht, dass gerade die Russen selbst wenig Vertrauen in die russische Wirtschaft haben.
Umgekehrt dürften die anlaufenden Zahlungen aus dem Konjunktur-Programm der EU beachtliche Effekte haben, die sich bei den Osteueropäern innerhalb der EU als auch den Beitrittskandidaten positiv bemerkbar machen, wie jüngst von der EBRD in ihrem Ausblick gezeigt (vgl. PEM v. 4.10.).
Erschreckend schwach ist die leicht nach unten korrigierte Prognose für das südliche Afrika mit 3,3% und 4% für 2023/24, was unterm Strich auf rückläufige pro-Kopf-Einkommen hinauslaufen dürfte. Hintergrund dieser schwachen Perspektive für den ärmsten Kontinent sind die eingangs genannten strukturellen Nachteile, die dafür sorgen, dass die Krisen dort besonders tiefe Spuren hinterlassen. mk